JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
nicht lächerlich. Sie ist nicht giftig, sie ist nur ein Kind!“
Daisy bügelte ihre Wäsche zu Ende, kochte sich etwas zu Mittag und ging hinterher in den Garten, um dem Unkraut zu Leibe zu rücken.
Eine halbe Stunde später hörte sie, wie die Terrassentür geöffnet wurde, und dann Bens tiefe Stimme: „Und das ist mein neuer Garten. Na ja, im Moment ist er eher ein Dschungel.“
„Mit Affen und Löwen, Daddy?“, ertönte eine helle Kinderstimme.
Daisys Herz verweigerte den nächsten Schlag. Sie hört sich an wie Freya, dachte sie wehmütig.
„Nein, es ist kein echter Dschungel. Das sagt man so, wenn alles durcheinander wuchert. Ich muss nur ein bisschen Ordnung machen.“
„Ich auch, Daddy, ich will auch!“
Wie erstarrt hockte Daisy da, die Pflanzkelle in der Hand, und lauschte seiner warmen, rauen Stimme, während er mit Florence durch den Garten ging. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Ins Haus gehen? Sich bemerkbar machen? Oder nichts sagen und weitermachen? Nein, er würde sie hören. Würde er sie ansprechen?
Sie rammte die Schaufel in die Erde und streifte sich die Hände an der Gartenhose ab. Vielleicht könnte sie sich ja ins Haus schleichen und …
„Hi.“
Als sie aufblickte, lehnte sich Ben über den Zaun, ein zögerndes Lächeln auf dem Gesicht, während er ihr forschend in die Augen sah.
„Hi. Wie war eure Waldwanderung?“ Sie erhob sich steif.
„Toll. Wir haben Unmengen blauer Hasenglöckchen gesehen und ein Eichhörnchen. Danach waren wir Mittag essen, und jetzt wollen wir den Garten ausmisten. Du hast nicht zufällig einen Besen, den du uns leihen kannst?“
„Klar, natürlich.“
Sie holte ihn aus dem Schuppen und reichte ihn über den Zaun. Ob er ihr Florence vorstellen würde? Einerseits fürchtete sie den Augenblick, andererseits sehnte sie sich danach, das kleine Mädchen kennenzulernen.
Die Einladung, rüberzukommen, blieb aus. Ben lächelte, bedankte sich und verschwand wieder hinter seinem Zaun.
„Oh, Mann!“, murmelte sie, marschierte in Richtung Wintergarten und dann ins Haus. Sie füllte den Wasserkessel und setzte ihn auf. Zehn Sekunden später bekam sie eine SMS.
Eine Tasse Tee wäre jetzt nicht schlecht.
Daisy verdrehte die Augen. Sicher, und bestimmt auch Kekse dazu und etwas Gesundes für Florence. Apfelsaft? Sie holte ein ungeöffnetes Tetrapak Apfelsaft aus dem Kühlschrank, goss eine kleine Tasse halb voll, schenkte Tee in zwei Jumbotassen und stellte auch eine Schale mit Schokoladenkeksen auf das Tablett.
„Tee ist fertig!“, rief sie, als sie es nach draußen gebracht hatte.
Ben erschien wieder am Zaun, diesmal mit einem kleinen dunkelhaarigen Mädchen auf den Schultern. Die Kleine war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Beide grinsten fröhlich.
„Daisy, das ist Florence. Florence, sag Hallo zu Daisy. Sie ist meine Nachbarin … und sie hat leckere Kekse!“
Kichernd zappelte die Kleine auf seinen Schultern, aber er hielt ihre Beine sicher fest. Dann verschwanden sie, und Daisy versuchte, tief durchzuatmen.
Warum tue ich mir das an? fragte sie sich. Warum habe ich mich nicht geweigert, ihm Tee zu machen? Warum bin ich nicht weggegangen, als noch Zeit dazu war?
Er tauchte an ihrer Pforte auf, öffnete sie und betrat ihr Grundstück. An einer Hand hielt er Florence.
„Wir haben festgestellt, dass der Garten unsere Kräfte übersteigt“, verkündete er trocken. „Wir brauchen wohl einen Gärtner.“
„Eher eine Kettensäge und einen Trupp Holzfäller.“
„Keine schlechte Idee, und danach haben wir einen wunderschönen Garten für dich, nicht wahr, Florence?“
„Ich mag diesen Garten“, verkündete die Kleine schüchtern, während sie sich mit großen Augen umschaute. „Daddy, da ist ein Fröschchen! Daisy hat ein Fröschchen!“
Sie ist so süß! Daisy hätte Florence am liebsten in die Arme genommen und fest an sich gedrückt. Nur mit Mühe fand sie ihre Stimme wieder. „Ja, aber es ist kein echtes.“
Es war ein hässlicher kleiner Zementfrosch, den sie in einem der Beete gefunden hatte und eigentlich wegwerfen wollte. Jetzt war sie froh, dass sie es nicht getan hatte, denn Florence hockte sich vor ihn auf den Weg und begann eine ernsthafte Unterhaltung. Daisy hätte fast laut gelacht – oder sollte sie heulen?
„Sie ist entzückend“, flüsterte sie Ben zu, und der nickte, während er seine Tochter stolz und voller Liebe betrachtete.
„Fröschchen will einen Keks.“ Florence sah ihren Vater an, und er ging
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