JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
dich?“
Er hatte Mühe, seine Gefühle zu kontrollieren. Lexi war schwanger gewesen, mit seinem Kind. Er hatte sich nie vorgestellt, einmal Vater zu werden. Aber der Gedanke, dass er für wenige Wochen – zumindest potenziell – Vater gewesen war, wirbelte in ihm einiges durcheinander.
„Entschuldige“, sagte er. „Das war unverzeihlich von mir. Natürlich war es meins.“
„Ich wusste nicht, was ich tun sollte.“ Noch immer sah sie ihn nicht an. „Ich hatte solche Angst. Ich bin zu deiner Wohnung gefahren, aber du warst weg, unauffindbar. An wen sollte ich mich wenden?“
Sam versuchte, sich in ihre Lage zu versetzen. Sie war noch so jung, so unerfahren gewesen. Ihrem Vater konnte sie nichts sagen, und von ihrer Mutter hätte sie genauso wenig Hilfe erwarten können.
Und dennoch …
Ich wäre Vater geworden.
Ein Kind von Lexi. Wie hätte es ausgesehen? Bilder überschlugen sich in seinem Kopf … von einem platinblonden Mädchen, einem Jungen mit hellbraunem Haar. Kleine Arme und Beine, Finger und Zehen, weiches Babyhaar …
Sam zwang sich, die Gedanken zu verdrängen. „Es tut mir wirklich sehr leid, was du durchgemacht hast.“
Sie musterte ihn vorwurfsvoll. „Du bist verärgert. Du denkst, dass ich es nicht hätte tun dürfen. Na komm schon, sprich’s aus, ich kann damit umgehen.“
Sam fühlte sich in die Enge getrieben, von ihr, von seinen eigenen Gefühlen. „Was soll ich sagen? Herzlichen Glückwunsch zur Abtreibung? Verdammt noch mal, Lexi, ich mag meistens beherrscht und gelassen sein, aber du hast gerade eine Bombe platzen lassen. Gib mir wenigstens ein paar Minuten, das zu verarbeiten!“
Tränen glitzerten in ihren blauen Augen, als sie ihn wütend anstarrte. „Glaubst du, mir ist die Entscheidung leichtgefallen? So viel habe ich in meinem ganzen Leben nicht geweint … weil ich verzweifelt war. Weil ich mir etwas wünschte, das ich nicht haben konnte. Und als ich mich entschlossen hatte, kam es mir richtig und gleichzeitig so falsch vor. So ist das manchmal mit den schwierigen Entscheidungen im Leben.“
„Ein Schwangerschaftsabbruch ist nie einfach“, sagte Sam. „Ich glaube, keine Frau nimmt das auf die leichte Schulter. Und selbst wenn es die richtige Entscheidung war, kann es Jahre dauern, bis die Schuldgefühle verschwinden. Aber wenn es dir hilft – ich finde, dass du das Richtige getan hast, Lexi. Du warst viel zu jung, um die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Und ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob ich dir eine große Hilfe hätte sein können, selbst wenn ich in Sydney geblieben wäre. Natürlich hätte ich dich unterstützt, doch damals wäre es für uns beide hart gewesen.“
Sie seufzte bebend. „Es tut mir so leid …“
Sam trat zu ihr und nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Es ist lange her, Vergangenheit.“
„Ich bin froh, dass ich es dir erzählt habe. Du ahnst nicht, wie schwer es war, es die ganze Zeit für mich zu behalten.“
Verblüfft blickte er sie an. „Hast du deinem Verlobten nichts gesagt?“
Lexi errötete. „Ich wollte es ja … schon oft, aber irgendwie hat sich nie der richtige Moment ergeben.“
„Lexi“, begann er ernst. „Du heiratest diesen Mann in ein paar Wochen. Du solltest keine Geheimnisse vor ihm haben.“
„Wie das hier, zum Beispiel?“, fuhr sie auf. „Findest du, ich sollte ihm sagen, dass ich Sex mit dem Ex hatte, weil ich einsam war?“
„Glaubst du das wirklich? Dass du dich allein gefühlt hast und deswegen mit mir ins Bett gegangen bist?“ An seinem Kinn zuckte ein Muskel. „Mach dir nichts vor, Lexi. Wir können die Hände nicht voneinander lassen. Mit Einsamkeit – meiner oder deiner – hat das nichts zu tun!“
Lexi wandte sich ab. Am liebsten hätte sie sich irgendwo verkrochen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du jemals einsam bist“, sagte sie. „Die Frauen sind bestimmt in Scharen hinter dir her!“
„Ich habe nicht wie ein Mönch gelebt, falls du das meinst“, antwortete er ruhig. „Aber es war nichts Ernstes dabei. Ich bin nicht der Typ für eine längere Beziehung.“
Sie sah ihn an. „Du willst nicht eines Tages heiraten und eine Familie gründen?“
Sam schüttelte den Kopf. „Bei einer Scheidungsrate von fünfzig Prozent sehe ich für mich keine großen Chancen. Und ich habe wenig Lust, das Leben eines anderen zu ruinieren, und mein eigenes dazu.“
„Aber deine Eltern waren doch glücklich miteinander, oder?“
Sam dachte daran, wie die chronische
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