Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
inne. „Inwiefern sollte es mich stören, dass du dich in Parvan einmischst?“, fragte er erstaunt.
Lana rührte ihre dampfende Suppe mit dem Löffel um und nickte wortlos, ohne aufzusehen.
„Das wäre ja verrückt. Durch deine Arbeit hat das, was sonst Jahre gedauert hätte, sich in wenigen Monaten erledigen lassen. Wieso sollte das jemanden stören?“, fragte Arash erneut.
„Du denkst doch, ich sei das arme reiche Mädchen, das hier versucht, die großzügige Dame zu spielen“, flüsterte sie und starrte in ihre Suppe, als könnte sie dort die Antwort finden.
Arash hatte sich seinen Teller gefüllt und stellte ihn jetzt hörbar auf den Tisch. „Nein, Lana, so denke ich nicht über dich.“
Die Suppe war schmackhaft gewürzt, die Bohnen nicht ganz weich. Während Lana aß, schaute sie zu ihm hinüber.
„Warum willst du dann keine Hilfe von mir annehmen?“, erkundigte sie sich. „So, wie ich das bisher erlebt habe, könnte der Besitz hier um dich herum zusammenfallen, und du würdest kein Geld von meinem Vater annehmen oder etwas aus den Hilfsfonds. Dabei ist das eine Schande, weil das Anwesen sehr schön ist und nicht so liegen gelassen werden sollte.“
Sie hielt den Ärmel des Kaftans mit der einen Hand zurück, während sie nach den aufgebackenen Brötchen griff, die sie gemacht hatte, und konzentrierte sich darauf, eines in zwei Hälften zu brechen. Dampf stieg aus der Mitte auf. Unwillkürlich schaute sie Arash wieder an.
Er musterte sie einen Moment lang sehr eingehend. Sie vermochte jedoch nicht in seinem Gesicht zu lesen, und als sie schon glaubte, die Spannung sei unerträglich, schien er sich innerlich zurückzuziehen. Er senkte den Blick auf seinen Teller und aß seine Suppe.
„Das geht nicht“, erwiderte er endlich.
Den Ton, den er anschlug, kannte sie nur zu gut. Verschlossen, als befände er sich hinter einer Tür. Sie wusste aus Erfahrung, dass es keinen Sinn hatte, weiter in ihn zu dringen.
Doch sie konnte sich einfach nicht zurückhalten. „Warum geht es nicht?“
„Das soll nicht heißen, ich sehe nicht, was du für das Land tust.“
„Warum willst du dann nicht …“
„Ich kann nicht mit dir darüber reden, Lana.“
„Das verstehe ich nicht. Wir sind doch allein. Wen könnte es da stören?“
Sie glaubte schon, sie habe ihn erzürnt, so wie er sich mit seiner Suppe beschäftigte und schwieg. Arash konnte sich oft so leicht abkapseln.
Lana rang mit ihren Gefühlen. Am liebsten hätte sie zu Arash gesagt: „Hör mal, ich liebe dich. Ich habe gerade erkannt, dass ich wahnsinnig in dich verliebt bin. Und ich war es von Anfang an. Bist du wirklich sicher, du liebst mich nicht?“
Aber das hatte sie bereits einmal versucht. Vielleicht nicht so offen, aber deutlich genug. Tief betroffen, dass er sie ohne eine Nachricht verlassen hatte, hatte sie ihm einen Brief nach Parvan geschickt …
Und obendrein hatte sie noch erfahren, dass Arash Koshravi kein Leibwächter war, sondern ein Tafelgefährte des Kronprinzen und jüngerer Sohn eines angesehenen Scheichs.
Zunächst hatte sie geglaubt, ihn zu verstehen. Er hatte sich zwar zu ihr hingezogen gefühlt, aber er hatte ihr auch gleich gesagt, er könne ihr nichts bieten. Denn ohne die Zustimmung seines Vaters konnte er nicht heiraten, und sein Vater würde eine Ausländerin sicherlich nicht akzeptieren.
In ihrem Brief hatte sie ihm erklärt, es täte ihr leid, dass sie sich nicht hätte von ihm verabschieden können. Sie hatte ihm auch gestanden, dass sie ihn vermissen würde und hoffe, es ließe sich alles friedlich regeln. Sie würde sich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit ihm freuen. Zum Schluss hatte sie hinzugefügt, es wäre wohl besser gewesen, er wäre ein einfacher Mann, denn dann wäre es für sie leichter gewesen …
Trotz aller Hoffnungen, die sie hegte, und aller Träume, in denen sie sich mehr ersehnte, hatte Arash ihr nur eine kurze Antwort geschickt und sich für ihre Besorgnis bedankt. Er hatte mit seinem vollen Namen unterschrieben, aber keine weitere Erklärung dazu abgegeben. Auch hatte er nicht ihre unglaublich leidenschaftliche Nacht erwähnt.
Nicht mit einem Wort.
Dann war die Armee der Kaljuken ins Land gedrungen, die Flughäfen waren geschlossen worden. Lana hatte ihm nicht mehr geschrieben. Sie fand sich mit der Tatsache ab, die sie zunächst nicht hatte wahrhaben wollen. Er hatte die Nacht mir ihr genossen, war aber nicht weiter an ihr interessiert.
Ein zweites Mal würde sie sich nicht
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