JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
überhaupt – bei Brenna melden würde. Schließlich war sie die Ehrenbrautjungfer gewesen.
„Wir könnten zu Eric hinüberfahren“, schlug Brenna vor.
„Um was zu tun?“, erkundigte sich Abby. „Die Tür einschlagen?“
Mit der Leidenschaft einer Rothaarigen erklärte Brenna: „Also, ich hätte kein Problem damit!“
„Aber die beiden vielleicht. Und wozu sollte es gut sein? Im schlimmsten Fall verlieren wir zwei Freunde.“
„Du willst also ganz gemütlich hier herumsitzen und darauf warten, dass Molly sich darüber klar wird, was sie eigentlich möchte?“ Neben Wut klang Verbitterung aus Brennas Worten heraus.
Offensichtlich hatte sie viel mehr in diese Hochzeit investiert, als Abby geahnt hatte. Oder womöglich in den Bräutigam? Hatte Brenna sich verliebt? Es war undenkbar, dass sie sich an den Verlobten ihrer Freundin herangemacht hatte. Selbst wenn sie etwas für ihn empfand, würde sie diese Gefühle niemals zugeben – nicht einmal sich selbst gegenüber.
„Ja, ich denke, Molly sollte diese Zeit zum Nachdenken bekommen.“ Auch Abby selbst brauchte Zeit zum Nachdenken. Über Cloverville und über Clayton.
Brenna seufzte. „Du hast natürlich Recht. Was hast du heute noch vor?“
„Ich mache mit Lara eine Bäckerei-Besichtigung.“
Sofort stand Brenna auf und sah sich suchend um. „Wo ist Lara?“
„Deine Eltern haben sich sofort auf sie gestürzt, als wir ankamen.“
Brenna lachte. „Hoffentlich bekommst du sie zurück. Sie haben Buzz und T.J. auch schon adoptiert.“
„Ich glaube, ich höre sie“, entgegnete Abby. Selbst in diesem abgelegenen Gebäudeteil konnte man Kinderlachen und Lärm hören.
„Es sind liebe Jungs“, verteidigte Brenna die Zwillinge. „Sie haben eine Menge durchgemacht.“
Abby nickte. „Ich weiß. Molly hat mir alles erzählt.“ Die Mutter der Jungen hatte sich einfach aus dem Staub gemacht, als die beiden noch Babies waren. Bevor Abby den Bräutigam kennengelernt hatte, war sie der Ansicht gewesen, Molly habe sich nur aus Mitleid mit ihm verlobt. Sie war schon immer unglaublich weichherzig gewesen. „Wohnt Josh noch immer hier zur Untermiete?“
Wieder füllten sich Brennas Augen mit Tränen. Sie nickte. „Er wartet darauf, dass Molly zurückkommt.“
„Ich kann es kaum glauben, was du aus der Bäckerei gemacht hast.“ Abby fand, dass ein Themenwechsel dringend notwendig war. Und sie meinte es ernst. Brenna hatte aus dem Familienbetrieb ein modernes Unternehmen gemacht, das mit seinen Backwaren inzwischen den gesamten Mittleren Westen belieferte.
Ein stolzes Lächeln breitete sich auf Brennas Gesicht aus. „Siehst du, man kann von Cloverville aus ungeheuer erfolgreich sein. Ich finde, du solltest ein Büro hier in der Stadt eröffnen und hierbleiben. Nicht nur, bis Molly zurück ist, sondern für immer. Es ist dein Zuhause.
Abby sah sie unglücklich an. „Nein, Brenna, das ist es nicht.“
Die Freundin nahm Abby in den Arm. In ihren grünen Augen konnte Abby lesen, dass sie Bescheid wusste. Sie hatte den Kuss auf der Tanzfläche gesehen.
Abby wappnete sich innerlich gegen die spöttische Bemerkung, die nun sicher folgen würden.
Doch was Brenna sagte, war schlimmer als jeder Hohn. „Zuhause ist dort, wo man geliebt wird.“
Abby drückte den Schwamm aus und ließ das schmutzige Wasser in den Eimer laufen. Dann verteilte sie Seifenschaum auf dem Schaufenster von Mr. Carpenters kleinem Baumarkt. Fenster zu putzen war zwar nicht besonders unterhaltsam, doch vielleicht würde die körperliche Anstrengung ihr helfen, ihre nervöse Energie umzusetzen und endlich wieder einmal eine Nacht durchzuschlafen.
„Erst Mrs. Hilds Garten, jetzt Mr. Carpenters Schaufenster“, erklang plötzlich eine männliche Stimme. „Tust du Buße für deine Sünden aus der Vergangenheit?“
Da stand er, der Grund ihrer schlaflosen Nächte! Wütend drückte sie den Schwamm aus. Dabei spritzte Wasser in ihr Gesicht und durchnässte den oberen Teil ihres Tops. Eine abkühlende Wirkung hatte es allerdings nicht.
„Ich muss Mrs. Hild und Mr. Carpenter persönlich helfen, weil du verhinderst, dass ich hier ein Büro eröffnen kann. Wenn du an mich vermieten würdest, könnten die beiden schon bald Aushilfskräfte bei mir mieten.“
„Dann eröffne doch irgendwo anders deine Filiale“, entgegnete er abweisend. Er schien keinen Bedarf für ihr Geschäft in seiner Stadt zu sehen.
Obwohl Abby schon seit vielen Jahren wusste, dass Clayton sie nicht respektierte,
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