Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
Atmosphäre zu schaffen, in der keine Frage als dumm betrachtet wird.“
Er verzog amüsiert die Mundwinkel. „Ich verstehe. Jetzt, wo Sie sich erklärt haben, stellen Sie bitte Ihre dumme Frage.“
Crystal war sich nicht ganz sicher, ob er sich über sie lustig machte oder nicht. Sie entschied aber, dass sie sich davon nicht aus dem Konzept bringen lassen würde. Schon wegen seiner Kinder würden sie miteinander auskommen müssen. Daher war es wichtig, dass er akzeptierte, dass sie eine Frau war, die ihre Meinung sagte.
„Es ist eigentlich keine dumme Frage, sondern geht mehr in Richtung der Klärung eines Sachverhalts. Dieses … Gespräch, das wir hier führen, fühlt sich mehr wie eine Bewerbungssituation an als eine Begrüßung. Ich hatte aber den Eindruck, dass ich bereits für die Stelle engagiert wäre.“
Er nickte. „Meine Tante war sehr von Ihnen beeindruckt, und ich respektiere ihre Meinung sehr. Aber es handelt sich hier um meine Kinder, Miss Rawlins. Die endgültige Entscheidung liegt bei mir.“
„Wenn Sie also anderer Meinung sind als Prinzessin Farrah …“
„Dann sitzen Sie im ersten Flugzeug zurück in die Vereinigten Staaten“, erklärte er vollkommen offen.
„Was eine neue Frage aufkommen lässt.“
„Eine dumme?“ Er grinste sie an, wodurch er den Worten die mögliche Schärfe nahm.
„Ich … ich hoffe nicht.“ Sie räusperte sich. „Warum wollten Sie ein amerikanisches Kindermädchen? Warum nicht eine Frau aus Ihrem eigenen Land, die mit den Sitten El Zafirs vertraut ist?“
„Was meine Kinder über ihr Land wissen müssen, werde ich ihnen selbst beibringen, genauso wie der Rest meiner Familie. Aber viele unserer Geschäftsbeziehungen gehen in den Westen, und aufgrund ihrer Geburt werden Hana und Nuri El Zafir dienen müssen. Sie werden mit vielen amerikanischen Diplomaten und Geschäftsleuten verkehren, und Sie können sie darauf vorbereiten, und zwar in einer Art und Weise wie das niemand aus meinem Land tun könnte. Es ist etwas, was ich als sehr wichtig empfinde.“
Crystal schluckte. „Was die Jobqualifikationen anbelangt, Euer Hoheit.“
„Waren die nicht klar genug?“
„Es ist interessant, dass Sie das fragen. Dürfte ich erfahren, warum ein schlichtes, unscheinbares Kindermädchen gesucht wurde?“
„Ich glaube die eigentliche Formulierung lautete ‚eine schlichte, unscheinbare, unaufdringliche amerikanische Frau von einiger Intelligenz, die gut im Umgang mit Kindern ist‘.“
Crystal konnte mehr als unaufdringlich sein, sie machte sich auch keinerlei Gedanken um den Teil über den guten Umgang mit Kindern. Es war das Adjektiv „schlicht“, das sie verwirrte.
Aus Spaß hatte sie die Definition im Wörterbuch nachgeschlagen, die von diskret und einfach bis zu hässlich und unattraktiv reichte. War ihm eigentlich klar, dass sie sich von der Formulierung beleidigt fühlen könnte? In erster Linie war sie jedoch neugierig.
„Ich verstehe die Bedeutung der restlichen Formulierung. Ihre Tante hatte jedoch nicht erklärt, warum ‚Schlichtheit‘ so ein wichtiges Kriterium ist.“
„Weil schöne Frauen …“ Er zögerte, und währenddessen wurde sein Blick hart. Sein Mund war nur noch eine dünne Linie.
„Was ist mit schönen Frauen?“, hakte sie nach, wobei sie bei seinem Gesichtsausdruck innerlich zitterte.
„Sie sind eine unwillkommene Ablenkung.“
„Ich verstehe.“
Sie hatte Arroganz erwartet und war nicht enttäuscht worden. Schöne Frauen waren eine unwillkommene Ablenkung? Ärger stieg in ihr auf. Sie war dazu erzogen worden, die Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen, aber ein Scheich kam vielleicht damit davon, anderen die Schuld für seine Unzulänglichkeiten zu geben.
„Euer Hoheit“, begann sie. „Lassen Sie mich sichergehen, dass ich Sie richtig verstehe. Wenn Sie nicht in der Lage sind, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, dann ist es die Schuld der Frau – zumindest wenn sie zufälligerweise schön ist?“
Wieder hob sie das Kinn und ließ ihn einen langen Blick auf ihr Gesicht werfen. Wenn ihre Maskerade einer kritischen Musterung nicht standhalten würde, war es das Beste, es gleich zu erfahren.
Sie betrachtete sich selbst nicht als schön – nicht in der Liga, in der Fariq Hassan spielte. Doch zu Hause hatte sie ihren Teil an Aufmerksamkeit erhalten, wenn auch nicht immer in positiver Hinsicht. Und sie fand nicht, dass ihr Aussehen darüber entscheiden sollte, ob sie dazu geeignet war, Kinder zu
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