JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
unangenehm.“
„Ich habe mir eine Kortisonspritze verpasst. Es geht schon wieder.“
„Wo haben Sie es sich eingefangen?“
„Im Cloverville Park. Aber das haben Sie doch schon geahnt.“
Eric nickte. „Man munkelt, dass Sie viel Zeit mit Colleen McClintock verbracht haben.“
Längst nicht genug Zeit. „Ich hätte mir denken können, dass es sich herumspricht.“
„In Cloverville gibt es keine Geheimnisse.“
Nick grinste. „Stimmt. Ich habe gehört, dass Sie auch bei der Hochzeit hätten sein sollen.“ „Stimmt. Aber es gab ja keine Hochzeit.“ „Ist Molly McClintock zu Ihnen geflohen?“ „Ja. Aber inzwischen ist sie wieder zu Hause.“ Vielleicht war es an der Zeit, dass auch Nick nach Hause ging.
Nach Cloverville. Zu Colleen.
Schlaflos wie jede Nacht seit Nicks Stippvisite in Cloverville, war Colleen bereits im Morgengrauen aufgestanden und zum Park aufgebrochen. Zu dieser frühen Morgenstunden hatte sie ihn und den Colonel meistens für sich allein, bis Mr. Meisner mit Lolly kam.
Doch nun schlug ihr schon von weitem das rhythmische Klirren von Metall auf Metall entgegen. Gelegentlich, wenn der Colonel den Kopf verlor, nahmen Teenager ihn mit und deponierten ihn an anderen Stellen in der Stadt. Doch bisher hatte niemand es gewagt, die ganze Statue zu zerlegen. Auch wenn das Schicksal des stolzen Stadtgründers nur sie selbst zu kümmern schien, sollte es niemandem gestattet sein, ihm noch mehr Schaden zuzufügen, als sie es bereits getan hatte.
Aufgebracht rannte sie hinüber und rief dem Mann zu, der mit Schmiedehammer und Schweißgerät arbeitete: „He! Was tun Sie denn da?“
Er schaltete das Gerät ab, drehte sich um und klappte das Visier des Schutzhelms hoch. Hellgrüne Augen glänzten in einem schmutzigen Gesicht. „Hallo, schöne Frau! Guten Morgen.“
Abgesehen von den Fältchen um Augen und Mund hätte man ihn mit Nick verwechseln können. Und er zerlegte den Colonel nicht; er setzte ihn wieder zusammen. Fachmännisch.
Völlig verwirrt über seine Anwesenheit in Cloverville, noch dazu in diesem Park, starrte sie ihn sprachlos an.
Er schmunzelte. „Sie sind Colleen McClintock.“
„Sie wissen, wer ich bin? Waren Sie bei der Hochzeit?“ Sie hielt es für naheliegend, dass Josh den Namensgeber seines Sohnes – auch wenn es sich nur um das T wie Thomas handelte – zu der Feier eingeladen hatte.
Er verzog das Gesicht. „Nicht ganz. Ich bin auf dem Weg hierher in einen Verkehrsstau geraten. Dann hat Nick mich angerufen und mir gesagt, dass ich es vergessen soll, weil …“
„Weil meine Schwester sich aus dem Fenster verdrückt hat?“
„Genau. Also bin ich wieder umgekehrt und habe den ganzen Spaß verpasst. Ich hätte gern mit einem hübschen Mädchen wie Ihnen getanzt.“
„Woher wissen Sie, wer ich bin?“
„Mein Sohn hat Sie mir sehr gut beschrieben.“
„Sie musste er nicht beschreiben. Sie sehen ihm sehr ähnlich.“
Gespielt pikiert reckte er das Kinn vor. „Natürlich sehe ich viel besser aus.“
„Natürlich.“ Sie schmunzelte. „Sie sind also Thomas Jameson.“
„Nur meine Mutter hat mich je Thomas genannt, wenn ich etwas ausgefressen hatte. Was sehr oft der Fall war.“ Er zwinkerte ihr zu. „Für Sie bin ich Tommy, Honey.“
Colleen erkannte, woher Nicks Charme stammte. „Danke. Es freut mich, Sie kennenzulernen.“
Er stieß einen Pfiff aus. „Mein Sohn ist Ihnen nicht gerecht geworden. Sie sind noch wundervoller, als er gesagt hat.“
„Er hat mich gar nicht davor gewarnt, was für ein Charmeur
Sie sind.“ Er hat ja auch nicht erwartet, dass ich seinem Vater je begegne. Er ist aus Cloverville weggegangen, weil er nichts mehr mit mir zu tun haben will. Sie blinzelte sich Tränen aus den Augen. „Ich verstehe nicht, was Sie hier tun.“
Er deutete zu dem Colonel, dessen Kopf wieder befestigt war. Sogar der verbeulte Hut und das eingerissene Ohr waren repariert. „Ich richte diesen stolzen alten Soldaten wieder her.“
Colleen seufzte. Die Stadtverwaltung, in der Mr. Carpenter nicht der einzige Geizhals war, hatte sich jahrelang geweigert, Geld für eine anständige Reparatur auszugeben. Auch Clayton, als Mitglied des Stadtrats, hatte dagegen gestimmt, wenn auch nicht aus Geiz, sondern um das Mahnmahl an Abbys vermeintlichen Leichtsinn zu bewahren und als Vorwand, um sich nicht in sie zu verlieben. Da er ihr endlich seine Liebe gestanden und den alten Verlobungsring ihrer Mutter an den Finger gesteckt hatte, hielt er es nun wohl
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