Julia James
das Haar auf dem Kopf zusammen, setzte die Duschhaube auf und ließ das warme Wasser über ihren Körper laufen.
Zehn Minuten später fühlte Rosalind sich besser. Ihr war jetzt klar, dass sie übertrieben reagiert hatte. Cesar hatte der Zusammenstoß im Restaurant ebenso zugesetzt wie ihr, sonst hätte er Rostrov nicht zusammengeschlagen. Und letztlich war sie schuld, dass es überhaupt dazu gekommen war.
Sie hatte Cesar instinktiv belogen, als er hatte wissen wollen, was für Probleme sie habe. Ihre Probleme gingen ihn nichts an, sie hatten nichts mit dem zu tun, was sie mit Cesar verband. Und was verband sie mit ihm?
Die Frage drängte sich ihr auf, während sie aus der Dusche stieg, sich in ein flauschiges Badetuch hüllte, die Duschhaube abnahm und ihr Haar ausschüttelte. Was verband sie wirklich mit ihm?
Rosalind setzte sich auf den Hocker vor dem Frisiertisch und betrachtete ihr Spiegelbild. Das lange Haar fiel ihr über die Schultern, und ihr immer noch geschminktes Gesicht passte irgendwie nicht dazu. Sie schob das Haar zurück, um sich abzuschminken.
Geistesabwesend wischte sie sich das Make-up vom Gesicht. Die Frage ließ sie nicht los. Was verband sie mit Cesar? Sex. Fantastischer Sex, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Sex, der sie um den Verstand gebracht und völlig verändert hatte.
Aber es war mehr als nur Sex.
Natürlich, dachte sie und fuhr sich erneut mit dem Wattebausch über die Augen. Es musste mehr sein, sonst würde sie sich nicht so sehr zu Cesar hingezogen fühlen und sich in seiner Nähe nicht so wohl fühlen. Warum konnte sie den Blick kaum von ihm abwenden? Warum pochte ihr Herz jedes Mal so heftig, wenn sie ihn sah? Warum konnte sie nicht genug davon bekommen, ihn auch nur anzusehen? Warum war sie süchtig nach ihm wie ein Alkoholiker nach Whisky? Und warum überlief es sie eiskalt, wenn sie an den Tag dachte, an dem er genug von ihr haben würde?
Warum gab sie sich sinnlosen Tagträumen hin und versuchte, sich als die Frau an seiner Seite, als Mutter seiner Kinder vorzustellen?
Sie liebte ihn. Das war die einzige Erklärung.
Mitten in der Bewegung hielt Rosalind inne und betrachtete ihr Spiegelbild. Plötzlich hatte sie das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Nein, sie liebte Cesar nicht. Das durfte nicht wahr sein.
Aber es stimmt wirklich, ich liebe ihn, gestand sie sich ein.
Verzweifelt versuchte sie, sich dagegen aufzulehnen. Dann senkte sie den Kopf und überließ sich den Gefühlen, die auf sie einstürmten. Sie liebte Cesar! Die Erkenntnis war überwältigend. Reglos saß sie da. Schließlich hob sie den Kopf wieder und betrachtete sich mit weit aufgerissenen Augen im Spiegel.
Ich liebe ihn, ich liebe diesen Mann, wiederholte sie insgeheim immer wieder.
Wie lange sie so dagesessen hatte, wusste sie nicht. Zwei Minuten? Oder eine halbe Ewigkeit? Aber was bedeutete schon Zeit, wenn es um Liebe ging? Die Sache hatte jedoch einen Haken: Cesar erwiderte ihre Liebe nicht.
Eine eiskalte Hand schien sich um ihr Herz zu legen, als sie sich der ernüchternden Wahrheit stellen musste. Cesar liebte sie nicht. Warum sollte er auch? Mit Liebe hatte ihre Affäre nichts zu tun. Für ihn war es nur ein zeitlich begrenztes Vergnügen, eine mehr oder weniger flüchtige Affäre. Etwas anderes kam für ihn nicht infrage. Mit Liebe hatte die Sache für ihn nichts zu tun, Liebe erwartete er von Rosalind gar nicht. Er durfte nie erfahren, was sie für ihn empfand. Das war das Einzige, was sie tun konnte. Ihre Liebe würde Cesar nur lästig sein.
Es wäre sinnlos, ihm ihre Liebe zu gestehen.
Sie aßen in der Suite. Rosalind machte sich nicht einmal die Mühe, sich anzuziehen. Sie hüllte sich einfach nur in den langen Morgenmantel aus Seide, den Cesar ihr gekauft hatte.
Auch er hatte lediglich einen Morgenmantel übergezogen, nachdem er seinen Abendanzug und ihr grünes Abendkleid in den Schrank gehängt hatte.
Rosalind war ihm dankbar dafür. Das Kleid hatte ihr kein Glück gebracht, obwohl es ein Vermögen gekostet hatte. Jetzt wollte sie es nie mehr tragen.
Während des Essens entspannten sie sich etwas. Der Wein und die erlesenen Speisen lenkten sie ab und rückten den katastrophalen Zwischenfall mit Sable und Rostrov etwas in den Hintergrund.
Sie unterhielten sich über das spanische Mittelalter und kamen auf El Cid zu sprechen, den großen Eroberer, der auf der Seite der Mauren, dann wieder für die christlichen Könige gekämpft hatte.
"Was ich über ihn weiß,
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