JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
erlebt, dass er auch die schwierigsten Kämpfe gewinnen konnte. Sein Ruf gründete sich auf diese Erfolge. Sam hatte Leben verlängert, Menschen ihren Familien zurückgegeben und ihnen eine Zukunft geschenkt.
Diesmal nicht.
Kens Familie wartete in einem der Angehörigenzimmer außerhalb des OP-Trakts. Gloria Baker stand auf, als Sam hereinkam. Bei ihr waren ihr Sohn und ihre Tochter, beide im Teenageralter, sechzehn und vierzehn. Der Junge erinnerte Sam daran, wie er selbst damals gewesen war. Hoch aufgeschossen, zurückhaltend, unbeholfen.
„Ich habe sehr schlechte Nachrichten für Sie“, begann Sam behutsam. „Wir haben getan, was wir konnten, aber er war nicht kräftig genug, um den Eingriff zu überleben. Es tut mir sehr leid.“
Gloria wurde grau im Gesicht. „Oh, nein …“
Megan fing an zu weinen und schmiegte sich in die Arme ihrer Mutter. Damien saß einfach nur da, stumm, mit unbewegter Miene. Sam ahnte, wie er sich fühlte: verzweifelt und doch unfähig, seine Gefühle offen zu zeigen. Eine neue Rolle wartete auf ihn, jetzt, da der Vater gestorben war. Nun war er der Mann im Haus, musste Mutter und Schwester unterstützen. Tapfer würde er diese Aufgabe meistern, und jeder würde ihn dafür bewundern. Genau wie Sam damals, er war klargekommen. In seinem Innern hatte es jedoch ganz anders ausgesehen. Er hatte sich gefühlt, als ob ein Teil von ihm für immer verloren war.
„Es tut mir wirklich sehr leid“, sagte er noch einmal.
„Können wir ihn sehen?“, fragte die Tochter.
„Selbstverständlich. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.“
Gloria wischte sich über die Augen. „Danke, Dr. Bailey. Ken hat gewusst, dass er es vielleicht nicht schafft. Er war schon so lange krank. Ich wünschte nur, Sie wären früher hier gewesen, um ihm zu helfen.“
„Ich auch“, antwortete Sam.
Eine der OP-Schwestern erschien. „Sie können jetzt kommen.“
Sam stand etwas abseits, als die Familie Baker den OP betrat, um Abschied zu nehmen. Es gab Tage, da fand er seinen Beruf unerträglich – wenn er Schmerzen nicht lindern, schwere Krankheiten nicht in den Griff bekommen und massiven Blutverlust nicht eindämmen konnte. Oder die endlos langen, komplizierten Operationen, in denen er all sein Können einsetzte und die doch mit einer flachen Linie auf dem Herzmonitor endeten.
Er seufzte unterdrückt und machte sich zu den Umkleideräumen auf.
Sam konnte es kaum erwarten, dass dieser Tag zu Ende ging.
Nach einer langen und schwierigen Unterredung mit dem Krankenhausdirektor hatte Lexi für ihre Pläne endlich grünes Licht bekommen.
In ihrem Kopf sprudelten die Ideen. Ein Festzelt bot so viele Möglichkeiten! Natürlich gab es noch jede Menge zu bedenken und zu organisieren, aber das meiste hatte sie im Griff. Tischschmuck und Dekorationen waren bestellt, das Menü war festgelegt, der Catering-Service gebucht. Ein Weinhändler hatte mehrere Kisten Wein und Champagner gespendet, und auch die Floristin, die im Krankenhaus einen Blumenladen betrieb, hatte Lexi ihre Unterstützung zugesagt.
In einer Rundmail informierte Lexi alle, die auf der Gästeliste standen, dass sich der Veranstaltungsort geändert hatte. Jetzt war sie dabei, im gesamten Krankenhaus an jedes einzelne Schwarze Brett der Mitarbeiter Informationsblätter zu pinnen. Die anfängliche Panik war vergessen, und es tat richtig gut, wieder alles unter Kontrolle zu haben.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich. Den Stapel Flyer an sich gepresst, verließ Lexi beschwingt den Lift und lief nach rechts, Richtung Ärztezimmer.
Im nächsten Moment landete sie an einer breiten Brust, Lexi blieb kurz die Luft weg, und die Infoblätter flogen durch die Gegend. „Ups!“, keuchte sie.
Sam betrachtete sie finster. „Passt du eigentlich nie auf, wohin du gehst?“
„Ich dachte, du nimmst immer die Treppe.“
An seinem kantigen Kiefer zuckte ein Muskel, als Sam sich bückte, um die Flyer aufzusammeln. Lexi beobachtete, wie er die Ankündigung las. „Was ist das?“, wollte er wissen.
„Informationen über den Spendenball. Kleine Planänderung.“
„Du willst ihn hier veranstalten?“ Ungläubig sah er sie an. „Hier im Krankenhaus?“
Lexi ging in die Hocke, hob die restlichen Blätter auf. „Ja.“ Sie zog an dem, der unter einem von Sams glänzend polierten Schuhen gefangen war. „Wärst du so gut …?“
Sam hob den Fuß, und Lexi glättete den Flyer übertrieben sorgfältig.
„Was ist mit dem schicken Hotel passiert,
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