JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
allmählich.
„Und … wo werden wir behandelt?“, fragte sie schließlich.
„Entweder vor Ort oder in einer Spezialklinik in London. Das liegt ganz bei Ihnen. Was uns hier betrifft, so kann ich Ihnen versprechen, dass wir alles tun werden, damit Sie am Ende Ihrer Schwangerschaft zwei gesunde, normal entwickelte Babys im Arm halten.“
„Wäre es nicht sicherer in einer solchen Spezialklinik?“
„Nicht unbedingt. Ich habe dort gearbeitet, bevor ich hierherkam, und Mehrlingsschwangerschaften ist einer meiner Schwerpunkte. Was die Pflege betrifft, so bekommen Sie hier die gleiche Qualität, dafür werde ich sorgen.“
„Sind Sie auch so gut wie der Chefarzt dort?“, wollte Mr Grieves wissen.
Ben lachte leise, und Daisy musste ein Lächeln unterdrücken.
„Ich würde sagen, ja, aber ich bin auch sein älterer Bruder – um eine Minute.“ Was dann kam, damit hatte auch Daisy nicht gerechnet. „Wir waren monoamniale Zwillinge, und wir haben überlebt. Das war vor fünfunddreißig Jahren.“
„Sie sind Momo-Zwillinge?“, echote Mrs Grieves.
„Ja, und wir werden, was Ihren Fall betrifft, eng zusammenarbeiten. Er mag etwas mehr Erfahrung haben als ich, aber Sie müssen abwägen, ob Sie dafür in Kauf nehmen wollen, weit weg von zu Hause behandelt zu werden. Mein Bruder ist bestimmt bereit, alle Ultraschallaufnahmen zu bewerten, wenn ich ihn darum bitte.“
Ben schwieg einen Moment, um die Informationen sacken zu lassen, ehe er fortfuhr: „Zunächst würde ich alle zwei Wochen einen Ultraschall vorschlagen. Von der 28. Woche an sollten Sie sich stationär aufnehmen lassen – ob hier oder in London, das entscheiden Sie. Denken Sie in Ruhe darüber nach und sagen Sie uns in ein paar Tagen Bescheid.“
„Ich möchte hierbleiben“, sagte Melanie entschlossen. „Ich mag die Fahrerei nicht, und wenn ich im Krankenhaus liege, will ich nicht meilenweit weg von meiner Familie sein. Und ich vertraue Ihnen. Wenn Sie meinen, dass wir hier in guten Händen sind, dann verlasse ich mich auf Sie. Kann ich doch, oder?“
„Natürlich, Mrs Grieves“, entgegnete Ben lächelnd. „Ich glaube nicht, dass Sie in London besser aufgehoben wären. Aber vielleicht besprechen Sie das lieber noch mit Ihrem Mann.“
„Nicht nötig“, mischte sich Mr Grieves ein. „Wenn sie zufrieden ist, bin ich es auch. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns alles genau zu erklären.“
„Gern geschehen. Machen Sie sich keine Sorgen und gönnen Sie sich viel Ruhe“, riet er der werdenden Mutter. „Falls Sie Fragen haben, rufen Sie mich gern jederzeit an, oder lassen Sie sich einen Termin geben. Sie sollen auf keinen Fall das Gefühl haben, dass Sie mit dieser Sache allein dastehen. Haben Sie jetzt noch Fragen?“
Es waren einige wenige, die Ben geduldig und ausführlich beantwortete. Bald darauf verabschiedeten sich die Eltern, und er begleitete sie zur Tür.
„Unglaublich“, sagte Daisy, als sie wieder mit ihm allein war. „Du und Matt wart MCMA-Zwillinge. Wann wurde das festgestellt?“
„In der 18. Woche. Zwei Monate danach ist Mum in eine Spezialklinik gegangen. Sie hat erzählt, dass sie gegen Ende der Schwangerschaft fast durchgedreht ist vor Sorge, aber sie hat es geschafft und wir auch. Gut einen Monat vor dem Termin haben sich die Ärzte für einen Kaiserschnitt entschieden. Ich schätze, wir hatten ein Riesenglück.“
„Ganz bestimmt.“
„Am besten machst du dich schlau. Ich habe Unmengen an Literatur bei mir zu Hause.“ Er zögerte kurz. „Wir dürfen nicht vergessen, dass sie sterben können. Die nächsten Wochen sind kritisch.“
„Ja, und das finde ich so traurig.“
„Mehrlingsschwangerschaften sind immer riskant. Aber mit etwas Glück haben wir zum Schluss zwei gesunde Kinder für die Grieves. Essen wir heute Abend zusammen?“
Daisy blinzelte bei diesem plötzlichen Themenwechsel. „Ja, gern, wunderbar“, meinte sie dann. „In meinem Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Was schwebt dir vor?“
„Fish and chips am Meer, mit Blick auf den Sonnenuntergang?“
Sie lachte hell auf. „Klingt herrlich!“
„Das habe ich mir gedacht“, antwortete Ben selbstbewusst und zwinkerte ihr zu. „Dann an die Arbeit, Dr. Daisy. Oder warten keine Patienten mehr auf dich?“
Ein grandioser Sonnenuntergang tauchte das Meer in glühendes Rotgold. Daisy und Ben saßen auf einer Bank hoch oben auf der Klippe. Sie aßen frittierten Fisch und Kartoffelspalten aus der Papiertüte, während
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