JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
herum, aber sie hätte auf Russisch oder Japanisch sein können, Daisy hätte es wahrscheinlich nicht gemerkt. Sie war durcheinander … seinetwegen?
Interessant. Aber sie war eine Kollegin und seine Nachbarin, und er hatte gerade erst eine viel zu schwierige Beziehung hinter sich, als dass er sich freiwillig auf eine neue eingelassen hätte.
Auch wenn Daisy die attraktivste, bezauberndste und faszinierendste Frau war, die er je getroffen hatte.
Er klappte seine Speisekarte zu, und Daisy fuhr kaum merklich zusammen, als wäre sie in Gedanken meilenweit weg gewesen. „Ich nehme den Loup de mer“, verkündete er. „Und Sie?“
„Hm …“ Sie starrte auf die Karte, blinzelte. „Hört sich gut an“, sagte sie schließlich, aber Ben wäre jede Wette eingegangen, dass sie kein Wort gelesen hatte.
„Wein?“
Was für eine dumme Idee, mitten in der Woche, wenn sie beide am nächsten Tag arbeiten mussten …
„Ein Glas vielleicht“, antwortete sie unschlüssig.
„Sauvignon blanc?“
Sie nickte, und der Kerzenschein zauberte Glanzlichter in ihr Haar, sodass es wie schwere dunkle Seide schimmerte. Ben stellte sich vor, wie er die Hand ausstreckte, eine Strähne zwischen Daumen und Zeigefinger nahm, sie sich um den Finger wickelte und sanft, ganz sachte zog, bis ihre weichen, vollen Lippen in Reichweite waren, und dann –
„Haben Sie gewählt, Sir?“
Die Stimme des Kellners holte ihn unsanft aus seinen Träumereien. Ben atmete unbemerkt tief ein und blickte Daisy fragend an. „Was nehmen Sie?“
„Oh … das Gleiche wie Sie, den Loup de mer“, erwiderte sie und bewahrte ihn damit vor einer Peinlichkeit. Ben hätte nicht gern zugegeben, dass er von ihrem seidigen Haar und ihren schimmernden Lippen geträumt – und alles andere vergessen hatte.
„Wunderbar“, sagte er und bestellte eine Flasche Weißwein dazu. Ein, zwei Gläser konnten nicht schaden …
„Es war ein schöner Abend. Vielen Dank, Ben.“ Zögernd blieb sie an ihrer Gartenpforte stehen.
Seite an Seite waren sie zurückgegangen, ihre Finger hatten sich gelegentlich gestreift, ihre Schultern sich zufällig berührt. Nicht Hand in Hand, aber es hätte nicht viel gefehlt, so sehr war sie sich Bens Nähe bewusst gewesen. Eine verbotene Frage schlich sich an den Schranken ihres Verstands vorbei: Ob er mich zum Abschied küsst?
Mach dich nicht lächerlich! schimpfte sie stumm. Hätte ich bloß kein zweites Glas Wein getrunken …
„Es war mir ein Vergnügen“, antwortete er warm. „Ich würde Ihnen ja einen Kaffee anbieten, aber die Kaffeekanne war in dem Karton, der geklirrt hat.“
Daisy musste lächeln. „Ich habe Kaffee da“, sagte sie, ohne nachzudenken.
Ihre Blicke verfingen sich, dann zuckte Ben kaum merklich mit den breiten Schultern.
„Einen Kaffee nehme ich gern, danke.“
Sie schloss ihre Haustür auf, und er folgte ihr zur Küche. Daisy fühlte sich auf einmal seltsam atemlos, und um sich etwas Raum zu verschaffen, deutete sie auf den Essbereich, der sich an die offene Küche anschloss.
„Machen Sie es sich bequem“, bot sie ihm an, nahm den Wasserkessel und warf flüchtig einen Blick zur Uhr. Du meine Güte, nach elf schon! Sie waren länger als zwei Stunden weg gewesen, und morgen früh musste sie um acht auf der Station sein. Ich hätte ihn nicht einladen dürfen, haderte sie mit sich.
Es war spät … und viel zu gefährlich.
„Schwarz oder weiß, heiße oder kalte Milch?“, fragte sie, während sie heißes Wasser in der Kaffeekanne schwenkte, um sie anzuwärmen.
„Schwarz, ein Stück Zucker.“
Klar, so hatte er ihn heute Morgen im Krankenhaus auch getrunken. War es wirklich heute gewesen? Es kam ihr vor, als wären seitdem Tage vergangen!
Völlig in Gedanken nahm sie das Tablett und ging aus reiner Gewohnheit auf ihr kleines Wohnzimmer im vorderen Bereich des Hauses zu. Erst dann bemerkte sie ihren Fehler. Oh nein! Dort war es zu gemütlich, zu kuschelig, viel zu intim, und sie fühlte sich jetzt schon vom Wein wie benebelt.
Vom Wein und dem Mann, der vom Tisch aufgestanden war und ihr folgte …
„Was für ein wunderschönes Zimmer, Daisy“, lobte er, sichtlich angetan.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, am ganzen Körper zu glühen. „Danke. Möchten Sie Musik hören?“
„Darf ich?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, beugte er sich über ihre iPod-Station und scrollte durch die Wiedergabeliste. Sekunden später erfüllten sanfte, romantische Klänge den Raum, und Daisy unterdrückte ein
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