JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
und Mutter zu sein. Mein langer Schichtdienst im Krankenhaus, die Zwillinge … mich wundert’s nicht, dass ihr das alles über den Kopf gewachsen ist.“
„Das ist keine Entschuldigung, um einen Ehemann und zwei Kleinkinder im Stich zu lassen.“ Brenna machte keinen Hehl aus ihrer Entrüstung. „Das war sehr dumm von ihr.“
Ihre Bemerkung ließ ihn grinsen. „Vielleicht hättest du anstelle von Nick mein Trauzeuge sein sollen.“
„Wieso?“
„Weil Nick meint, es sei von mir dumm gewesen.“
„Netter Freund“, schnaubte sie.
„Ganz meine Meinung.“ Aber Josh wusste, Nick war in Wahrheit ein guter Freund. Sein bester Freund, der nicht nur immer ehrlich zu ihm war, sondern meistens auch noch Recht hatte. Er hätte bei beiden Ehen auf Nick hören sollen, als der ihn warnte, dass er überstürzt handelte. Er musste die Dinge langsamer angehen lassen und gegen diese Anziehung ankämpfen, die Brenna auf ihn ausübte.
Der Bräutigam stand allein auf der fünfstöckigen Hochzeitstorte, doch sein aufgemaltes Lächeln ließ ihn wie einen glücklichen Mann erscheinen, dem so wie Josh die Braut abhanden gekommen war.
Plötzlich landete eine große Hand mit so viel Schwung in seinem Rücken, dass er sich an der Tischkante festklammern musste, um nicht mit dem Gesicht voran in der Torte zu landen.
„Tut mir wirklich leid, Junge“, erklärte Emmet „Pop“ Kelly, der seine Schulter umfasst hielt. Mr. Kelly war ein Hüne von einem Mann mit fleischigen Armen und einem Bauch, der gleich unter dem Halsansatz zu beginnen schien. Zwar war das Gesicht seinem Alter entsprechend faltig, aber sein Haar war bis auf eine graue Strähne noch immer pechschwarz.
„Mr. Kelly …“
„Pop, ich sagte doch, jeder nennt mich Pop.“
„Pop …“
„Wirklich schade um die Braut. Möchte wissen, was ihr zugestoßen ist. Auf einmal war sie weg.“ „Sie hat einen Brief zurückgelassen“, erklärte Josh. „Sie braucht etwas Zeit zum Nachdenken …“
„Nein, nicht Ihre Braut. Die da.“ Mr. Kelly zeigte auf die Torte. „Ich schwöre Ihnen, die war noch da, als die Torte die Bäckerei verließ. Ich habe sie selbst eingeladen. Ach ja, der nette Bursche hat mir noch geholfen. Harolds Neffe.“
Josh merkte, wie sich von seinen Schläfen aus leichte Kopfschmerzen ausbreiteten. Als er nach Cloverville gekommen war, hatte er sofort gewusst, hier wollte er hinziehen. Aber er würde eine ganze Weile hier leben müssen, ehe er zusammenbekam, wer mit wem verwandt war, wer wo gelebt hatte und welches Haus oder Geschäft sich vor Urzeiten an einer beliebigen Stelle in der Stadt befunden hatte. Möglicherweise würde er sich das alles niemals merken können. Aber das änderte nichts daran, dass er bei seinem ersten Besuch in Cloverville gewusst hatte, den idealen Ort vor sich zu haben, wo seine Jungs aufwachsen konnten. Und da war er Brenna Kelly noch gar nicht persönlich begegnet.
Der Gedanke an die Zwillinge ließ einen Verdacht Gestalt annehmen. Die Braut auf der Torte fehlte, und hier und da waren auffallend kleine Handabdrücke in der Buttercreme zu sehen. „Haben Sie Buzz und T. J. gesehen?“ „Die Jungs vergnügen sich ganz hervorragend“, erwiderte der ältere Mann lachend.
Wenigstens hatten ein paar Leute ihren Spaß. Josh war kaum in der Lage gewesen, einen Bissen herunterzubekommen, da die anderen Gäste ihm immer wieder mitleidige Blicke zuwarfen. Doch das war nun mal die Art der Menschen hier, die ihn und seine Jungs mit offenen Armen aufgenommen hatten. Auch wenn Molly einen Rückzieher hinsichtlich der Heirat gemacht hatte, würde Josh keinen Rückzieher machen, was den Umzug nach Cloverville anging. Nach wie vor war er davon überzeugt, dass die Zwillinge hier gut aufgehoben waren.
„Wann und wo haben Sie die beiden zuletzt gesehen?“, fragte er Pop. „Die waren doch nicht etwa auf dem Weg zu den Toiletten, oder?“ Dann nämlich hätte er eine klare Vorstellung davon, was mit der Plastikbraut von der Torte geschehen war.
Pop ging auf die Frage nicht ein, sondern sprach einfach weiter. Josh hörte ihm nicht zu, da er viel zu sehr damit beschäftigt war, den Saal nach seinen Jungs abzusuchen – bis sein Blick an Brenna hängen blieb. In ihrem roten Kleid und mit ihren wallenden roten Haaren sah sie aus wie eine Prinzessin aus einem hormongesteuerten Traum eines Teenagers. Etwas an ihr ließ ihn zurückdenken an die Zeit vor seiner ersten Ehe, als das Leben noch unkomplizierter war und ihm der Atem
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