JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
tat diese Erkenntnis immer wieder weh. Es sollte ihr gleichgültig sein, was er von ihr dachte. Er sollte ihr gleichgültig sein.
„Fühlst du dich unwohl, wenn du in der gleichen Stadt leben musst wie ich?“, fragte sie ihn provozierend.
Was für ein Unsinn. Er biss die Zähne zusammen, um nicht mit einem Stöhnen auf ihren Anblick zu reagieren. Wasser rann ihr über den Hals und in den tiefen Ausschnitt, direkt auf die sanfte Wölbung ihrer Brüste.
„Warum sollte ich mich nicht wohlfühlen?“ Doch sie hatte natürlich Recht. Der Gedanke, noch einmal derart unüberlegt zu handeln, machte ihm Angst.
Vorsorglich steckte er seine Hände in die Hosentaschen. Er musste verhindern, dass er Abby wieder an sich zog, dass er wieder die Kontrolle verlor.
Er räusperte sich. „Es stört mich überhaupt nicht, wenn du eine Filiale in Cloverville eröffnest. Es gibt genug freie Büroräume.“
„Ach, komm schon, Clayton. Du hast doch gehört, was Mr. Carpenter gesagt hat“, spielte sie auf seinen Lauschangriff an. „Deine Räume sind perfekt. Wenn ich mich am Stadtrand niederlasse, wird er es als einen Verrat an Cloverville betrachten.“
„Wenn er dir die Verstümmelung des Stadtgründers verzeihen kann, dann wird er dir wohl auch verzeihen, dass du dein Büro nicht in der Hauptstraße eröffnest.“
„Ja, er kann mir vergeben“, stimmte sie zu. „Genau wie Mrs. Hild. Warum kannst du es nicht auch, Clayton?“
Weil er es sich nicht erlaubte. Seine Vorbehalte waren ein gutes Mittel, um gegen die Anziehungskraft anzukämpfen, die sie auf ihn ausübte. Und es gab noch weitere gute Gründe, sich nicht auf Abby einzulassen. Als er allerdings sah, wie sie sich reckte und streckte, um das Fenster zu putzen, und sich dabei ihre Brüste gegen das enge Top abzeichneten, fiel ihm kein einziger dieser Gründe mehr ein. Ihm fiel überhaupt nichts mehr ein.
Sie lehnte sich über den Eimer und drückte wieder den Schwamm aus, bevor sie erneut die Scheibe abwischte. „Warum kannst du mir nicht vergeben?“, fragte sie noch einmal beiläufig, fast als interessiere es sie gar nicht wirklich. „Wieso erkennst du – im Gegensatz zu allen anderen Leuten – nicht, dass ich mich verändert habe?“
Lieber Himmel! Natürlich wusste er, dass sie nicht mehr derselbe Mensch war wie damals. Sie war eine erfolgreiche Geschäftsfrau und liebevolle Mutter geworden. Eine außergewöhnliche Person, die mehr verdiente, als er ihr geben konnte.
„Wir wissen beide, dass alles anders ist als früher“, stellte er fest.
„Was siehst du, Clayton?“, fragte sie, während sie die Scheiben abspülte. Im sauberen Glas spiegelte sich sein Blick, sodass sie sich in die Augen sehen konnten. „Woran denkst du, wenn du mich ansiehst?“
„Schwierigkeiten.“ Für seinen Seelenfrieden. Und für sein Herz.
„Dann hast du deine Meinung über mich nicht geändert.“ Sie seufzte und warf den Schwamm in den Eimer. „Und weil du ja eh damit rechnest, dass ich Schwierigkeiten mache, werde ich deine Erwartungen jetzt erfüllen.“
Clayton hielt den Atem an, als sie sich so dicht vor ihn stellte, dass ihre Körper sich fast berührten. Dann hob sie unvermittelt den Eimer und kippte ihm das dreckige Wasser über den Kopf. Seifenschaum bedeckte sein Haar und sein Gesicht, und er war in Sekundenschnelle vollkommen durchnässt.
Der Plastikeimer rollte scheppernd vom Gehweg auf die Straße.
Erschrocken über ihre eigene Courage schlug Abby die Hand vor den Mund.
Und Clayton stand einfach nur da. Wasser und Seifenlauge rannen ihm aus dem Haar und das Kinn hinunter. Unter seinem nassen schwarzen Poloshirt zeichneten sich seine beeindruckenden Bauchmuskeln ab, während seine Shorts nass an seinen schmalen Hüften klebten.
Da sie gerade seine nassen Füße betrachtete, bemerkte Abby erst, dass er auf sie zugekommen war, als er seine Arme um ihre Taille legte. Ruhig aber bestimmt drückte er sie an die gerade geputzte Scheibe, sodass sie ihm nicht entkommen konnte.
„Du willst also mit mir spielen?“ Seine tiefe, raue Stimme hatte einen drohenden Unterton. „In Ordnung.“
10. KAPITEL
„Ach Clayton, du hast doch gar keine Ahnung, wie man spielt“, spottete sie leise.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Sie hatte recht. Er wusste wirklich nicht, wie man das machte. Selbst mit dreißig Jahren hatte Clayton noch immer nicht gelernt, wie man Spaß hatte.
Abby hob ihre Arme, schlang sie um seinen Hals und stellte sich auf ihre Zehenspitzen.
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