Julia James
überprüfte ihr Make-up ein letztes Mal und stand dann auf.
Während sie im Lift nach unten fuhren, betrachtete sie Cesar, der in seinem Abendanzug wie immer fabelhaft aussah. Er hatte in einem der besten Hotels von Marbella eine Suite genommen, und sie wollten auswärts in einem exklusiven Restaurant zu Abend essen.
Es beruhigte Rosalind, dass sie den Namen nicht kannte. Sie wollte nicht an alte Zeiten erinnert werden. In dem Restaurant, das voll besetzt war, schien nur der Jet-Set zu verkehren. Von den Angestellten wurde Cesar wie ein König behandelt. Als sie an einem Tisch in der Nähe der Bar Platz nahmen, fiel Rosalind auf, dass Cesar sich versteifte und an dem Ober vorbeiblickte, der die Bestellungen für ihre Getränke entgegengenommen hatte.
Rosalind folgte nun seinem Blick, und vor Entsetzen verkrampfte sich ihr Magen.
6. Kapitel
Seitlich an der Bar saß Sable in einem violetten Cocktailkleid, das so kurz war, dass es beinah schon lächerlich wirkte. Und neben ihr, mit dem Rücken zum Restaurant, saß Yuri Rostrov.
Rosalind überlief es eiskalt. Unverhofft prallten ihre beiden Welten aufeinander.
Vorsichtig sah sie Cesar an. Kein Zweifel, er hatte den Ganoven erkannt, denn er betrachtete ihn stirnrunzelnd. Sie versuchte, sich normal zu verhalten und sich nicht anmerken zu lassen, wie entsetzt sie war.
Er nickte ihr kurz zu und stand dann auf.
"Wir essen woanders", erklärte er. "Ich kann dir unmöglich zumuten, die Gegenwart dieses Ganoven zu ertragen."
Cesar reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen, doch in dem Augenblick entdeckte Sable Rosalind. Erstaunen spiegelte sich in dem Gesicht der jungen Frau, dann glitt sie vom Barhocker.
"Ros! Ich glaube es nicht." Sables laute Stimme fiel in der noblen Umgebung unangenehm auf. Offenbar hatte Sable einen Schwips. "Fast hätte ich dich nicht erkannt!" Strahlend kam sie auf Rosalind zu und riss die stark geschminkten Augen auf, als sie Cesar bemerkte.
"Schätzchen", fuhr sie fort, "du hast es wirklich faustdick hinter den Ohren! Das also ist dein Freund. Kein Wunder, dass du bei ihm nicht Nein sagen konntest." Abschätzend betrachtete sie zuerst Cesar, dann Rosalinds Designerkleid. "Du hast den Jackpot geknackt! Herzlichen Glückwunsch."
Verführerisch lächelnd sah sie Cesar an und warf das lange blonde Haar zurück. "Hallo, ich bin Sable", hauchte sie sinnlich. "Und Sie sind einfach zu sexy, als dass man Ihnen widerstehen könnte. Ich wette …", sie beugte sich vor und legte ihm die Finger mit den rot lackierten Nägeln auf den Arm, "dass Sie im Bett Dynamit sind!"
Sie blickte wieder zu Rosalind und fragte: "Könntest du ihn mir heute Nacht nicht überlassen, Schätzchen? Ein heißblütiger spanischer Liebhaber wäre für mich jetzt genau das Richtige."
Beschwippst kichernd wollte sie sich an Cesar schmiegen, doch er packte sie am Handgelenk und schob sie von sich. Seine Miene war starr wie eine Maske.
Rosalind wäre am liebsten im Erdboden versunken. Doch das Schlimmste kam erst noch.
Ehe sie es verhindern konnte, sprach Sable bereits weiter. "Hören Sie, ich wollte Ihnen nur sagen", mit großen Augen blickte sie zu Cesar auf und klimperte mit den falschen Wimpern, "wie wahnsinnig froh ich bin, dass Ros bei Ihnen gelandet ist. Seit einer Ewigkeit versuche ich, ihr klarzumachen, dass es dumm ist, sich so zurückzuhalten. Ein Mann wie Sie löst all ihre Probleme."
Cesars Lächeln wirkte seltsam gefährlich. "Rosalind hat Probleme?"
Obwohl Rosalind verzweifelt versuchte, Sable mit Blicken zu warnen, plapperte die Frau weiter. In dem Moment gesellte sich auch noch Yuri Rostrov zu ihnen.
Verzweifelt senkte Rosalind den Kopf und hoffte, er würde sie nicht erkennen, weil sie jetzt ganz anders aussah als an jenem schrecklichen Abend.
"Señor Montarez." Rostrov sprach den Namen mit starkem Akzent aus.
Hilflos blickte Rosalind von einem zum anderen. Yuri Rostrov war nicht so groß wie Cesar, doch er war mit seiner kräftigen Gestalt bestimmt nicht zu unterschätzen. Ruhig und beherrscht stand Cesar da und strahlte Macht und Autorität aus. Dieser Cesar Montarez konnte gefährlich werden, wenn er wollte, das war Rosalind klar.
Er nickte dem Ganoven nur kurz zu. Die beiden Männer musterten sich abschätzend, als wollten sie prüfen, ob sie es auf einen Kampf ankommen lassen sollten. Unwillkürlich versteifte Rosalind sich. Sie hatte Angst um Cesar. Hatte er nicht selbst gesagt, Rostrov sei ein gefährlicher Krimineller?
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