Julia Gold Band 53
unterhielt sich die meiste Zeit mit Mariah. Sie wollte alles über den anhängigen Prozess und Mariahs Verhandlungsstrategie wissen. Als Mariah erwähnte, dass Zayad ihr behilflich sein wollte, legte Tara ihren unberührten Cracker auf den Teller und wandte sich an ihn. „Sagen Sie, aus welchem Land kommen Sie, Zayad?“
Sie wusste es, das sah er ihr an, doch er antwortete trotzdem. „Aus einem kleinen Staat, der Emand heißt.“
Sichtlich betrübt, fragte sie weiter: „Ist es schön dort? Gibt es Olivenhaine und Feigenbäume? Duftet es überall nach Gewürzen, bleibt der Sand noch nach Sonnenuntergang warm?“
„So ist es.“ Sein Vater hatte ihr das alles erzählt, und er empfand beinah Mitleid mit ihr.
„Das hört sich ja an, als wärst du schon einmal dort gewesen, Tara“, stellte Mariah fest. Sie stützte sich am Tisch ab, stand auf und griff nach ihren Krücken.
„Vielleicht in der Fantasie“, erwiderte Tara leise.
„Wo willst du hin?“, fragte Zayad Mariah.
„Für kleine Mädchen.“ Sie lachte ihn an. „Willst du mitkommen?“
„Ich helfe dir natürlich hin.“
Zayad begleitete Mariah bis zum Bad und schärfte ihr ein, ihn auf jeden Fall zu rufen, wenn sie ihn brauchte. Dann kehrte er zu Tara an den Tisch zurück.
„Würden Sie mir bitten den Zucker reichen, Zayad?“, bat Tara. „Wahrscheinlich haben Sie inzwischen gemerkt, dass ich nicht gut sehe.“
Er kam ihrer Bitte nach und sah zu, wie sie einen Zuckerwürfel in ihr Limonadenglas gab. „Ich habe den Eindruck, Sie sehen vieles, Madam.“
„Danke, ich bemühe mich.“ Sie lächelte ihm zu. „Mariah hat Ihnen bestimmt erzählt, dass ich nicht immer blind war. Die Möbel, die Sie hier sehen, haben mich fast mein ganzes Leben lang begleitet. Als vor fünf Jahren mein Augenlicht zu schwinden begann, war es mir ein großer Trost, wenigstens noch kräftige Farben sehen zu können.“
„Es war bestimmt eine schwere Zeit für Sie.“
„Anfangs, ja. Aber wie es im Leben mit allem geht, ich stellte mich auf die Dunkelheit ein. Ich fand Licht in anderen Dingen und in den Menschen.“
Dabei musste Zayad an Mariah denken. Hinter ihrer kühlen Fassade verbarg sie Wärme, Leidenschaft und Sinnlichkeit. „Ich muss mich jetzt um Mariah kümmern.“ Er stand auf. „Vielleicht können wir uns ein anderes Mal länger unterhalten.“
Tara nahm einen Schluck Limonade. „Ich weiß nicht, ob ich es einrichten kann.“
„Wir müssen miteinander reden, Tara.“
Darauf sagte sie nichts. Ihre Lippen wurden schmal, und sie stellte das Glas mit mehr Nachdruck als nötig auf den Tisch. „Ich weiß, weshalb Sie hier sind.“
„Wirklich?“
„Ja. Wegen Jane. Sie ist ein nettes Mädchen, Zayad, sie braucht die Wahrheit nicht zu erfahren. Noch nicht. Es sollte keinen Wirbel um ihre Person geben.“
„Ich verstehe Ihren Wunsch nach Anonymität, glauben Sie mir. Doch die Tatsache bleibt bestehen – Jane ist eine Prinzessin.“ Und ob ihre Mutter einverstanden war oder nicht, Jane sollte ihre Rechte kennen.
Zayad sah Taras Angst, als sie über seine Worte nachdachte. Schließlich nickte sie. „Kommen Sie bitte am Freitag zu mir.“
„Das werde ich tun.“
„Und Sie werden einer alternden Frau das Recht zugestehen, ihre Sicht der Dinge zu erklären?“
„Selbstverständlich.“
Nichts wünschte er sich mehr als eine Erklärung, die wahre Geschichte. Er entschuldigte sich bei Tara und verließ den Tisch, um sich wieder zu fassen und um Mariah beizustehen.
7. KAPITEL
Während sie nach Hause fuhren, sah Mariah, dass Zayad sie immer wieder verstohlen von der Seite ansah. Er wirkte zwar noch genauso attraktiv und sexy, aber nachdenklich und undurchschaubar. Sie wunderte sich über seine merkwürdige Stimmung. War bei Tara etwas vorgefallen, hatte ihre Ziehmutter etwas zu ihm gesagt, während sie im Bad war? Doch was mochte das sein?
Eine eigenartige Furcht stieg in ihr auf. Hoffentlich hatte Tara sie nicht in den höchsten Tönen als Partnerin angepriesen – zuzutrauen wäre es ihr.
„Wenn du vom Pferd gefallen bist, musst du gleich wieder aufsitzen“, lautete Taras Motto. Und: „Ein ordentlicher Ritt bringt dich in Laune, Mariah.“
Himmel.
Vielleicht sollte sie Zayad unmissverständlich klarmachen, dass ihr überhaupt nicht der Sinn nach einer heißen Liebesnacht stand. „Willst du dir heute Abend nicht einmal freinehmen, Zayad?“
Ein Lastwagen überholte, und Zayad ließ sich Zeit mit der Antwort. „Wie bitte?“
„Ein
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