Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
dass es so ist“, entgegnete er tonlos. „Warum willst du darüber sprechen?“
Er wäre nicht der erste Mann, dachte Lana, der sich sexuell zu einer Frau hingezogen fühlte, weil er sie für leicht zu erobern hielt, während er seine Liebe gleichzeitig für eine Frau aufhob, die er nicht bekommen konnte.
Ein bitteres Lachen kam über ihre Lippen. Ausgerechnet von dem Mann wurde sie als leichtfertig betrachtet, der für sie der einzige Liebhaber gewesen war.
„Ich spreche darüber, weil wir uns damit auseinandersetzen müssen, nicht wahr? Ich will nicht, dass du mir etwas vorwirfst, Arash! Wenn du mich liebst, dann ist das deine Entscheidung, aber ich möchte nicht, dass du es tust, weil ich dich verführt habe, verstehst du? Ich könnte ebenso gut …“
„Ich mache dir keinen Vorwurf. Es ist allein meine Schuld.“
Sie fröstelte und griff nach dem violetten Kaftan, der von der Farbe, wie sie jetzt sah, fast zu seinen Augen passte. Zweifellos hatte sie ihn deshalb ausgewählt. Aber das spielte jetzt keine Rolle. Sie schlüpfte in den Kaftan und fühlte sich in gewisser Weise stärker.
Sie fuhr sich mit allen Fingern durchs Haar, wandte sich um und stellte fest, dass er sie aufmerksam beobachtete. Das Verlangen lag noch deutlich in seinem Blick.
Lana holte tief Luft.
„Was willst du jetzt tun?“, fragte sie.
„Wie meinst du das?“
„Wir haben gerade erkannt, dass wir verrückt nacheinander sind, Arash“, versetzte sie offen. „Wir sind hier allein, und jetzt haben wir etwas entstehen lassen, was du lieber ungeschehen machen möchtest. Was machen wir jetzt? Sollen wir uns die nächsten Tage dagegen wehren, damit du deiner Traumfrau treu sein kannst, oder stehlen wir uns diese Zeit?“
Er schloss seine Augen, und sein Gesichtsausdruck war so gequält, dass Lana schockiert war. „Du machst mich wahnsinnig!“, stellte er heiser fest und umklammerte ihren Arm, bis es ihr wehtat.
„Was willst du mir damit sagen? Sollen wir uns lieben, solange wir hier sind, ohne eine Sekunde an die Zukunft zu denken, und wenn wir hier weg sind, wollen wir dann alles vergessen?“
Sie wollte noch mehr sagen. Das wäre jedoch ein großer Fehler. Sie wusste genau, wenn sie sich von ihm lieben ließe, würde er ihr Herz an sich binden, und sie könnte nie wieder frei sein. Nach nur einer Nacht mit ihm hatte sie es nicht geschafft, sich von einem anderen berühren zu lassen.
Sie hatte es versucht, hatte sich verzweifelt gewünscht, die Erinnerung an ihn loszuwerden und sich einem anderen zuwenden zu können. In den vielen Jahren hatten auch andere Männer sie leidenschaftlich geküsst. Jedes Mal hatte sie gehofft, es würde ihr helfen. Und doch hatte sie jedes Mal mit heftiger Ablehnung reagiert, denjenigen förmlich von sich gestoßen … Keine Entschuldigung half. Es tut mir leid, ich dachte, ich hätte ihn vergessen … Irgendwann hatte sie aufgehört, es zu versuchen.
Wenn Arash sie jetzt erneut liebte, wenn sie der Leidenschaft nachgäbe, ihrem Herzen folgte und sich auf das einließ, was seine Augen ihr versprachen, würde sie es nie wieder vergessen. Würde sie dann jemals ein normales Leben führen können?
Für ihn würden es nur ein paar Tage sein. Für sie jedoch würden die wenigen Stunden ein ganzes Leben bedeuten. Stunden unvollendeten Glücks. Ihr Körper wäre befriedigt, ihr Herz bliebe leer. Schlimmer noch, sie würde im Stillen hoffen, sie könnte ihn doch für sich gewinnen.
Sie schluckte und erkannte, auf das kurze Glück würde sie nicht verzichten wollen.
„Nun, warum nicht?“, sagte sie.
Doch dann schnappte sie erschrocken nach Luft. Aber ehe sie die riskanten, dummen Worte zurücknehmen konnte, schnellte er hoch, umfasste ihren Kopf und zog sie zu sich herunter, um sie erneut innig zu küssen.
Sofort spürte sie an ihrem Schenkel den Beweis seiner Erregung.
Arash war der Liebhaber, von dem Lana immer geträumt hatte. Er war der Mann, den sie schon immer gewollt hatte. Er war leidenschaftlich und zärtlich, ungestüm und stark, liebevoll.
In den nächsten zwei Tagen und Nächten liebten sie sich so innig und hingebungsvoll, dass Lana fast schon zu glauben begann, am darauf folgenden Tag müsse die Welt untergehen, es könnte einfach nichts mehr Bestand haben, wenn sie in zwei Tagen die Leidenschaft eines ganzen Lebens unterbringen sollten.
Ihr Verlangen war allgegenwärtig. Er fasste nach ihrem Handgelenk, als sie nach einem Apfel griff, und der Apfel fiel ihr aus den Fingern, er
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