Julia James
auf dem Sofa bequem, trank einen Kaffee nach dem anderen und aß Plätzchen. Zugleich erklärte sie, sie müsse unbedingt abnehmen, sonst würde sie keinen Freund finden. Bis jetzt hatte Jan wenig Glück mit ihren Freunden gehabt.
Habe ich etwa mehr Glück gehabt? fragte Rosalind sich. Sie hatte sich in einen Mann verliebt, der glaubte, sie sei nur des Geldes wegen mit ihm zusammen gewesen.
Wieder klingelte es. Jan gab offenbar nicht auf. Seufzend legte Rosalind den Putzlappen weg und ging zur Wohnungstür. Vorsichtshalber öffnete sie nur einen Spaltbreit und löste die Sicherheitskette noch nicht.
"Jan, du …" Sie verstummte, als sie sah, wer vor der Tür stand.
Ihr wurde auf einmal schwindlig, und sie lehnte sich an die Wand.
"Rosalind!"
Träumte sie? War das tatsächlich Cesars Stimme, die sie über ein Jahr nicht mehr gehört hatte, seit jener verhängnisvollen Nacht, in der er den Arzt in sein Schlafzimmer geführt hatte?
"Rosalind!"
Sie blinzelte. Ja, es war Cesars Stimme. Sie träumte nicht. Und auch der Mann, der vor ihr stand, war keine Sinnestäuschung. Er wirkte größer, fast etwas hager.
Sekundenlang sah sie ihn durch die schmale Öffnung an, dann wollte sie die Tür schließen.
Doch Cesar schob blitzschnell eine Hand dazwischen und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. "Ich muss mit dir reden, Rosalind!"
Wie betäubt blickte sie ihn an. Als sie die Tür zudrücken wollte, um die Kette zurückzuschieben, schob Cesar den Arm noch weiter dazwischen. Dann begriff er, was sie vorhatte, und zog ihn zurück.
Rosalind öffnete die Tür.
Cesar kam ihr größer und schlanker vor, als sie ihn in Erinnerung hatte. Aber er war immer noch so umwerfend attraktiv und elegant wie damals.
"Darf ich hereinkommen?" fragte er ruhig. Doch sie spürte, wie aufgewühlt er war. "Darf ich hereinkommen?" wiederholte er.
Stumm schüttelte sie nur den Kopf, sie brachte kein Wort heraus. Sie wusste nur, dass sie Cesar auf keinen Fall in die Wohnung und nicht zurück in ihr Leben lassen durfte.
"Ich muss mit dir reden", sagte er noch einmal, und seine Augen waren ganz dunkel. Wie lang seine Wimpern sind, dachte sie zusammenhanglos.
Plötzlich wurde ihr bewusst, was er da gesagt hatte. Als sie ihn damals darum gebeten hatte, hatte er nichts davon wissen wollen.
"Falls es um das Geld geht", erwiderte sie, "muss ich dich leider enttäuschen. Ich kann es mir momentan nicht leisten, es dir zurückzuzahlen. Aber ich habe nicht vergessen, dass ich es dir schulde. Du bekommst es bestimmt zurück."
Cesar zuckte zusammen, und Rosalind fragte sich, warum.
Sie atmete tief durch. "Du kommst zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Kannst du vielleicht …?" Hinter ihr ertönte leises Wimmern, und sie versteifte sich.
Erstaunt sah Cesar sie an. "Hast du eine Katze oder ein anderes Haustier?"
Sie konnte ihn nicht ansehen. "Wie gesagt, es passt mir im Moment gar nicht. Würdest du …?" Wieder kam sie nicht weiter, denn hinter ihr ertönte das Geschrei eines Babys.
Schockiert schob Cesar sie zur Seite und stürmte an ihr vorbei in die Wohnung. Auf einmal blieb er wie erstarrt stehen. "O nein …", flüsterte er.
Das Geschrei hörte nicht auf, und Rosalind ging zu dem Kinderbett in der Ecke. "Schon gut, mein Liebling, ich bin ja bei dir." Behutsam nahm sie das in eine rosa Decke gewickelte Baby auf und wiegte es in den Armen. Prompt hörte es auf zu schreien.
Dann sah Rosalind Cesar mit ihren grünen Augen an. "Keine Sorge, es ist nicht dein Kind. Auf der Rückfahrt hierher habe ich einen anderen reichen Mann kennen gelernt."
"So etwas solltest du nicht sagen", stieß er mit schmerzerfüllter Miene hervor.
Sie zuckte die Schultern. "Warum nicht? Es könnte wahr sein."
"Du wolltest es mir verheimlichen, stimmt's?" fragte er nun.
"Ja", erwiderte sie.
"Warum, Rosalind?"
Irgendetwas in seiner Stimme irritierte Rosalind. Doch darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. "Warum nicht? Du hast doch schon siebentausend Euro für mich bezahlt. Das ist ziemlich viel für den Unterhalt eines Kindes. Außerdem werde ich bald wieder arbeiten. Ich habe Glück, es gibt hier eine ausgezeichnete Kinderkrippe. Du brauchst dir also keine Gedanken zu machen, ich habe den Namen des Vaters nicht genannt. Niemand wird Geld von dir verlangen."
Cesar sah so aus, als hätte sie ihn geohrfeigt. Dann wurde das Baby ungeduldig und fing wieder an zu schreien.
"Die Kleine hat ziemlich Hunger", erklärte Rosalind. "Ich muss sie stillen.
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