Julia James
habe ich eigentlich nur aus dem Hollywoodfilm." Rosalind war froh, über neutrale Themen sprechen zu können. "Als Kind habe ich ihn einmal an Weihnachten im Fernsehen gesehen. Das Ende war so traurig."
Cesar lächelte ironisch. "Es war ein spannender Film, aber vieles darin war verbrämt. Ein typisches Hollywoodprodukt eben. Filmemacher halten sich selten an die geschichtliche Wahrheit. Du hast den Film an Weihnachten gesehen?"
Bisher war sie nur sehr selten auf ihre Vergangenheit zu sprechen gekommen. Ihre Kindheit hatte sie noch nie erwähnt.
"Ich erinnere mich, dass der Film sehr lang war, genau das Richtige für Winternachmittage."
Cesar trank einen Schluck Wein. "Hat er den Wunsch in dir geweckt, nach Spanien zu kommen?" Übergangslos stellte er ihr die Frage, die ihm auf der Seele brannte: "Warum willst du die Alhambra nicht mit mir besuchen?"
Einen Moment lang saß sie ganz still da. "Ich … na ja, ich war schon einmal dort und würde mir lieber etwas anderes ansehen."
"Mit wem warst du dort?"
Warum fragte er sie danach? Weil er alles von ihr wissen wollte, das war es.
Rosalind spießte ein Stück Fisch auf die Gabel. "Mit einem Menschen, der mir viel bedeutet hat", erwiderte sie. Mit jemandem, den es nicht mehr gab, der nie wiederkommen würde. Und es schmerzte immer noch zu sehr, an diesen wunderbaren Menschen zu denken.
Gespannt sah Cesar sie an. "Mit der Person, mit der du von England nach Spanien gekommen bist?"
Sie kämpfte mit sich. "Ja. Was soll dieses Kreuzverhör?"
Unvermittelt stellte er sein Glas ab. "Weil ich dich noch nicht kenne, Rosalind. Eigentlich weiß ich so gut wie gar nichts von dir." Er sah sie eindringlich an.
Instinktiv senkte sie den Kopf. "Da gibt es eigentlich nichts zu wissen. Ich bin völlig durchschnittlich. Das einzig Besondere an mir bist du, Cesar."
Sie wollte, dass er lächelte. Doch er tat es nicht. Plötzlich war sie auf der Hut. Wenn er sie weiter ausfragte, würde es ihm vielleicht noch gelingen, hinter ihr Geheimnis zu kommen.
"So?" Er ließ sich nicht täuschen. "Und warum glaubst du das, Liebes?"
"Weil es stimmt."
"Und warum bin ich etwas Besonderes für dich, wie du behauptest?"
Jetzt war sein Ton drängend, herausfordernd, und das bedeutete Gefahr! Er durfte nicht erfahren, was sie für ihn empfand. Damit würde sie nichts erreichen, höchstens, dass er sich schleunigst zurückzog. Cesar Montarez wollte nicht, dass sie ihn liebte. Er wollte, dass sie so war wie alle anderen Frauen, die er gekannt hatte: anschmiegsam, nett, unkompliziert. Er wollte keine Frau um sich haben, die Liebe von ihm erwartete.
"Cesar, ich …", begann sie. Sie kam jedoch nicht weiter. Ihr war zum Weinen zu Mute. Sie konnte einfach nicht hier sitzen und sich von Cesar ausfragen lassen. Nach der erniedrigenden Szene mit Sable und Rostrov war das zu viel. Und auch zu viel nach der erschütternden Erkenntnis, dass sie Cesar liebte.
"Cesar …" Die Stimme gehorchte ihr nicht, und ihr kamen die Tränen. Sie versuchte, sie fortzublinzeln, doch sie ließen sich nicht aufhalten.
Unglücklich senkte sie den Kopf und wischte sich die Tränen weg. "Bitte … ich …" Sie wollte aufstehen, aber Cesar kniete sich vor sie und nahm ihre Hände.
"Liebes!" Er war sichtlich entsetzt. "Wein doch nicht. Bitte nicht!"
Matt sank sie vornüber. "Entschuldige. Das wollte ich auch gar nicht. Es tut mir Leid, aber der Abend war so schrecklich …" Zumindest das stimmte.
Cesar nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. "Wein nicht. Das ist es nicht wert. Sie sind es nicht wert. Das alles ist vorbei. Endgültig."
Seine Stimme klang so zärtlich und liebevoll, dass Rosalind am liebsten laut geweint hätte. Verzweifelt schmiegte sie sich an ihn.
" Cesar", brachte sie hervor. "Du bist der beste, wunderbarste Mann der Welt."
Irgendwie spürte sie, dass er lächelte. Dann stand er auf. "Lass uns erst einmal zu Ende essen, Liebes. Dann gehen wir ins Bett."
Mit Tränen in den Augen sah sie ihn an. "Ja", erwiderte sie leise.
7. Kapitel
Es war wunderbar, wieder im El Paraíso zu sein. Mit Cesar zu reisen war schön, doch Rosalind hielt sich mit ihm am liebsten in seinem Apartment oberhalb des Kasinos auf. Dort fühlte sie sich beinah wie zu Hause.
In seinem Castillo dagegen verlief ihr Leben völlig anders. Seit Cesar mit ihr zum ersten Mal über abschüssige Straßen und durch scharfe Haarnadelkurven in die Berge hinaufgefahren war, hatte sie das altertümliche, halb verfallene Gemäuer
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