JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
lächelte ihn an, gegen ihren Willen gerührt, dass er auf die Katze achtete, die ihm bisher mit hochnäsiger Geringschätzung begegnet war. „Dir ist klar, dass sie uns nicht mehr von der Seite weicht, wenn wir mit Meeresfrüchten und Hühnchen ankommen?“
„Kein Problem.“
Tabitha wähnte sich im siebten Katzenhimmel. Den Rest des Abends hing sie an ihnen wie eine Klette. Besonders Ben, der sie mit guten Bissen verwöhnt hatte, schien es ihr angetan zu haben. Fortwährend saß sie auf seinem Schoß, krallte die Pfoten in seine Knie und schnurrte dabei wie ein Dieselmotor.
Bens Verehrung für Tabitha hatte jedoch Grenzen, wie die schwarze Katze enttäuscht feststellen musste. Als er Daisy ins Schlafzimmer entführte, schloss er die Tür, ohne auf Tabithas empörtes Miauen zu achten.
Und wieder blieb er die ganze Nacht.
Nachmittags hatte er einen interessanten Fall in der Sprechstunde, und Ben machte sich auf die Suche nach Daisy.
„Was weißt du über MCMA-Zwillinge?“, fragte er.
Sie überlegte einen Moment. „Okay. MCMA steht für monochorial monoamnial – es sind eineiige Zwillinge, die sich anders als gewöhnliche Zwillinge die mittlere und die äußere Schicht der Fruchtblase teilen. Man nennt sie auch Mono- oder Momo-Zwillinge.“
„Vorkommen?“
„Selten. Eine auf hundert Zwillingsschwangerschaften? Statistik ist nicht meine Stärke.“
„Komplikationen?“
Da konnte sie mehr bieten. „Nabelschnurverwicklungen, fetofetales Transfusionssyndrom, hohe Frühgeburtsrate, geringes Geburtsgewicht.“
„Behandlungsplan?“
„Akribisch – genaue Beobachtung, häufige Ultraschalluntersuchungen, eventuell Medikamente ab der 20. Woche, um den Fruchtwasserspiegel zu senken. Stationäre Aufnahme in der 28. Woche mit dreimal täglich Dopplersono. Vermutlich Schnittentbindung von der 32. Woche an, vielleicht auch eher.“
„Sterblichkeitsrate?“
„Hoch.“
„Wie hoch?“
„Hey, was ist das, ein Examen?“ Daisy lachte auf. „Sehr hoch. Fünfzig Prozent? Weniger unter starker Kontrolle?“
„Ausgezeichnet. Du hast bestanden.“ Er grinste verwegen. „Möchtest du sie dir im 3D-Ultraschall ansehen? Mum und Dad erwarten uns.“
„Du hast Momos in deiner Sprechstunde?“, fragte sie aufgeregt.
„Genau, und ich möchte, dass du mit mir zusammen die Schwangerschaft begleitest. Mummy ist achtundzwanzig, Erstgebärende, 13. Woche. Der erste Ultraschall war nicht eindeutig, deshalb der 3D, und der Radiologe hat mich gerade angerufen. Ich will ihnen jetzt das Ergebnis mitteilen, und ich dachte, es interessiert dich, dabei zu sein. Schon möglich, dass diese Zwillinge die einzigen MCMAs bleiben, die dir in deiner Karriere unterkommen.“
„Da könntest du recht haben. Wahnsinn. Sollten wir sie nicht an einen Spezialisten überweisen?“
„Was, und meinem Bruder die Genugtuung verschaffen? Nicht, wenn ich es vermeiden kann. Außerdem habe ich mit ihm in derselben Abteilung gearbeitet.“
„Dein Bruder?“ Verständnislos blickte sie ihn an.
„Matt ist Spezialist für Mehrlingsschwangerschaften.“
„Aha.“ Das lag nahe, da sie Zwillinge waren. „Na dann, worauf wartest du noch?“
Ben lachte und führte sie zu seinem Sprechzimmer. Er stellte Daisy kurz vor, rief die Untersuchungsergebnisse auf seinen Monitor und drehte ihn so, dass die Eltern sie sehen konnten.
Daisy studierte die 3D-Aufnahme, während sie zuhörte, wie Ben behutsam und sehr ausführlich die Sachlage erklärte. Aber die jungen Eltern hatten sich anscheinend schon informiert.
„Ist das das Gleiche wie Momo-Zwillinge?“, fragte Melanie Grieves.
Als Ben nickte, wurde sie blass und griff nach der Hand ihres Mannes. „Das heißt, sie können …“
Ben lächelte sie beruhigend an. „Es besteht kein Grund zur Panik“, sagte er. „Sie haben wahrscheinlich im Internet recherchiert, reden wir erst einmal darüber, ja? Die Statistiken sehen auf den ersten Blick ziemlich beängstigend aus.“
„Beängstigend? Die Hälfte dieser Zwillinge stirbt!“ Ihre Stimme zitterte.
„Nur, wenn sie nicht sorgfältig beobachtet werden. Die nächsten Wochen werden sicher kritisch sein, weil wir nichts unternehmen können, wenn es zu Nabelschnurkomplikationen kommt. Aber ab der 20. Woche gibt es mehr Möglichkeiten, und mit der richtigen Behandlung steigen die Lebenschancen beträchtlich.“
Ben beschrieb in allen Einzelheiten, wie die Schwangerschaft medizinisch begleitet werden würde, und Melanie beruhigte sich
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