Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
ist … sicherlich sehr wertvoll“, flüsterte sie schließlich.
„Es ist einer der größten auf der Welt bekannten Rubine“, meinte Arash tonlos. „Das Eingravierte ist einmalig und der Stein ist für Sammler wie für Juwelenhändler von unschätzbarem Wert.“
„Es ist schrecklich“, bedauerte sie. Dadurch war es noch schwerer, den Stein wiederaufzufinden. So viel verstand sie von der Materie, da ihr Vater für sein Museum mit Antiquitäten handelte. Sollte das Wappen in die Hände eines privaten Sammlers gefallen sein, würde es vermutlich nie wieder auftauchen. Doch zumindest würde es in dem Fall unzerstört bleiben.
Viel schlimmer wäre, wenn ein skrupelloser Händler den Rubin aus der Mitte ausbrechen und zerteilen würde. Auch klein geschnitten wäre der Stein noch wertvoll, aber der historische Wert wäre damit vernichtet.
Unter den Umständen würde das Wappen vermutlich erhalten bleiben. Selbst ohne den Stein würde es für einen Sammler wertvoll sein, aber zusammengeschmolzen würde es jeglichen Wert verlieren. Niemand würde dieses Meisterwerk vernichten.
„Aber Arash, glaubst du nicht, wenn ein Fremder das Wappen mitgenommen hätte, wäre das hier jemandem im Tal aufgefallen? Hast du dich erkundigt, ob irgendjemand etwas bemerkt hat?“
„Bislang weiß niemand von dem Verlust. Nur Kavi, Alinor und jetzt du. Selbst Sulayman glaubt, mein Vater hätte das Wappen in Sicherheit gebracht. Wenn sie die Wahrheit erfahren …“ Er schüttelte den Kopf und schaute sie an.
Ihr fiel die Trostlosigkeit in seinem Blick auf. „Wie soll ich dem Volk meines Vaters erklären, dass sie nicht nur ihn, sondern auch die Quelle ihres Reichtums und ihrer rechten Führung für immer verloren haben?“
9. KAPITEL
„Arash“, flüsterte Lana hilflos und legte ihm wie von selbst tröstend eine Hand auf den Arm. „Wird es für sie so schlimm sein?“
Er umfasste ihre Hand und schob sie beiseite, als könnte er es nicht ertragen, dass sie ihn berührte. Doch dann, als er sie in seiner hielt, vermochte er sie nicht loszulassen. Stattdessen drehte er ihre Hand um und schaute in die Innenfläche, als läge die Lösung seines Problems darin.
„Selbst jetzt erzählen sie sich noch, dass der Stamm Aram durch den Schutz des Wappens dem schlimmsten Grauen entgangen ist.“
„Musst du ihnen die Wahrheit sagen?“
Arash strich mit dem Daumen geistesabwesend über ihre Hand. Die Geste wirkte so zärtlich, dass Lana erschauerte. Sie hatte das Gefühl, er hätte die tatsächlichen Umstände ihrer Beziehung vergessen und empfände wesentlich mehr für sie.
Schwache Hoffnung keimte in ihr auf, wie Lana sie einmal verspürt hatte, als noch alles möglich gewesen war.
„Die Versammlungen im majlis müssen wieder stattfinden, sobald ich ins Tal zurückkehre. Die Menschen werden es bei der ersten Versammlung erfahren. Ich weiß nicht, wie ich es ihnen sagen soll. Aber ich kann es ihnen auch nicht verschweigen.“
Zögernd erwiderte sie: „Ich verstehe, dass du sie nicht belügen willst, aber musst du ihnen die ganze Wahrheit sagen?“
Er schaute auf, und sie begegnete seinem prüfenden Blick. Lana hatte oft beobachtet, wie er andere so eingehend betrachtet hatte, aber sie hatte er, seit sie in Parvan war, noch nicht so angesehen. Ihr gegenüber hatte er sich eher so verhalten, als hätte er kein Interesse an dem Menschen Lana Holding, noch weniger eigentlich als an den Fremden bei den Wohltätigkeitsveranstaltungen.
Doch jetzt ruhte sein Blick aufmerksam auf ihr. Sie hielt den Atem an, so deutlich spürte sie den Wunsch, ihm ihre wahren Gefühle zu gestehen.
„Was willst du tun?“
„Wenn sie es dem Wappen zuschreiben, dass sie einigermaßen vor den Auswirkungen des Krieges verschont geblieben sind, und ich ihnen erzähle, dass es vor dessen Ausbruch schon verschwunden war, werden sie dann nicht erkennen, dass ihr Glück nicht nur von Arams Wappen abhängt?“
Sie hätte sich in der Tiefe seiner dunklen Augen verlieren können.
„Soll ich mein Leben als ihr Anführer mit einer Notlüge beginnen?“, überlegte er laut. „Wäre das nicht der erste Beweis, dass die al Koshravi nicht mehr auf dem Weg der rechten Führung wandeln?“
Er schüttelte den Kopf und lächelte.
„Es sind Männer und Frauen, keine Kinder mehr. Dafür müsste ich sie so behandeln, als wären sie nicht meinesgleichen. Ich bin der Anführer des Volkes, weil sie mich gewählt haben und weil es besser ist, sich einem Anführer zu
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