JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
beide, dass das gelogen war. Es war schon zu spät gewesen, als ihre Blicke sich zum ersten Mal trafen – er mit Baustaub und Putz übersät, sie in ihrem teebefleckten Morgenmantel. Sie hatten sich in die Augen gesehen, und das war’s. Ihr erster Kuss und alles, was dann folgte, war unausweichlich gewesen.
Er schob die Katze von seinem Schoß und stand auf. „Möchtest du, dass ich gehe?“, sagte er und fragte sich, ob das das Ende war.
Doch sie schüttelte langsam den Kopf. „Zu spät, Ben, ich liebe dich.“
Es war wie ein Schlag in die Magengrube. Ben schloss die Augen. „Nicht, Daisy, bitte nicht.“
„Wir wollten ehrlich zueinander sein, weißt du noch?“ Sie nahm seine Hand und drückte sie an ihr Herz. „Ich kenne die Regeln, und ich versuche nicht, irgendetwas zu ändern. Ich sage dir nur die Wahrheit. Und im Moment habe ich nicht die Kraft, dich gehen zu lassen.“
Die hatte auch er nicht. Ben drückte Daisy an sich, das Gesicht an ihr Haar geschmiegt, und atmete ihren Duft ein. Ach, zum Teufel mit den Regeln!
„Wenn du mich fragst, ich liebe dich auch“, gestand er rau. „Und ich wünschte …“
„Ich weiß.“ Sie trat einen Schritt zurück. „Komm ins Bett.“
Sie liebten sich unendlich zärtlich, und hinterher lag Daisy in seinem Arm. Tränen liefen ihr übers Gesicht.
„Nicht weinen.“
„Tue ich doch gar nicht“, schwindelte sie, aber ihre Stimme klang tränenerstickt.
„Ich dachte, wir wollten ehrlich sein?“
„Sind wir ja.“ Sie kniff die Augen zusammen und umarmte Ben. „Es tut mir leid.“
„Mir auch. Du hast Besseres verdient.“
„Ben, ich will dich, und wenn ich nicht mehr haben kann als das hier, dann möchte ich es genießen, so lange es dauert. Ich weiß, dass es nicht für immer sein kann, aber lass uns das Beste daraus machen, ja?“
Er drückte sie an sich und presste die Lippen auf ihr Haar und wünschte … was eigentlich? Dass sie Mike nie begegnet wäre? Aber dann wäre sie nicht hierhergezogen, und er hätte sie nie kennengelernt. Dass Florence nicht existierte? Unmöglich, das konnte er sich nicht wünschen.
Dass Daisy ihre Mutter wäre?
Der Druck auf seinem Herzen nahm ihm den Atem.
7. KAPITEL
Zwei Wochen später hatten die Gärtner im Zuge ihrer Arbeiten den Zaun zwischen den Häusern entfernt. Das Wochenende darauf war Florence wie immer bei Ben.
Was nicht weiter schlimm gewesen wäre. Aber es war ungewöhnlich warm, und Daisy musste ihre Sommerblumen eintopfen. Bei dem herrlichen Wetter blieb Florence natürlich nicht im Haus. Daisy hörte, wie das kleine Mädchen umhertollte. Und als sie einmal aufsah, erspähte sie zufällig ein Stück rosa T-Shirt, weil Florence sich vor Ben hinter einem Busch versteckte.
Am liebsten hätte Daisy mitgemacht.
Nein, im Grunde ihres Herzens, das mit jedem fröhlichen Juchzer von Florence schwerer wurde, wünschte sie sich, dass Ben mit dem Kind einkaufen ging, auf den Spielplatz oder in den Wald. Irgendwohin, wo Daisy sie nicht hören oder sehen konnte!
Stattdessen kam die Kleine, zutraulich und lieb, wie sie war, unbefangen angelaufen, um Daisy die Schätze zu präsentieren, die sie gefunden hatte: eine Assel, zu einer Kugel gerollt, einen hübschen Stein, eine Blume.
„Kann Fröschchen mit in meinen Garten kommen?“, fragte sie nach dem fünften Besuch. „Ich will ihm was zeigen.“
„Sicher.“
Sehr vorsichtig hob Florence ihn auf und brachte ihn zu Ben. Auf dem Weg plapperte sie munter vor sich hin. Der kitschige Steinfrosch musste sich eine Menge anhören.
Daisy wandte ihr den Rücken zu und fuhr fort, ihre Pflanzen einzusetzen. Doch sie konnte die beiden Stimmen, seine tiefe und ihre helle, nicht ausblenden. Seufzend griff sie schließlich nach dem letzten Topf.
Endlich! dachte sie, als sie die Erde um die Lobelien festdrückte. Jetzt nur noch wässern und die Gartengeräte wegräumen, dann konnte sie sich im Haus verkriechen.
„Die sind hübsch!“
Daisy ließ den Griff der Gartenbrause los, das Wasser versiegte, und sie legte den Schlauch hin. „Danke“, meinte sie lächelnd zu Florence. „Es wird noch hübscher, wenn sie erst alle blühen. Einige duften auch toll.“
„Die da?“ Behutsam berührte sie mit ihren pummeligen Fingern eine Efeupelargonie.
„Nein, die nicht, aber diese. Hier, reib mal an den Blättern.“ Sie zeigte es ihr, und mit ernster Miene ahmte Florence die Bewegung nach. „Und jetzt riech an deinen Fingern. Na?“
Sie schnupperte mit ihrer
Weitere Kostenlose Bücher