JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Stöhnen. Sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass das Stück ihr nicht gefiel, schließlich war es ihre Musik.
Dummerweise hatte sie sich auch schon hingesetzt und konnte nicht mehr das andere Sofa nehmen, als Ben jetzt neben ihr Platz nahm. Zwar hielt er gebührend Abstand, aber wie viel Distanz schaffte schon ein Zweiersofa? Nicht genug jedenfalls. Daisy stieg wieder der dezente Duft seines zitronigen Aftershaves in die Nase, das sie heute Morgen schon an ihm wahrgenommen hatte.
Es kostete sie eine Menge Überwindung, sich nicht einfach an Ben zu schmiegen und zu genießen, was dieser Duft versprach: warme Männerhaut unter ihren Fingerspitzen, starke Arme, die sie verlangend umschlossen …
Wenn du weißt, was gut für dich ist, trinkst du deinen Kaffee und schickst Ben so schnell wie möglich nach Hause!
Aber es kam anders. Sie redeten und lachten und redeten immer noch, als die Tassen längst leer waren.
Irgendwann seufzte Ben leise und stand auf. „Ich sollte gehen.“
„Okay.“ Daisy kam vom Sofa hoch, ohne daran zu denken, dass sie vorhin ihre Schuhe abgestreift hatte. Prompt trat sie auf einen und knickte um.
Sie wäre gefallen, hätte Ben sie nicht festgehalten. Warm und stark spürte sie seine Hände auf ihren Armen.
„Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.
Daisy sah auf, genau in seine tiefgründigen blauen Augen, ihre Blicke verfingen sich, und plötzlich stand die Zeit still.
Ihr Herz, ihre Lungen, die Uhr auf dem Kaminsims, alles schien in einen Dornröschenschlaf zu verfallen. Und dann, als hätte jemand ihn von einem Zauberbann befreit, senkte Ben den Kopf und strich mit dem Mund ganz leicht über ihre Lippen.
Sehnsüchtig seufzte sie seinen Namen, ihr Herz schlug wie wild weiter. Ben schlang die Arme um sie und küsste sie innig.
Er schmeckte nach Kaffee und nach den Pfefferminztäfelchen, die sie gegessen hatten. Und er verführte sie zu einem leidenschaftlichen, unglaublich sinnlichen Kuss.
Eine süße Schwäche erfasste sie, und Daisy gab sich den intimen Zärtlichkeiten hin, den forschenden Lippen, die ein Feuer schürten, das schon den ganzen Abend geschwelt hatte. Es war erregend, seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht zu spüren. Wie es wohl wäre, ihn überall auf der Haut zu fühlen?
Flüchtig fuhr ihr der Gedanke durch den Kopf, dass er nur ihre Hand zu nehmen und nach oben zu gehen brauchte, und sie würde ihm willig folgen. Aber er tat es nicht. Stattdessen hob er den Kopf, legte das Kinn auf ihr Haar und drückte Daisy behutsam an sich.
„Ich sollte wirklich gehen“, wiederholte er. Doch seine Stimme klang rau, und er hielt Daisy noch immer in den Armen.
Einen Moment lauschte sie noch seinem Herzschlag, dann trat sie widerstrebend einen Schritt zurück. „Ja. Danke noch einmal für das Essen. Es wäre nicht nötig gewesen, aber ich habe es sehr genossen.“
„Ich auch. Ich würde gern wieder mit dir ausgehen.“ Wie selbstverständlich war er zum Du übergewechselt. „Aber ich weiß nicht, ob das klug wäre. Wir arbeiten zusammen, wir wohnen Tür an Tür. Es könnte … kompliziert werden.“
Mit einem Mal musste Daisy mit den Tränen kämpfen. „Klar, keine gute Idee.“ Außerdem war er geschieden. Und geschiedene Männer waren tabu, absolut tabu.
Er wandte sich zur Tür, drehte sich noch einmal um und betrachtete sie. „Danke für alles heute. Du warst wundervoll.“
Ihr Lächeln war bemüht. „Gern geschehen.“
Ben hob die Hand und strich mit den Fingerknöcheln zärtlich über ihre Wange. „Gute Nacht, Daisy, schlaf gut. Wir sehen uns morgen.“
Sie nickte, weil sie Angst hatte, in Tränen auszubrechen, wenn sie auch nur ein Wort sagte. Ben schien zu spüren, wie ihr zumute war, denn er schenkte ihr ein kurzes, trauriges Lächeln, bevor er sich abwandte und mit langen Schritten zur Haustür ging.
Gleich darauf fiel sie hinter ihm ins Schloss.
3. KAPITEL
Der Dienstag war ein Arbeitstag wie jeder andere.
Für Daisy nicht. Sie hatte kaum geschlafen, und auf dem Weg zum Krankenhaus gelangte sie zu der Überzeugung, dass sie unmöglich mit Ben zusammenarbeiten konnte.
Doch dann war es gar nicht so schlimm.
Er begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln. Wäre da nicht der intensive, heiße Ausdruck gewesen, der kurz in seinen Augen aufflammte, hätte sie denken können, dass sie den gestrigen Abend nur geträumt hatte. Aber dann war der Moment vorüber, und Ben ging zur Tagesordnung über.
Gemütlich zusammen Kaffee trinken gehörte heute
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