Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
gemeinsam mit Tieren aufwachsen würden.
Ganz sicher würde sie keine Ehe führen wollen, wie ihre Eltern es getan hatten. Ihr Vater war die meiste Zeit unterwegs gewesen, sodass ihre Mutter allein die Verantwortung für Haus und Familie getragen hatte. Nach zehn Jahren waren sie zwar sehr wohlhabend gewesen, aber ihre Mutter hatte nicht mehr viel gemeinsam mit ihrem Vater.
Nein, so hatte Lana sich ihre Zukunft mit Arash nicht gewünscht. Sie hatte vielmehr gehofft, alles mit ihm zu teilen, die Arbeit wie das Vergnügen, den Kummer wie die Freude.
Dabei durfte sie nicht vergessen, dass sie niemals hätte herkommen können, wenn ihr Vater nicht so hart gearbeitet hätte. Wäre ihr Vater mit einem durchschnittlichen Leben zufrieden gewesen, hätte sie nicht im Ausland studieren können, wäre Arash nie begegnet und hätte vermutlich nie in ihrem Leben etwas über Parvan oder die Emirate von Barakat erfahren.
Und selbst wenn das Gegenteil der Fall gewesen wäre, hätte sie nicht das Geld besessen, mit dem sie den Wiederaufbau des Landes hatte unterstützen können.
Während Lana diese Gedanken durch den Sinn gingen, hatte sie ein paar Bohnen zum Einweichen aufgesetzt. Jetzt fügte sie noch etwas Gemüse und Gewürze hinzu und füllte den Topf mit Wasser auf, um eine schmackhafte Suppe zu kochen.
Dann nahm sie das heiße Wasser von der Kohlenpfanne, steckte ihre Toilettentasche in den Hosenbund und zwängte sich an dem Teppich vorbei in den Nebenraum.
Dort blieb sie überrascht stehen. „Ein Herd!“, staunte sie. „Ein richtiger Herd, auf dem man kochen kann.“
Da Arash die Möbel beiseitegerückt hatte, war das gute Stück aus schwarzem Gusseisen und Chrom sichtbar geworden.
„Er wurde seinerzeit extra aus England importiert. Meine Großmutter war der Ansicht, es würde den Köchen das Leben erleichtern“, meinte Arash.
„Funktioniert er?“
„Das Ofenrohr ging früher auf der Seite, die jetzt weggerissen ist, nach draußen“, erklärte Arash und deutete auf die fehlende Wand. „Ich brauche zuerst ein Stück Ofenrohr.“
Lana schaute sich um. Es befand sich in der Küche auch noch ein Lehmofen, wie er auf dem Land üblich war. „Funktioniert der denn?“
„Problemlos“, erwiderte Arash. „Bis wann willst du ihn geheizt haben?“
„So gegen drei. Ist das in Ordnung?“
Lana deutete auf das warme Wasser. „Wenn du nichts dagegen hast, gehe ich nach oben in das Bad deiner Mutter und wasche mich. Die Abflüsse funktionieren sicher, auch wenn kein fließendes Wasser da ist.“
Er nickte. „Ich werde dir die Heizung nach oben tragen.“ Er bückte sich, nahm die Heizung mit und ging voran.
Arash war so fürsorglich und umsichtig, dass Lana sich von ganzem Herzen wünschte, er würde sie lieben. Oder war es besser, er würde keine Frau lieben und sie könnte hoffen, ihn mit der Zeit für sich zu gewinnen?
Wusste er eigentlich, ob die Frau, die er liebte, noch unverheiratet war? Am liebsten hätte sie ihn das gefragt. Angenommen, seine Angebetete wollte nicht länger auf ihn warten und hatte sich mit einem anderen begnügt? Vielleicht wollte Arash deshalb so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren.
Aber vielleicht kam er trotzdem zu spät. War das die Furcht, die ihn trieb? War sie schuld an dem Schatten in seinem Blick? Würde Arash es sich überlegen, sie, Lana, zu heiraten, wenn seine wahre Liebe für ihn unerreichbar wäre?
Lana hielt inne, als sie erkannte, wohin ihre Gedanken führten. Das geht nicht, ermahnte sie sich. Zwar war es durchaus möglich, jemanden zu heiraten, den man mehr liebte, als er einen selbst lieben konnte. Aber eine Ehe mit einem Mann, der eine andere Frau liebte? Wie sollte da eine Ehe von Bestand sein? Ein Mann, der seine Frau nicht liebte, würde seine Frau schlecht behandeln und ihr das Leben zur Hölle machen.
Arash nicht, flüsterte ihr eine innere Stimme zu. Er war jedem gegenüber, für den er Verantwortung trug, pflichtbewusst. Das war ihr bereits vor längerer Zeit aufgefallen. Und sicherlich würde er sich um seine Frau kümmern, auch wenn er sie nicht liebte.
Abgesehen von dem Augenblick gestern Abend, rief sie sich ins Gedächtnis. Da war er nicht nett zu ihr gewesen. Doch was hatte er ihr damit zeigen wollen, außer dass er sie sexuell attraktiv fand?
Wenn sie ihn heiraten sollte, so wäre es ihr wichtig, dass er sie auch sexuell anziehend fand. Geistesabwesend beobachtete sie, wie er vor ihr herging. Er besaß etwas, das sie faszinierte und
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