Julia Liebeskrimi Band 09
Schulter niedersausen. Er spürte wie sie zusammenzuckte, aber sie ließ nicht locker, und er bekam die Hand nicht in seine verdammte Tasche.
Noch immer hielt Mary ihn mit Leibeskräften fest an den Beinen. Und jedes Mal, wenn sie zu Atem kam, stieß sie einen durchdringenden Hilfeschrei aus. Vor ein paar Sekunden hatte sie sich eingebildet, Daniels Stimme zu hören – aber das war unmöglich. Schließlich wusste er nicht, wo sie war. Vielleicht hatte nun tatsächlich ihr letztes Stündlein geschlagen.
Plötzlich gelang es Howard Lee mit einer gewaltigen Kraftanstrengung, sie abzuwerfen. Mary wurde quer durch den Raum gegen die Wand geschleudert. Geistesgegenwärtig rollte sie sich wie eine Katze ab und war auf allen vieren, als er das Messer aus seiner Tasche zog. Sie rappelte sich auf und hielt Ausschau nach irgendeiner Waffe, aber da war nichts. Als er mit dem Messer auf sie zukam, begann sie, die Hände schützend vor sich ausgestreckt, zurückzuweichen.
Der Anblick der scharfen Klinge nahm ihr allen Mut.
„O Gott … nein … bitte, nein“, stammelte Mary, während sich ihre Fingernägel in Todesangst in die Wand hinter ihr krallten.
„Du hast meine Familie zerstört!“, schrie Howard Lee bebend vor Zorn.
In Mary stieg eiskalte Wut hoch. Er hatte vor, sie umzubringen, und wollte ihr auch noch die Schuld daran geben? Nicht solange noch ein einziger Atemzug in ihr war. Geistesgegenwärtig riss sie die Tagesdecke von einem der Betten und wickelte sie sich um den Arm, als er mit gezücktem Messer immer näher auf sie zukam.
„Sie sind wahnsinnig! Sie haben keine Töchter. Sie haben die Mädchen entführt. Und ich bin nicht Ihre Frau. Ich bin die Frau von …“
„Mary! Mary!“
Mary schnappte vor Überraschung nach Luft. Das war Daniel. Dann hatte sie es sich also doch nicht eingebildet. Sie konnte hören, wie er ihren Namen rief.
„Hier!“, schrie sie. „Ich bin hier unten!“
Reese Arnauds und Bobby Joe Killians Autos kamen fast im selben Moment mit quietschenden Bremsen vor dem Haus in der Raleigh Street zum Stehen. Beide Männer sprangen bewaffnet heraus.
„Suchen Sie nach einem Keller“, schrie Bobby Joe, während er die Verandatreppe hinaufsprintete. „Das Mädchen sagt, dass er sie in einem Keller eingesperrt hat.“
Sie betraten nur einen halben Schritt hintereinander das Wohnzimmer, folgten den schrillen Hilfeschreien ins Schlafzimmer und schließlich die Kellertreppe hinunter.
Reese setzte seinen Fuß als Erster auf dem Boden im Keller auf. „Bringen Sie Mary hier raus!“, schrie er, während Bobby Joe an ihm vorbeirannte. Dann zog er seine Pistole und ging auf Daniel zu. Er musste ihn von dem Mann wegziehen, bevor er ihn noch umbrachte.
„Daniel! Daniel … lassen Sie den Kerl los.“
Doch Daniel, der Howard im Würgegriff hielt, schien Reese gar nicht zu bemerken – geschweige denn zu tun, was er sagte. Also entschied sich der Polizist zu handeln. Er schlang Marys Mann die Arme um den Oberköper und zog mit aller Kraft, bis Daniel, der nicht wusste, wie ihm geschah, loslassen musste und Howard stöhnend zu Boden sank.
Daniel wirbelte mit geballten Fäusten herum, bereit, ein weiteres Mal zuzuschlagen. Da erst entdeckte er Reese.
„Dieser Dreckskerl“, murmelte er, dann atmete er zitternd und tief durch.
„Lassen Sie noch genug von ihm übrig, dass ich ihn festnehmen kann, und kümmern Sie sich um Ihre Frau!“
„Mary!“ Daniel fuhr mit vor Schreck geweiteten Augen herum und sah Mary vornübergebeugt auf dem Bett sitzen. Bobby Joe stand, immer noch mit gezogener Pistole, zwischen ihnen. Daniels Beine zitterten, als er den ersten Schritt auf sie zumachte. War alles in Ordnung mit ihr? Oder war er womöglich zu spät gekommen?
„O Gott … Mary.“
Sie erhob sich taumelnd und warf sich an seine Brust.
Sobald Daniel seine Arme um sie legte, begann sie zu weinen – ihrer Brust entrangen sich laute, erstickte Schluchzer.
„Die Mädchen … die Mädchen … habt ihr sie? Ist alles in Ordnung mit ihnen?“
„Ja, Schatz, es geht ihnen gut. Sie sind uns vor ein paar Minuten auf der Straße entgegengekommen.“
„Gott sei Dank“, murmelte Mary, dann wurde sie in seinen Armen ohnmächtig.
Daniel hielt sie fest. Er schaute, immer noch wütend, auf Howard Lee hinunter.
„Sie können von Glück sagen, Sie elender Dreckskerl. Wenn man mich gelassen hätte, hätte ich Sie eiskalt umgebracht.“
Da Reese Arnaud bereits dabei war, dem Mann Handschellen anzulegen,
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