Julia Gold Band 53
nachzudenken, weshalb er so unsinnige Dinge tat, weshalb er ein ganz normaler Mann sein wollte, heute Abend und die nächsten zwei Wochen lang.
Doch sein Sekretär sah das wohl anders.
„Darf ich Sie etwas fragen, Hoh… Sir?“
„Ja, Fandal?“
„Warum sorgen Sie so hingebungsvoll für diese Frau?“
„Ich habe ihr mein Wort gegeben.“
„Gewiss, aber warum? Sie ist nicht die Frau, die Sie suchen.“
Das war sie in der Tat nicht. Aber sie war faszinierend und schön und wütend auf die Gesellschaft. Ihr Temperament zog ihn an, obwohl es ein bittersüßer Reiz war. Ihr Bedürfnis nach viel mehr als körperlicher Hinwendung fesselte ihn, er hatte den Wunsch, ihr alles zu geben, was sie sich wünschte. Er war es gewohnt, finanzielle Unterstützung zu gewähren, doch nie hatte eine Frau nach seiner Freundschaft, seiner Fürsorge verlangt.
Aber das konnte er Fandal nicht mitteilen. „Sie ist sozusagen mein Türöffner. Sie ist die Vertraute meiner Schwester. Ich denke, wenn ich sie kenne, erfahre ich mehr über Jane.“ Zayad blätterte im Telefonbuch, auf der Suche nach einer guten Pizzeria. „Mariah Kennedy muss bei Laune gehalten werden. Sie soll alles bekommen, was sie wünscht.“
„Ich verstehe, Sir.“
„Sie können jetzt gehen, Fandal.“
Der Sekretär verneigte sich und verließ den Raum.
Zayad nahm sein Handy heraus. Er begriff die Intensität seines Interesses an Mariah nicht. Mitgefühl, ja. Aber heißes Begehren?
Wenn in Emand eine Frau sein Interesse erregte, bot er ihr eine lustvolle Nacht und anschließend ein großzügiges Geschenk – alles, was sie wollte, nur nicht sein Herz. Zu diesen Frauen fühlte er sich nie gefühlsmäßig hingezogen, sie gaben ihm keine Rätsel auf. Bei diesen Begegnungen kamen beide auf ihre Kosten und gingen zufrieden wieder auseinander.
Mariah Kennedy war anders. Ihr etwas bissiger Humor und der Anflug von tiefem Leid in ihrem Blick waren ihm nicht fremd. Sie hatte gesagt, dass sie nicht an die große Liebe glaubte, und er hatte ihr beigepflichtet. Sollte er jemals seine Meinung darüber ändern, dann wäre diese Frau daran schuld.
Dabei hatte er sie erst ein einziges Mal geküsst.
Er wählte die Nummer einer guten Pizzeria. Er würde sein Verlangen nicht mehr lange bezähmen können. Falls Mariah ihn noch einmal küsste, würde er sich nicht von so etwas Überflüssigem wie Ehrgefühl aufhalten lassen.
Er würde mit ihr schlafen.
„Ich bin der klassische Salamipizza-Typ, ein bisschen scharf und sehr saftig.“ In Jeans und einem schwarzen ärmellosen Top, das geschiente Bein auf einem Kissen gelagert, saß Mariah auf dem gleichen gelben Teppichboden, den sie auch in ihrem Wohnzimmer hatte. Genüsslich schob sie sich ein Stück Pizza in den Mund.
Ihr gegenüber, den Rücken an die dunkelbraune Couch gelehnt, machte Zayad sich über seine Pizza mit Oliven und Pilzen her. „Gilt das nur für Pizza, Mariah?“
Sie dachte kurz nach. „Das könnte insgesamt auf mich zutreffen, aber leider nur im Gerichtssaal.“
„Wie das?“
„Vor Gericht trete ich im klassischen Kostüm auf und liefere mir scharfe Wortgefechte mit meinen Gegnern.“
„Und inwiefern bist du saftig?“
Willst du das wirklich wissen? dachte Mariah, und ihr Puls ging schneller. Und dazu dieses verwegene Augenzwinkern. „Tja, ich ziele auf saftige Siege ab.“
„Was garantiert oft vorkommt.“
Mariah biss erneut in ihre Pizza und ließ die Bemerkung unkommentiert. Im letzten Jahr hatte sie kaum einen Prozess verloren. Doch vor etwa einem Monat hatte sich etwas verändert. War es ihre Einstellung, ihr Biss? Hatte es mit Selbstvertrauen zu tun? Sie wusste es nicht, aber die letzten drei Prozesse hatte sie verloren.
„Und du?“, fragte sie rasch, um von dem heiklen Thema abzulenken.
„Ich?“
„Ja, welcher Pizzatyp bist du?“
„Ich kann mich nicht gut selbst beschreiben.“
„Versuch’s. Komm schon, lass uns ein bisschen herumalbern, das tun wir beide bestimmt selten.“
Zayad lachte leise, und sie fragte sich, ob er ihren trockenen Humor wohl mochte. Bei den meisten Männern war das nicht so, vielleicht, weil sie nicht wussten, wie sie reagieren sollten.
„Grüne Oliven“, begann er nachdenklich. „Pilze und viel scharfer Chilipfeffer.“
„Interessant. Und die Deutung?“
„Ich bin ein wenig bitter wie grüne Oliven. Pilze wachsen und reifen an dunklen, verborgenen Stellen.“
Plötzlich wirkte er verspannt. Auch Mariah merkte, dass sie da nicht
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