JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
wundervollen Vater. Das hatte ich nicht.“ Abby schluckte schwer. „Du hast zwar deinen Dad verloren, aber du hast immer noch so viele Leute, die dich lieb haben. Deine Mom ist wundervoll. Ich beneide dich um sie.“
„Ich wette, du bist nicht neidisch wegen Clayton.“
„Doch. Ich hatte nie jemanden, der sich so um mich kümmert wie er um euch. Er hat sehr viel für euch aufgegeben. Er war selbst noch ein Kind, als euer Vater gestorben ist.“
„Er war schon fast zwanzig.“
„Aber noch nicht richtig erwachsen. Er hätte weglaufen können, wie ich es getan habe. Aber er ist geblieben. Er hat seine eigenen Träume aufgegeben.“
„Aber er ist doch zum College gegangen, obwohl Dad krank war.“
„Nur weil euer Dad darauf bestanden hat. Und er hat alle Partys, all den Spaß sausen lassen und ist jedes Wochenende nach Hause gekommen, um sich hier um alles zu kümmern. Um dafür zu sorgen, dass es euch allen gut geht.“
Abby hatte immer mehr Verständnis für Clayton aufgebracht als umgekehrt. Das lag wohl zu einem Großteil daran, dass er sie der Beschädigung des Colonels für schuldig hielt.
„Und wie dankst du ihm für alles, was er aufgegeben hat?“, fuhr sie fort. „Indem du Punsch mit Alkohol versetzt und heimlich rauchst.“
Im Stillen rügte Colleen sich. Sie war so mit der Arbeit für Clayton und der ehrenamtlichen Tätigkeit im Krankenhaus beschäftigt, dass sie Rory nicht genug Aufmerksamkeit zollte. Sie hätte ihn davon abhalten müssen, auf die schiefe Bahn zu geraten.
Abby zauste ihm das lockige dunkle Haar und ging ins Haus.
Colleen blieb in ihrem Versteck, bis Zigarettenrauch zu ihr wehte. Da trat sie zu ihrem kleinen Bruder und sagte vorwurfsvoll: „Du hast Abby wohl gar nicht zugehört, wie?“
„Lass mich in Ruhe“, murrte er. „Ich brauche nicht noch ’ne Standpauke.“
„Stimmt. Clayton gibt dir genug davon.“
„Und sogar Abby. Dabei dachte ich, sie wäre so cool.“
Sie nahm ihm die Zigarette aus der Hand, ließ sie fallen und trat sie mit dem Absatz aus. „Du brauchst keine Standpauke, sondern den Hintern versohlt.“
Er lachte. „Und das willst du tun?“
„Lieber nicht. Du bist immer noch ein Petzer. Du würdest sofort zu Mom rennen. Und da du ihr Baby bist, ergreift sie immer deine Partei.“
„Und? Was willst du dann tun?“, fragte er herausfordernd. „Sagst du es Clayton?“
„Was hätte das für einen Sinn? Du hörst ja doch nicht auf ihn.“
„He, dich muss er sogar dafür bezahlen, damit du auf ihn hörst.“
Colleen schmunzelte. „Ich tue es trotzdem nicht immer. Vielleicht sollte ich ihn um eine Gehaltserhöhung bitten.“
Rory grinste. „Gute Idee.“
„Aber ich habe mich auch so schon gebessert.“ Wie Abby respektierte sie inzwischen ihren großen Bruder dafür, dass er seit dem Tod ihres Vaters die ganze Verantwortung trug. Deshalb arbeitete sie für ihn – aus Pflichtgefühl, um ihm einen Teil seiner Last abzunehmen, nicht aus wahrem Interesse an der Versicherungsagentur, die ihr Vater gegründet hatte.
„Ach, du tust doch immer bloß, was du tun sollst“, höhnte er respektlos. „Du arbeitest für Clayton. Du hilfst im Krankenhaus …“
„Das weißt du?“ Sie wollte es nicht an die große Glocke hängen und hatte nur Brenna und Abby davon erzählt. Außerdem war Molly während ihres Praktikums im Krankenhaus darauf gestoßen, ebenso wie Eric in seiner Funktion als Sanitäter. „Woher?“
„Ich hab mich mal darüber lustig gemacht, dass du dauernd Märchenbücher für Kleinkinder liest, und da hat Mom es mir erzählt.“ Er holte eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und murrte: „Sie hat gesagt, ich soll mehr wie du sein.“
Colleen nahm ihm die Schachtel aus der Hand. „Du bist schon zu sehr wie ich.“
„Wie meinst du das?“
„Ich war auch selbstsüchtig und verantwortungslos.“
Rory lachte laut. „Ja, ja. Wer’s glaubt, wird selig.“
„Weißt du, warum Abby damals von hier verschwunden ist?“
„Weil sie den Colonel kaputtgemacht hat.“
„Das war sie gar nicht. Ich war es.“
Verblüfft riss er die Augen auf. „Du?“
„Ja, und ich habe zugelassen, dass Abby die Schuld auf sich nimmt. Wie gesagt, ich war selbstsüchtig und verantwortungslos.“
„Hast du es mit Absicht getan?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich wollte niemandem etwas antun.“ Höchstens sich selbst. „Aber ich habe Abbys Auto gestohlen.“
„Wieso das denn? Sie war doch deine Freundin. Sie hätte es dir
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