Julia Liebeskrimi Band 09
glänzenden braunen Bänder in ihrer Hand tanzten.
„Sebastian wollte um jeden Preis verhindern, dass ich diesen Film drehe, aber dass er zu so einer Gemeinheit fähig ist, hätte ich nie gedacht!“
„Wir wissen nicht, ob er es wirklich war.“
„Ich weiß es“, schrie sie.
Sie war so außer sich, so wütend … so verdammt verletzt … dass der Wunsch, sie zu trösten, Reece erneut übermannte.
Doch bevor er ihm nachgeben konnte, sprang sie auf. Die Luft um sie herum vibrierte förmlich unter ihrem heiß glühenden Zorn. „Ich frage die anderen. Vielleicht hat ja irgendwer etwas gesehen.“
„Gute Idee“, sagte Reece und streckte die Hand nach dem Telefon aus. „Ich rufe unterdessen den Sheriff an.“
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als Sydney am nächsten Morgen, schon fix und fertig angezogen, am Waschbecken stand. Die Haare hatte sie sich zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, den sie durch die Schlaufe ihrer Baseballkappe gezogen hatte. Alles, was sie jetzt noch brauchte, war Feuchtigkeitscreme, um ihre Haut vor der Sonne zu schützen, dann war sie abmarschbereit.
Die Polizei hatte gestern in ihrem Zimmer keinerlei Hinweise auf die Person, die das Filmmaterial zerstört hatte, gefunden, aber es bestand zumindest die geringe Hoffnung, dass die Fingerabdrücke, die man abgenommen hatte, irgendein Ergebnis bringen würden. Natürlich hatte Sydney Joe Martinez, dem Sheriff, von ihrem Verdacht gegen Sebastian Chavez berichtet, und Martinez hatte, wenngleich mit leichtem Widerstreben, versprochen, sofort am Morgen zur Chavez-Ranch hinauszufahren und Sebastian zu befragen.
Überglücklich war Sydney jedoch gewesen, als sie erfahren hatte, dass bei der Handvoll Minikassetten, die Tish mit auf ihr Zimmer genommen hatte, unter anderem die Auftauchsequenz und ein paar weitere nicht wiederholbare Außenaufnahmen waren.
Ihre Finger verweilten beim Eincremen einen Moment an der Stelle, die Reece gestern Abend liebkost hatte. Für einen so großen Mann war die Berührung erstaunlich sanft gewesen.
Bedauern überschwemmte sie, scharf und stechend, und es dauerte einen Moment, bis es ihr gelang, es abzuschütteln. Sie musste arbeiten!
Nach und nach kam die Crew aus den Zimmern und begann, die Ausrüstung in den Kleinbus und in den Blazer einzuladen. Als Henry Three Pines in seinem verrosteten Pick-up vorfuhr, war fast alles verstaut. Tatsächlich war Sydney nicht mehr auf die Dienste eines Führers angewiesen, denn mittlerweile kannte sie jeden Felsbrocken und jede Biegung des Pfads, der in den Canyon hinunterführte. Doch auf ihren gestrigen zarten Wink hin hatte Henry nur gelächelt und gesagt, er tue es in ehrendem Angedenken an einen alten Freund.
An diesem Morgen allerdings schien es, als ginge es ihm um mehr, als nur das ehrende Angedenken an einen Freund zu bewahren. Er holte aus seinem Pick-up ein Gewehr heraus und steckte es in seine Armbeuge.
Ein verschlafener Zack wurde blitzartig munter und stolperte beim Anblick der Waffe einen Schritt zurück. „Ey, Mann! Ist dieses Ding geladen oder so?“
„Warum sollte ich es sonst wohl bei mir tragen?“
„Und Sie … äh … Sie haben nicht vergessen, wie man damit umgeht oder so?“
Henry verzog angesichts der Torheit der Jugend das verrunzelte Gesicht zu einem Lächeln. „Manche Dinge, die ein Junge erst lernen muss, vergisst ein Mann nie.“
„Wenn Sie es sagen“, räumte Zack nachdenklich ein, dann machte er einen großen Bogen um den Gewehrlauf und warf seinen Rucksack in den Kleinbus.
Sydney, die bis jetzt der weit verbreiteten Vorliebe der Einwohner von L. A. für große Autos und noch größere Handfeuerwaffen nicht erlegen war, machte ebenfalls einen weiten Bogen.
„Was soll das?“, fragte sie Henry. „Warum bist du bewaffnet?“
„Reece hat mich gestern Abend angerufen und mir erzählt, was passiert ist. Wir sind der Meinung, dass wir wachsam bleiben müssen, bis derjenige, der deinen Film zerstört hat, gefasst ist.“
„Wachsamkeit ist eine Sache, und eine Waffe zu tragen ist eine andere. Ich bin mir da nicht so sicher, Henry.“
„Du passt auf deinen Film auf“, gab er ungerührt zurück. „Reece und ich passen auf dich auf.“
Sydney war sich ebenso wenig sicher, ob sie wollte, dass jemand auf sie „aufpasste“, selbst wenn es sich bei diesem Jemand um einen langjährigen Freund handelte. Doch der unerschütterliche Ausdruck in Henrys Augen sagte ihr, dass jeder Widerspruch Zeitverschwendung sein würde,
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