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Julia Liebeskrimi Band 09

Julia Liebeskrimi Band 09

Titel: Julia Liebeskrimi Band 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merline Lovelace , Carrie Alexander , Sharon Sala
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das in einer Ecke des Kastens lag. Neugierig griff sie danach und holte überrascht Luft, als ein Ring herausrutschte und ihr direkt in die Hand fiel.
    Er war aus Silber, mit einem durchscheinenden blauen Stein. Ein blauer Topas, dachte sie und hielt den Ring in das matte, gelbe Licht der nackten Glühbirne, die von der Decke herabbaumelte. Während sie ihn bewundernd drehte und einzuschätzen versuchte, wie viel er wohl wert sei, entdeckte sie eine Gravur in der Innenseite. Sie kniff die Augen zusammen und schaffte es nur mit Mühe, die verschnörkelten Buchstaben zu entziffern.
    Für immer Dein
    Ihr schossen die Tränen in die Augen. Nichts war für immer.
    Sie versuchte sich den Mann auszumalen, der seiner Liebe diesen Ring geschenkt hatte, und schloss die Augen. Als Daniels Gesicht vor ihrem inneren Auge auftauchte, streifte sie den Ring ohne zu zögern über.
    Doch was war das? Im selben Moment begann ihr Finger wie verrückt zu brennen. Sie keuchte erschrocken und versuchte den Ring abzuziehen, aber es gelang ihr nicht. Sie stieß einen Schrei aus, und gleich darauf stand der kleine alte Mann vor ihr.
    „Oh, mein Gott … oh, mein Gott, bitte helfen Sie mir, Sir. Ich bekomme diesen …“
    Er lächelte, und das Brennen hörte schlagartig auf. Wieder war ihr, als ob der Alte sie berührt hätte. Sie hielt erstaunt die Hand mit dem Ring hoch, und der Mann nickte. Obwohl sie nicht erkennen konnte, dass sich seine Lippen bewegten, glaubte Mary die Worte Alles wird gut zu hören.
    „Ich fühle mich aber gar nicht so gut“, murmelte sie und überlegte, dass es wahrscheinlich doch besser gewesen wäre, wenn sie etwas zu Mittag gegessen hätte.
    Dann verspürte sie einen schwachen Luftzug, und gleich darauf wurde die Luft dünn. Und obwohl sie wusste, dass sie auf der Stelle stand, hatte sie das Gefühl, sich zu drehen. Immer im Kreis herum … und die Stühle und Tische, die eingestaubten Bilder an den Wänden begannen sich in der Gegenrichtung zu drehen … wie ein Karussell im Rückwärtsgang. Schließlich drehte sich alles im Raum, und Mary drehte sich mit. Sie wollte ihre Augen schließen, aber sie hatte eine ganz seltsame Angst, aus der Welt zu fallen. Auch der alte Mann begann zu schwanken und wirkte plötzlich fast schwerelos. Dann wurde es schlagartig eiskalt, und Mary sah erschrocken, wie sich der alte Mann in Luft auflöste. Ungläubig starrte sie auf die Stelle, wo er eben noch gestanden hatte.
    Und plötzlich waren der Geruch nach Staub und Kampfer in der Luft sowie ein weniger durchdringender, aber dennoch deutlich wahrnehmbarer Duft nach Lavendel und getrockneten Rosenblättern. Mary hörte Lachen und Weinen und gleich darauf ein leises Wimmern, von dem sie wusste, dass es ihr eigenes war. Irgendetwas in ihr zerbrach – und dann fühlte sie, wie sie fiel.
    Als sie wieder festen Boden unter den Füßen verspürte, stand sie in ihrer Küche an der Spüle und hörte nebenan im Zimmer ihre kleine Tochter weinen.
    Oh, Gott … bitte nicht. Nicht schon wieder.
    Sie biss die Zähne zusammen, spürte, wie sie sich umdrehte, wobei sie schon vorher wusste, dass Daniel immer noch im Türrahmen stehen und sie ansehen würde, als ob sie eine Fremde wäre und nicht die Frau, die er geheiratet und mit der er ein Kind hatte. Sie hörte sich etwas sagen, und weil es immer wieder dieselben Worte waren, hätte sie am liebsten laut aufgeschrien. Sie kannte die Worte so genau, weil sie sie seit sechs Jahren jede Nacht in ihren Träumen hörte. War das ihre Strafe dafür, dass sie lebte, während die Menschen, die sie über alles liebte, tot waren? War sie dazu verdammt, diese letzten Momente mit Daniel und Hope bis in alle Ewigkeit immer wieder durchleben zu müssen? Würde dieser Albtraum niemals enden?
    „Ist das Fläschchen noch nicht fertig?“, fragte Daniel.
    Mary drehte sich zur Spüle um, wo Hopes Babyflasche im Wasserbad lag. Sie nahm sie heraus, ließ sich, um die Temperatur zu überprüfen, ein paar Tropfen der Milch aufs Handgelenk rinnen und wollte dann mit der Flasche an ihrem Mann vorbeigehen, doch er verstellte ihr den Weg.
    „Lass, ich gebe sie ihr“, sagte er, nahm ihr die Flasche aus der Hand und verließ die Küche.
    Mary spürte die Zurückweisung so überdeutlich, als ob er ihr eine Ohrfeige versetzt hätte. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. In der Spüle stapelte sich das ungespülte Geschirr, auf dem Boden neben der Waschmaschine wartete ein Berg Schmutzwäsche darauf, gewaschen

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