JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
für angebracht, den Stadtgründer gehörig herzurichten. „Das ist schon längst überfällig.“
„Das findet mein Sohn auch.“
„Also hat nicht der Stadtrat Sie beauftragt?“
„Nein. Das war Nick. Er wollte mich auch noch dafür bezahlen, der verrückte Junge.“
Der verrückte Junge? Im Krankenhaus hätte niemand diese Beschreibung mit dem ernsten nüchternen Dr. Jameson in Verbindung gebracht. „Er hat Sie beauftragt, extra aus Grand Rapids herzukommen?“
„Aus Detroit. Ich lebe immer noch da, wo ich ihn und seinen großen Bruder aufgezogen habe. Nick drängt mich, da wegzuziehen, weil das Viertel immer übler wird. Vielleicht hat er recht damit. Dieses Städtchen hier ist sehr hübsch. Aber eigentlich bin ich lieber in der Nähe von Evelyn.“
„Evelyn?“
„Nicks Mutter.“
„Ach so“, murmelte Colleen verwirrt über all die Enthüllungen. Denn von Nick wusste sie weder von seiner Kindheit in Detroit noch Näheres über seine Familie. Und was er ihr über Bruce erzählt hatte, war vermutlich eher als Abschreckung denn als Vertrauensbeweis gedacht. „Sie will nicht wegziehen?“
Tommys Blick wurde traurig. „Sie ist kurz nach Nicks Geburt gestorben.“
„Das tut mir leid.“
„Wäre sein Bruder Bruce nicht gewesen und meine Mutter, Gott hab sie selig …“, er blickte gen Himmel, „… ich weiß nicht, wie ich es geschafft hätte. Nick war immer recht schwierig.“
„Das wusste ich nicht.“ Kein Wunder, dass Nick keiner Frau vertraute. Denn er kannte keine einzige, die auf Dauer geblieben war.
Tommy deutete ihre Bemerkung falsch und entgegnete: „Ich denke, Sie wissen sehr wohl, dass der Junge viel Mühe macht. Er kann sogar die Geduld einer Heiligen auf eine harte Probe stellen.“
Sie blickte hinauf zu der Statue von Colonel Clover. „Ich bin keine Heilige.“
„Gut. Sonst würden Sie meinen Sohn nur langweilen.“
Ihre Wangen glühten. „Oh nein. Wir sind nicht zusammen. Sie haben offensichtlich einen falschen Eindruck.“
Seine Augen funkelten. „Wenn dem so ist, kann es nur daran liegen, dass Nick mir diesen Eindruck vermittelt hat.“
„Ich weiß nicht, warum er das tun sollte.“
„Dann fragen Sie ihn danach. Ich denke, dass der Junge zum ersten Mal seit langer Zeit begriffen hat, was Sache ist.“
12. KAPITEL
Unverhofft flog die Wohnungstür auf und knallte krachend gegen die Wand. Die Katze stellte die Haare auf wie bei jedem Besuch der Zwillinge, sauste in den Flur und verschwand vermutlich im Wäscheschrank, in den sie sich zu verkriechen pflegte.
Nick blickte von der Kiste auf, die er gerade packte. Nur zwei Personen besaßen einen Schlüssel zu seiner Wohnung – sein Vater und Josh. Zuerst konnte er seinen Gast nicht sehen, weil ihm ein Stapel bereits gepackter Kartons die Sicht versperrte. Dann stockte ihm der Atem. „Colleen.“
„Josh hat mir seinen Schlüssel geliehen.“
Sein bester Freund hätte ihn vorwarnen müssen. So war Nick völlig unvorbereitet auf das Wiedersehen. Nur wenige Tage waren vergangen, seit er Cloverville verlassen hatte, doch er vermisste sie bereits maßlos.
„Ehrlich gesagt habe ich ihm keine Wahl gelassen.“
Mir hast du keine andere Wahl gelassen, als mich in dich zu verlieben – auf den ersten Blick.
„Ich habe ihn gezwungen, mir deinen Schlüssel und die Adresse zu geben.“ Sie blickte sich um. „Du ziehst aus?“
Er nickte.
Ihre riesigen Augen verdunkelten sich. „Grand Rapids ist dir wohl nicht weit genug von mir entfernt, wie? Das macht mich noch wütender auf dich.“
„Du bist wütend auf mich? Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen, nachdem du fast meine Tür aus den Angeln gerissen hast.“
Sie ignorierte die sarkastische Bemerkung. „Wohin willst du?“
„Nach Cloverville. Ich habe das Barber-Haus gekauft.“
„Aber du hasst Cloverville. Du wolltest nicht mal eine Praxis da eröffnen.“
„Das war ein Irrtum. Aber warum bist du wütend auf mich?“
„Hast du gerade zugegeben, dass du dich geirrt hast?“
Nick lachte und nickte. „Josh hat sich auch schon darüber mokiert.“Vermutlich verdiente er es nicht anders; viel zu lange hatte er sich wie ein arroganter Schuft benommen, der über allem stand. Erst seit kurzem wusste er, dass niemand über die Liebe erhaben ist.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht, die Zuneigung in seinem Blick machte Colleen nervös. Was war mit ihm geschehen, seit sie sich im Wald hinter dem Park im Giftefeu gewälzt hatten? Forschend musterte sie ihn. Bei
Weitere Kostenlose Bücher