Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
durchkommen“, sagte sie ruhig. „Richard wird die Polizei benachrichtigen, und dann …“
„Wir sind hier im Niemandsland. Weder dein Liebhaber noch die Behörden können uns etwas anhaben“, erwiderte er kurz.
„Richard ist mein Boss, nicht mein Liebhaber.“ Ihre Wangen glühten, als sie den Blick sah, mit dem er sie betrachtete.
„Warum habt ihr euch dann ganz allein in der Wüste aufgehalten, an einem so verlassenen Ort? Es überrascht mich allerdings nicht, dass du euer Verhältnis leugnest. Schließlich hat er dich feige im Stich gelassen.“
„Bestimmt hat er geglaubt, es wäre besser, wenn wenigstens einer von uns beiden Hilfe holt“, sagte Katrina. „Wem hätte es schon genutzt, wenn wir beide gefangen genommen worden wären?“
„Wem es genutzt hätte? Das ist sehr europäisch gedacht. Vergiss nicht, wir sind in der Wüste. Hier gelten ganz andere Gesetze. In unserer Kultur verhalten wir uns anders unseren Frauen gegenüber. Wir verpflichten uns, sie mit unserem Leben zu beschützen. Aber solche Werte gelten bei euch nicht, oder? Ich würde mir lieber das Herz aus der Brust reißen, als die Frau zu verlassen, der es gehört.“
Katrina überlief plötzlich ein Schauer. Die Intimität, die aus seinen Worten geklungen hatte, erinnerte sie wieder an ihre verbotenen sinnlichen Gedanken. Hatte sie sich nicht immer nach einem solchen Mann und nach einer solchen Liebe gesehnt? Und hatte sie sich nicht gleichzeitig gesagt, dass sie sich nach etwas verzehrte, was nicht existierte? Hatte sie nicht alles versucht, um diese Hoffnungen zu begraben, und sich stattdessen auf die Realität konzentriert?
Plötzlich musste sie schlucken und wandte sich ab.
„Dann geh doch, wenn du willst“, meinte er kühl. „Wenn Sulimen dich nicht erwischt, wird es die Wüste tun.“
Sie antwortete nicht. Wie konnte sie fliehen, wenn ihr klar war, dass er die Wahrheit sprach?
Wortlos verließ er sie, um seine Kleidung zu wechseln.
Katrina fühlte sich schwach und hilflos. Das Zelt und sein Bewohner waren ihr Gefängnis und ihr Wächter. Aber hier war sie wenigstens sicher.
Trotzdem durfte sie niemals vergessen, wer dieser Mann war. Sie hatte vor nicht allzu langer Zeit einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, dass eine Gefangene sich in ihren Wärter verliebt hatte. Das durfte ihr nicht passieren. Aber warum dachte sie überhaupt daran?
Weil er sie geküsst hatte? Mit einem Mal bekam sie Kopfschmerzen, und ihr war übel. Die Mischung aus Furcht und Erregung war einfach zu viel für sie.
Unruhig begann sie, im Zelt auf und ab zu gehen. Nervös lauschte sie auf jedes Geräusch. Deshalb war sie überrascht, als Xander plötzlich vor ihr stand, denn sie hatte ihn gar nicht kommen hören.
Er trug jetzt eine blütenweiße Tunika, sein Kopf war unbedeckt. Im fahlen Licht der Lampe konnte sie die feinen Härchen auf seiner Brust sehen.
Dieser Anblick löste etwas in ihr aus, tief in ihrem Inneren, unbekannte Gefühle, die sie sich nicht erklären konnte.
Er schien sich auch gewaschen zu haben, denn sein Haar war noch ganz nass. Als er auf sie zukam, nahm sie erneut den Duft seines Eau de Cologne wahr, der ihr jetzt schon so vertraut vorkam. Ihr Herz schlug schneller, und sie räusperte sich nervös.
Der Gegensatz zwischen seiner sauberen Erscheinung und ihrem eigenen, verschwitzten Äußeren war für Katrina schwer zu ertragen. Doch das war es nicht allein. Er machte sie nervös. Sie versuchte, den Blick von ihm abzuwenden, als er jetzt begann, das Gewand anzulegen.
Um ihre Verlegenheit zu überspielen, fragte sie ihn: „Wie lange willst du mich eigentlich hierbehalten?“
„So lange wie nötig.“
Sie musste schlucken. „Was … was willst du tun?“ Ob er ahnte, wie verunsichert sie war?
Er sah sie spöttisch an. „Tun?“
„Ich …“ Sie schwieg und machte dann einen erneuten Versuch. „Ich meine, wirst du dich mit unserem Team in Verbindung setzen und ihnen sagen, dass ich …“
„Du stellst zu viele Fragen. In deinem Land gibt es doch ein Sprichwort über Neugier, oder?“
„Ja, wir sagen: Neugier verdirbt alles“, erwiderte sie.
„An deiner Stelle würde ich mich eher fragen, ob deine Leute bereit sind, dich freizukaufen, und wenn ja, zu welchem Preis. Das ist wichtiger als die Frage, ob ich sie über deinen Aufenthaltsort informieren werde.“
Sie spürte Panik in sich aufsteigen, aber sie weigerte sich, dieser nachzugeben. Nach dem Tod ihrer Eltern war sie völlig auf sich gestellt
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