Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
ich passiert habe.“
„Ja.“
Fariq Hassan war der Mittlere der drei Söhne von König Gamil, und offensichtlich verschwendete er nicht viele Worte. Ihre Nachforschungen über die traumhaft reiche königliche Familie dieses Landes des Mittleren Ostens hatten ergeben, dass die Hassans in der absoluten Oberliga spielten. Der jüngste Sohn Rafiq war so etwas wie ein Playboy. Der älteste Sohn, Kronprinz Kamal, wurde von der Presse als begehrtester Junggeselle der Welt gehandelt, und Fariq war ein Witwer, der von einigen der schönsten Jet-Set-Frauen regelrecht verfolgt wurde.
„Haben Sie sich von der Reise erholt?“, erkundigte er sich höflich.
„Ich bin dabei. Gestern habe ich mich wie ein begossener Pudel gefühlt“, seufzte sie. „Wahrscheinlich habe ich auch genau so ausgesehen“, fügte sie hinzu und testete damit die Wirkung ihrer Maskerade.
„Ich bin sicher, das war nicht der Fall.“
„Sie sind sehr freundlich. Und ich bin dankbar für die Möglichkeit, mich zu akklimatisieren. Ich habe es sehr geschätzt, dass ich mich ein wenig erholen konnte, um auf Sie und die Kinder einen möglichst positiven Eindruck zu machen.“
„Erzählen Sie mir von Ihren Erfahrungen mit Kindern.“
Er betrachtete sie sehr aufmerksam, doch sein Blick zeigte nicht mehr als normale Neugier. Wenn eine Frau es gelernt hatte, mit ihrem weiblichen Radar männliches Interesse zu erkennen, dann war es Crystal. Sie hatte genügend praktische Erfahrung sammeln können und sich geschworen, niemals wieder das dekorative Anhängsel eines Mannes zu sein. Seine neutrale Reaktion deutete an, dass ihre Verkleidung funktionierte. Warum war sie dann leicht enttäuscht, dass er sie offensichtlich kein bisschen attraktiv fand?
„Ich habe mein Studium damit finanziert, dass ich Kinder gehütet habe.“ Und mit dem Preisgeld aus dem Schönheitswettbewerb. „Ich habe einen Abschluss in Erziehungswissenschaften. Nach dem Examen habe ich ein Jahr lang bei einer wohlhabenden Familie in Seattle gearbeitet. Meine Empfehlungsschreiben liegen Ihnen vermutlich vor …“
„Ihre Referenzen sind tadellos. Ein Abschluss in Erziehungswissenschaften?“ Er blickte sie fragend an.
Mit diesen schwarzen Augen schien er geradezu durch sie hindurchzusehen. Wie Röntgenstrahlen.
„Irgendwann möchte ich gerne unterrichten.“ Sie setzte sich so aufrecht hin, wie sie konnte, straffte ihre Schultern und warf ihm ihren besten Ich-habe-nichts-zu-verbergen-Blick zu.
„Sie haben kein Bedürfnis, eine eigene Familie zu gründen?“ Er hob eine mitternachtsschwarze Augenbraue.
„Irgendwann sicher. Aber da sind einige Dinge, die ich vor Liebe, Heirat und Kindern erleben möchte.“
„In dieser Reihenfolge?“
„Welche andere Reihenfolge sollte es geben?“
Seine Mundwinkel nahmen einen zynischen Zug an. „Kinder, dann die Heirat.“
Crystal schoss das Blut in die Wangen bei der Andeutung von Sex vor der Hochzeit. Heutzutage war das wohl völlig normal, und sie beurteilte auch niemanden danach. Aber die Tatsache, dass sie mit diesem Mann über so intime Dinge sprach, trieb ihr die Röte ins Gesicht.
Sie rutschte nervös auf ihrem Ledersessel herum, und schaute ihm dann schließlich in die Augen. „Euer Hoheit, ich bin nicht so naiv, dass ich nicht wüsste, dass das vorkommt. Aber nicht bei mir.“
„Ich verstehe. Ich dachte allerdings, dass amerikanische Frauen so stolz darauf sind, eine Karriere und eine Familie zugleich unter einen Hut bringen zu können. Worin liegt also die Notwendigkeit zu warten, Miss Rawlins?“
„Es ist nun mal nicht die Art und Weise, wie ich es machen möchte. Ich liebe Kinder, weshalb ich auch Erziehungswissenschaften studiert habe. Und wenn ich eigene habe, beabsichtige ich, zu Hause zu bleiben und sie großzuziehen. Aber wenn der Zeitpunkt der Richtige ist, werde ich wieder arbeiten gehen. Mein Beruf als Lehrerin wird es mir ermöglichen, Feiertage und Ferien mit meinen Kindern verbringen zu können.“
„Aha. Eine Planerin. Sehr organisiert.“ Er runzelte die Stirn.
„Ist daran irgendetwas falsch?“
„Im Gegenteil. Ich finde das sehr erfrischend.“
Den Eindruck machte er allerdings gar nicht. Er wirkte vielmehr so, als wenn er ihr nicht glauben würde. Sie schlang die Hände ineinander und ließ sie in ihrem Schoß ruhen. „Darf ich Sie etwas fragen?“
„Ja.“
„Ich bitte um Entschuldigung, wenn das impertinent wirken sollte, aber als Erzieherin habe ich gelernt, dass es wichtig ist, eine
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