JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
ihm einen langen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Ruf mich doch später an. Wir können uns zum Dinner im Plantation Café treffen. Du, Harriet und ich.“
„Ganz sicher?“
„Ganz sicher.“
Kaum hatte Kurt die Tür hinter sich geschlossen, schnappte sie sich ihr Handy und hinterließ Oleo eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.
„Bitte rufen Sie mich zurück“, fügte sie hinzu, weil sie befürchtete, keine Antwort zu bekommen, „es geht um Tod oder Leben.“
Anschließend zog sie den knappen Bikini aus und ein bequemes Sommerkleid an, suchte Bogies und Turks Telefonnummern in den Unterlagen und sprach beiden eine Nachricht auf die Mailbox. Zum Schluss bekam auch Ellen eine Nachricht.
Ein paar Minuten später klingelte ihr Apparat.
„Es geht um Tod oder Leben? Was um alles in der Welt ist passiert?“, wollte Oleo dringend wissen.
„Irgendwie musste ich Sie dazu bringen, mich zurückzurufen.“
„Kurt hat mich dringend gebeten, Sie nicht zu stören. Er meinte, dass er ab sofort für die Angelegenheit zuständig sei. Ich darf gar nicht mit Ihnen telefonieren.“
„Ab sofort nehme ich wieder alles in die Hand. Es ist nicht nötig, ihn zu benachrichtigen.“
„Schön, dass es Ihnen wieder besser geht. Findet die Hochzeit jetzt statt, oder ist sie endgültig abgesagt?“
Dass es mir wieder besser geht? „Was genau hat Kurt Ihnen gesagt?“
„Dass ich kein einziges Wort mit Ihnen sprechen darf. Weil Sie irgendetwas gegessen hätten, was Montezumas Rache bei Ihnen ausgelöst hat. Er wollte nicht, dass Sie gestört werden, bis es Ihnen wieder besser geht. Deshalb hatte ich Anweisung, alles erst einmal zu stoppen und mich morgen früh wieder bei ihm zu melden.“
„Höchst interessant.“ Carrie sprach fast zwanzig Minuten mit Oleo und legte dann auf.
Am Samstagmorgen ließ Carrie das Frühstück aus und entschied sich stattdessen für einen Strandspaziergang. Sie wollte allein sein und über das Dinner von gestern Abend nachdenken.
Sie hatte sich völlig vergeblich den Kopf darüber zerbrochen, wie sie Kurt am ausgestreckten Arm verhungern lassen sollte. Denn Aunt Harriet hatte die ganze Zeit ununterbrochen geplaudert. Die alte Dame hatte ihn mit Einzelheiten ihrer letzten Weinverkostung in Italien und Frankreich versorgt. Die Reise hatte sie mit den „Gad-A-Bouts“ unternommen, einer Gruppe reiselustiger Senioren aus ihrer Residenz in Miami.
Als Kurt sie wieder zu ihrem Bungalow begleitete, hatte Carrie tatsächlich die Kopfschmerzen, die sie den Nachmittag über vorgeschützt hatte.
Beinahe hätte sie ihm gestanden, dass sie seinen Notizzettel gefunden hatte. Aber dann beschloss sie, dass es nur fair war, den Spieß umzudrehen. Sie schickte ihn mit einem flüchtigen Gutenachtkuss in seinen eigenen Bungalow, obwohl sie sich kaum beherrschen konnte und ihm von der Terrasse aus nachschaute.
Nach dem morgendlichen Spaziergang am Strand kehrte Carrie auf die Restaurantterrasse des Hotels zurück. Die erwachsenen Gäste verspeisten Waffeln mit Macadamia-Nüssen, während die Kinder bereits im Pool planschten.
Carrie ließ den Blick quer über die Terrasse schweifen und entdeckte Gavin Kapono mit seinen Kunstschülern, die an der Wandbemalung arbeiteten. Sie schlenderte so dicht heran, dass sie ihn besser beobachten konnte, und setzte sich auf einen Stuhl in einer schattigen Ecke an der Bar beim Pool. Von ihrem Platz aus konnte sie Kurt sehen, aber er sie nicht.
Die Wandmalerei zeigte ein Motiv aus der Zeit, als Hawaii noch ganz den einheimischen Siedlern gehört hatte. Die Schüler malten ein traditionelles Dorf, umgeben von terrassierten Feldern, auf denen Hütten gebaut worden waren. Die Dächer waren mit getrocknetem Strandgras gedeckt, das an der Hanalei Bay wuchs.
Die berühmten Auslegerboote segelten in Ufernähe, und von den Berghängen strömten Wasserfälle in die Bucht. Um die Gipfel herum schwebten weiße Wölkchen.
Carrie lauschte, wie Kurt mit den Schülern sprach und sie ermutigte, noch besser zu malen und große Träume zu träumen. Als er ihnen erklärte, wie wichtig es sei, sich Ziele zu setzen, sie aufzuschreiben und niemals aus den Augen zu verlieren, musste sie unwillkürlich lächeln.
Sie beobachtete, wie Kurt einen Pinsel ergriff und ein Paar skizzierte, das am Ufer stand. Ein Mann und eine Frau, die sich an den Händen hielten und den Sonnenuntergang betrachteten.
Aus der Ferne wirkten die Gesichtszüge und der Körperbau der beiden, als wären sie
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