JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Schwester unzählige Male gesehen hatte.
„Nein, die kommt erst nächsten Monat auf den Markt“, antwortete Lexi und stellte die edle Einkaufstüte einer Designerboutique aufs Bett. „Hier, bitte schön. Mach’s auf.“
Bella öffnete die Tasche und nahm vorsichtig das in Seidenpapier eingeschlagene Päckchen heraus. Mit ihren dünnen Fingern löste sie langsam den silbernen Aufkleber mit dem Logo der Boutique, der das Papier zusammenhielt. Lexi bezähmte ihre Ungeduld nur mit Mühe. Sie an Bellas Stelle hätte die seidigen Lagen in Windeseile aufgerissen, um zu sehen, was sich darunter befand.
„Na, wie findest du es?“, fragte Lexi gespannt, als das rote Spitzen-Negligé zum Vorschein kam.
Bellas Wangen nahmen fast die gleiche Farbe an. „Danke, Lexi, das ist wirklich lieb von dir, aber …“
„Du trägst immer diese langweiligen Flanellnachthemden. Gönn dir etwas Weibliches, Bells, du wirst sehen, wie gut das tut.“
„Dir steht das besser, Lexi. Du siehst in allem toll aus, selbst in einem Müllsack. Aber ich mache mich nur lächerlich, wenn ich so etwas anziehe.“
„Woher weißt du das? Du könntest auch klasse aussehen, aber du versteckst dich in diesen Großmutterklamotten, als wolltest du, dass dich niemand bemerkt.“
„Meinst du nicht, dass ich schon genug Aufmerksamkeit bekomme?“, erwiderte Bella ungewohnt hitzig. „Untersuchungen, Spritzen, Infusionen, Massagen, Übungen … ständig sind irgendwelche Leute mit mir beschäftigt. Du hast draußen dein Leben. Du musst nicht hier liegen und sehen, wie die Zeit verrinnt. Die Zeit, die mir einen Tag meines Lebens nach dem anderen nimmt, ohne dass ich leben kann!“
Angespanntes Schweigen breitete sich aus, gestört nur vom Geräusch der Kreppsohlen, als eine Schwester draußen im Flur vorbeieilte.
Lexi ließ die Schultern sinken. „Es tut mir leid“, sagte sie leise. „Ich dachte, ich könnte dich ein bisschen aufmuntern.“ Sie griff nach dem duftigen Stoff, der auf Bellas Schoß lag.
„Nein, lass nur.“ Bella legte ihre schmale Hand auf Lexis und seufzte schwer. „Das war süß von dir. Ich behalte es für später, wenn es mir besser geht.“
Falls es mir besser geht. Unausgesprochen hingen die Worte wie ein Damoklesschwert über ihnen.
Lexi zwang sich zu einem Lächeln. „Eigentlich habe ich es nur gekauft, weil sie dieses unwiderstehliche Angebot hatten: Nimm zwei, zahl eins“, sagte sie betont munter. „Du solltest das Teil sehen, das ich mir geleistet habe.“
„Welche Farbe?“
„Schwarz mit pinkfarbenen Satinbändern.“
„Für deine Hochzeitsnacht?“
Sie wich ihrem Blick aus. „Ich weiß nicht … vielleicht …“
„Hast du schon von Matthew gehört?“, wollte Bella wissen.
„Vor zwei Tagen habe ich eine Mail von ihm bekommen. Er hat selten Internetanschluss. Sein Team baut in einem abgelegenen Dorf in Nigeria eine Schule.“
„Ich finde es bewundernswert, dass er sich als Freiwilliger gemeldet hat. Er hätte auch zu Hause im Familienunternehmen bleiben können.“
„Das kann er immer noch, wenn das Projekt der Hilfsorganisation abgeschlossen ist.“
„Es ist toll, dass ihr euch beide so für andere einsetzt.“
„Ja …“ Lexi wühlte in einer anderen Tasche. „Bevor ich es vergesse …“ Sie förderte einen Stapel Hochglanzmagazine zutage, breitete sie fächerförmig auf dem Bett aus und tippte auf das oberste. „In dem hier solltest du dir Seite dreiundsechzig ansehen. Da ist ein Kleid abgebildet, genau wie das, was du letzte Woche gezeichnet hast. Aber deins ist besser, wenn du mich fragst.“
„Danke.“ Bella lächelte schüchtern.
Energische Schritte bewegten sich auf das Zimmer zu.
„Ich wette, das ist dein Arzt.“ Lexi erhob sich vom Bett. „Ich verdufte lieber.“
„Nein, bitte, bleib noch.“ Hastig griff Bella nach ihrer Hand. „Das ist bestimmt der Chirurg. Du weißt doch, wie unsicher ich bin, wenn ich Leute das erste Mal sehe. Bleib bei mir, ja?“
Es klopfte, und eine Krankenschwester trat ein, gefolgt von einem großen, breitschultrigen Mann.
Lexi wurde flau, und ihr Herz geriet aus dem Takt. Das durfte doch nicht wahr sein! Ausgerechnet Sam war der für Bella verantwortliche Arzt? Sie hatte immer gedacht, dass er sich auf Nierentransplantationen spezialisiert hatte. Nie im Leben hätte sie ihn hier erwartet.
Jetzt wurde es noch schwieriger, ihm aus dem Weg zu gehen. Visiten, Besprechungen, Nachuntersuchungen – jedes Mal würde sie ihm gegenübersitzen,
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