JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
entlang, betrachtete die Auslagen in den Schaufenstern, staunte über Sehenswürdigkeiten. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie gerade ging, obwohl sie seit der Ankunft des Briefes vom Hush Hotel die Straßenkarten von Manhattan eingehend studiert hatte.
Dass die Hochzeit so viel Zeit beanspruchen würde, hatte sie nicht gewusst. Oder dass nicht nur die Zeremonie selber, sondern die gesamte Woche von der Presse begleitet würde.
Aber das war vielleicht gar nicht mal so schlecht. Denn sie hatte vor, in dieser Woche ein paar neue Freundschaften zu knüpfen. Wer weiß, wozu das noch einmal nützlich sein konnte.
Draußen war es immer noch hell. Es wehte eine angenehme Brise, die ihr das Haar aus dem Nacken blies. Der Duft nach Hotdogs, frisch gebackenem Brot, nach Müll, Parfüm und Äpfeln machte sie glücklich, half ihr, den Rhythmus der Stadt zu finden und furchtlos die Straße zu überqueren, selbst wenn die Ampel noch auf Rot stand.
Warum nur mochte Mark das Leben in der Großstadt nicht? Nur ein einziges Mal war er in Dallas gewesen. Aber Dallas lag in Texas, das zählte also nicht.
Trish nahm sich vor, morgen einen Spaziergang mit ihm zu machen. Direkt zum Chrysler-Gebäude. Wer das Gebäude betrachtet hatte, musste es einfach lieben. Genau wie New York.
Und dann würde sie ihn zum Essen ausführen. Nicht in irgendein schickes Restaurant, sondern zum Papaya King. Auf einen Hotdog. Mark liebte Hotdogs. Und überall hatte sie gelesen, dass die Hotdogs bei Papaya King die besten waren.
Allein der Gedanke daran ließ Trish schneller gehen, ließ alles um sie herum glamourös und faszinierend aussehen. Vielleicht war hier auch einfach alles wundervoll, aber die Vorstellung, ihre Erlebnisse mit Mark zu teilen …
Trish verlangsamte den Schritt, als sie an einem Mann vorbeikam, der auf dem Gehweg lag. Er trug einen schweren, verschmutzten Mantel, das lange Haar klebte ihm schmutzig am Kopf. Neben ihm stand ein prall gefüllter Abfallsack. Der Mann hatte seine schmutzverkrustete Hand besitzergreifend auf den Sack gelegt. Seine Schuhe passten nicht zueinander.
Niemand schenkte ihm Beachtung. Niemand ging langsamer.
Trish nahm an, dass sie sich nach ein paar Monaten in der großen Stadt auch nicht mehr darum kümmern würde. Und sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte.
Mark hatte sich bereits angezogen, als Trish wieder in die Suite kam. Das glänzend braune Haar hatte er eine Spur zu ordentlich gekämmt. Die Wangen waren glatt rasiert. Die grünblauen Augen, deren Farbe sich je nach Wetterlage änderte, schimmerten hell, als er durch die breite Fensterfront nach draußen schaute.
„Du siehst gut aus“, meinte sie.
Mark ließ den Blick an seinen gebügelten Jeans hinunterwandern. Er trug blank polierte Stiefel und das Cowboyhemd mit den blauen Paspeln. Er zuckte kaum merklich die Schultern. Trish kannte ihn genau und wusste, dass es auch so gemeint war.
Denn er hatte sich nie für etwas Besonderes gehalten. Jedenfalls nicht, wenn es um das Aussehen ging. Es war ihr ein Rätsel, wie ein so kluger Mann manchmal so dumm sein konnte. Unwillkürlich dachte sie an den Rockstar im Fahrstuhl. Noch nicht einmal in seinen besten Tagen hätte er Mark das Wasser reichen können. Jedes Mädchen in Briscoe hatte für ihn geschwärmt. Aber damals hatte er nur Augen für sie gehabt.
Dabei war Trish noch nicht einmal das attraktivste Mädchen auf der Highschool gewesen. Sie hatte weder zu den Cheerleadern gehört noch war sie Klassensprecherin gewesen oder sonst irgendetwas Außergewöhnliches. Nur die Chefredakteurin der Schulzeitung. Auf der Entlassungsfeier hatte sie die Rede halten dürfen.
Trotzdem hatte Mark ihr immer versichert, dass sie großartig aussah. Einmal hatte er sie sogar als Schönheit bezeichnet. Das war mitten in der Nacht gewesen.
„Hat es dir gefallen?“
„Es ist richtig toll.“
„Kann ich mir vorstellen.“ Er holte sich ein Bier aus der Minibar. „Darf ich?“
„Auf jeden Fall muss ich jetzt duschen und mich umziehen. Damit wir rechtzeitig zum Dinner kommen.“
„Ich dachte, ich schaue mir mal den hochauflösenden Fernseher an.“
„Mach das.“
Mark lächelte sie so zärtlich an, dass ihre Knie weich wurden. „Ich glaube, wenn wir diesen Abend hinter uns gebracht haben, bleibt uns nicht mehr viel Zeit zum Fernsehen. Hast du dir schon das Programm angeschaut?“
„Wir werden uns die Zeit nehmen. Versprochen.“ Sie ging ihm entgegen, als er zur Couch kam und sich
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