Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
unterstellen. Eine solche Lüge würde den Vertrag verletzen, den meine Vorfahren mit dem Volk abgeschlossen haben.“
Plötzlich erkannte sie, wie aufrichtig er war. Seine Ehrlichkeit reichte wirklich bis in jede seiner Handlungen.
„Entschuldige“, flüsterte sie. „Du hast recht.“
„Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen, dass du mir einen Rat gegeben hast, Lana“, erwiderte Arash und runzelte die Stirn. „Aber manchmal ist es besser einen Rat, den man bekommt, nicht zu befolgen, weil man dadurch den rechten Weg findet.“
„Wenn du meine Meinung dazu hören willst“, bemerkte sie, ehe sie sich zurückhalten konnte, „der Stamm Aram ist bei dir sicher, mit und ohne Arams Wappen. Lass ihnen ein paar Wochen oder Monate Zeit, und sie werden es erkennen.“
Er lächelte sie an. Doch die Besorgnis verschwand nicht aus seinen Augen.
„Arash“, flüsterte sie behutsam.
Fragend begegnete er ihrem Blick.
„Du weißt, dass mein Vater ein Museum ausstattet. Wie wäre es, wenn er das Gerücht in Umlauf bringt, er wolle Arams Wappen kaufen, ohne den Verkäufer zu verraten? Er kann eine hohe Summe dafür bieten, das weißt du, und das könnte den Dieb dazu bringen, sich zu zeigen.“
Er starrte sie an. „Und was dann, Lana?“
„Nun, verstehst du nicht, wenn sich derjenige, der es hat, bei ihm melden würde, und er dir Bescheid gäbe, bekämst du den Dieb zu fassen.“
Er schwieg nachdenklich. „Und dein Vater würde das Risiko eingehen? Solch ein Mensch kann sehr rachsüchtig sein, Lana, wenn er herausfinden würde, dass dein Vater daran schuld ist.“
Arash hatte recht. Ihre eigene Verbindung zu Parvan war so bekannt, dass der Dieb einen solchen Trick sofort durchschauen würde. Lana senkte ihren Blick.
„Oder er könnte es einfach kaufen“, erklärte sie, wusste aber gleich, was kommen würde.
Er schaute sie an. „Das Museum würde deinem Vater über dem Kopf zusammenbrechen, wenn er das Wappen dort behalten würde.“
„Ich meinte ja nicht, um es zu behalten.“
„Willst du etwa vorschlagen, er soll es kaufen und mir geben?“
„Warum nicht?“ Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, da sie seine Antwort bereits kannte.
„Lana, Arams Wappen ist für einen Sammler viele Millionen Dollar wert. Warum sollte dein Vater …“
„Auf dem freien Markt.“
„Wie bitte?“ Er war sichtlich erstaunt über die Unterbrechung.
„Auf dem freien Markt unter Versteigerungsbedingungen, da gebe ich dir recht. Aber derjenige, der es gestohlen hat, kann es nicht auf dem freien Markt anbieten. Es ist Diebesgut, und das kann er auf keinen Fall vertuschen.
Also wird er das Geld nehmen und sich zufriedengeben, Arash, verstehst du? Wer immer es gestohlen hat, muss sich mit dem begnügen, was er bekommen kann, es sei denn, er hätte es für einen Privatkunden getan. Mehr als eine Million kann er sich nicht erhoffen.“ Sie hielt nachdenklich inne, bevor sie fortfuhr: „Vielleicht nicht mal das. Mein Vater hat gesagt …“
Sie brach ab, weil er lachte. „Nur eine Million?“, fragte er spöttisch. „Ist das alles? Nun, da kann ich ein paar von den Schafen verkaufen, die mein Vater mir hinterlassen hat, und es deinem Vater zurückgeben!“
„Eine Million Dollar ist für meinen Vater nicht mehr als ein Taschengeld, Arash“, erklärte sie mit einem dünnen Lächeln. Sie würde lieber nicht daran denken, wie ihr Vater reagiert hätte, wenn er das gehört hätte.
Im selben Moment erkannte sie, dass sie Arash erzürnt hatte. „Das weiß ich!“, versetzte er. „Er kann einen verarmten Scheich kaufen und verkaufen, nicht wahr? Was soll ich ihm dafür geben, Lana?“ Er starrte sie an, als könnte er die Antwort auf seine Frage in ihrem Gesicht lesen. Wie gebannt hielt sie seinem Blick stand.
„Was kann ich ihm bieten, außer meiner Person?“ Er fasste in ihr Haar. „Soll ich seine Tochter heiraten, damit sein Enkel einmal einen alten Titel erbt? Was sonst soll ihn dazu bewegen, so etwas für mich zu tun?“
„Hör auf, Arash!“, bat sie, unangenehm berührt.
„Und du, Lana, wo du kaum höflich bleiben kannst, würdest du einem solchen Handel zustimmen? Dein Sohn würde ein Scheich werden. Willst du dafür dein Glück opfern?“
Sofort flammte ihr Zorn auf.
„Wie kannst du es wagen!“, stieß sie hervor. „Wie kommst du darauf, dass mein Vater für das, was er bis jetzt aus reiner Großzügigkeit getan hat, irgendetwas haben will? Wie kannst du so etwas von ihm behaupten? Und
Weitere Kostenlose Bücher