Julia Liebeskrimi Band 09
machte Licht und schob ihr Krankenhausnachthemd am Rücken auseinander. Die Blutergüsse dort schillerten in allen Regenbogenfarben. Auf manchen waren tiefe Kratzer. Ihm wurde ganz schlecht, als er sich unwillkürlich ausmalte, was Mary durchgemacht hatte. Er fuhr ihr erschüttert über ihren Arm, dann über die Wangen, und brachte schließlich sein Gesicht so dicht vor ihres, bis ihre Stirnen sich berührten.
„Mein Gott, Baby … das wusste ich nicht. Ich wusste es nicht.“
„Es gibt Schlimmeres, Daniel, wirklich. Die Blutergüsse werden bald abgeheilt sein – äh, und ich will mich immer noch umdrehen.“
Doch wie sollte er seiner Frau dabei helfen, ohne ihr wehzutun? Daniel versuchte es trotzdem. Mary biss die Zähne zusammen, als er seine Hände unter ihren Körper schob und sie behutsam auf die andere Seite drehte.
Mit einem erleichterten Aufstöhnen machte sie es sich schließlich in einer neuen Lage bequem.
„Danke, Schatz. So ist es schon viel besser.“
Er musterte sie nachdenklich und schwieg.
„Wie geht es Hope? Ist sie bei Mike und Phyllis?“
„Ja, und es geht ihr gut. Sie weiß von nichts.“
Mary seufzte erleichtert auf. „Das ist gut. Den Wievielten haben wir heute?“
„Den zweiten Oktober.“
„O nein … ihr Geburtstag. Was wird sie von mir denken?“
„Sie weiß nicht, was heute für ein Datum ist. Dafür haben Mom und Dad gesorgt. Wir werden Hopes Geburtstag feiern, wenn wir alle wieder zusammen sind.“
„Das ist gut.“
Eine Weile hingen sie beide ihren Gedanken nach, bis er schließlich fragte: „Brauchst du irgendetwas gegen die Schmerzen?“
„Nein“, gab sie zurück, und dann spürte sie erschrocken, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Für Daniel war es der sprichwörtliche letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er erbebte förmlich vor Wut.
„Ich hätte diesen Dreckskerl umbringen sollen.“
„Halt mich einfach nur ganz fest“, bat Mary.
Er schlüpfte kurzerhand zu ihr unter die Decke und zog ihren Kopf an seine Brust, während sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Er wollte ihr sagen, dass der Mann das, was zwischen ihnen war, durch nichts zerstören konnte, ganz gleich, was er ihr auch angetan haben mochte, aber er wagte es nicht, dieses Thema anzuschneiden. Deshalb hielt er sie einfach nur fest und dankte Gott, dass sie noch am Leben war.
Nach einer Weile hatte er das Gefühl, dass Mary eingeschlafen war. Es stand zu befürchten, dass ihm die Nachtschwester wahrscheinlich die Hölle heißmachen würde, wenn sie ihn bei ihr im Bett vorfand, aber das war ihm egal. Er schloss die Augen und versuchte einfach an nichts zu denken. Eine ganze Weile lag er einfach nur unbeweglich da und war schon knapp davor einzuschlafen, als er Marys Stimme hörte. Die Worte kamen schleppend, als ob sie im Schlaf spräche, aber sie waren trotzdem ein Geschenk.
„Er hat mich nicht vergewaltigt.“
Oh, Gott, danke, dass du ihr das erspart hast. „Es ist alles gut, Baby … schlaf weiter“, sagte er leise.
Mary stieß einen tiefen Seufzer aus und flüsterte: „Daniel?“
„Was ist, Honey?“
„Das Baby ist okay.“
Er lächelte. „Ja, Honey … Hope geht es gut.“
Sie schmiegte sich noch enger an ihn. „Nicht Hope, Daniel. Das Baby.“ Dann griff sie nach seiner Hand und legte sie sich auf den Bauch. „Unserem Baby“, murmelte sie und schlief wieder ein.
In Daniel stieg ein unermessliches Glücksgefühl auf. Er streichelte ihren Bauch, während ihm klar wurde, dass sie da in diesem Keller nicht nur um Justines und Amy Annes Leben gekämpft hatte, sondern auch um das Leben ihres ungeborenen Kindes. Er drückte sein Gesicht an ihren Hals und schämte sich, nicht zu weinen.
„Danke, Mary Faith“, flüsterte er.
Und dann war es auch schon Morgen.
Mary saß frisch geduscht in Nachthemd und Bademantel auf dem Bett und wartete auf Daniel, der auf ihre Bitte hin nach Hause gefahren war, um ihr frische Sachen zum Anziehen zu holen. Nun klopfte es an der Tür.
„Herein.“
Als die Tür aufging und Mary die Besucher sah, breitete sich auf ihrem Gesicht ein Lächeln aus. Die vier Erwachsenen kannte sie zwar nicht, dafür aber die beiden Mädchen, die bei ihnen waren. Sie stand auf und ging ihnen mit ausgebreiteten Armen entgegen.
„Meine Heldinnen“, rief sie aus, während sie vor den Mädchen in die Hocke ging und sie an ihre Brust zog. „Wisst ihr eigentlich, dass ihr mich gerettet habt?“
Justine nickte ernst, während Amy
Weitere Kostenlose Bücher