Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
sie ihm ein Rätsel. Er hatte Frau en getroffen, die schöner waren als sie – was also war das Geheimnis ihrer besonderen Wirkung auf ihn? Der verfüh rerische Schwung ihrer Hüften? Ihre großen Augen, mit denen sie ihn wie ein verwundetes Reh anblickte? Oder einfach nur die Tatsache, dass er sie im Gegensatz zu an deren Männern nie wirklich besessen hatte? Dass er ihrer Jungfräulichkeit Respekt gezollt hatte, nur um dann auf demütigende Weise zu erkennen, dass es diese Jungfräu lichkeit gar nicht gab!
Als sie an seinen Tisch gelangte, stand er nicht auf, und er bemerkte, dass dieser Mangel an Höflichkeit sie zu ver letzen schien.
„Hallo, Hashim“, sagte sie so ruhig wie möglich.
„Sienna.“ Sein Gesicht gab keinerlei Regung preis. „Bitte setz dich.“
„Danke.“ Sie blickte zu dem Kellner auf, der ihr den Stuhl zurechtrückte, doch dann konnte sie nirgendwo an ders hinschauen als in Hashims unergründliche schwarze Augen ihr gegenüber. Rasch schenkte sie Hashim ein kur zes Lächeln. „Also, wo sollen wir anfangen?“
„Hast du es so eilig, zum Geschäftlichen zu kommen?“, murmelte er.
„Man sollte sich immer um Professionalität bemühen“, gab sie kühl zurück.
„Ironischerweise sagt Abdul-Aziz das auch immer.“
Sienna erinnerte sich an den Berater, der sie so wenig gemocht hatte. „Und ist er jetzt bei dir?“
Hashim schüttelte den Kopf. „Abdul-Aziz wurde zu rück nach Qudamah versetzt“, antwortete er. „Er hat ge heiratet und einen Sohn bekommen.“
„ Geheiratet? “
„Ja.“ Und dann, weil ihm dieser Wortwechsel allzu vertraut und familiär war, ließ er seinen Blick provozierend über ihr Gesicht gleiten. „Willst du mir nicht für den Kalender danken?“ Herausfordernd sah er sie an.
Sie hatte sich schon gefragt, wann er den Kalender erwähnen würde, und sie hatte die Antwort im Geiste so oft wiederholt, dass sie wie aus der Pistole geschossen kam: „Nein, das will ich nicht. Und wenn du weiter darüber re dest, stehe ich auf und gehe.“
Er lächelte schwach. „Dann sollten wir wohl besser be stellen.“
Die Speisekarte verschwamm vor ihren Augen, aber sie kannte sie ohnehin auswendig. „Ich hätte gern die Seezun ge. Gegrillt, keine Sauce. Mit einem kleinen Salat dazu.“
„Das klingt nach einer Frau, die auf Diät ist“, bemerkte er.
„Ganz und gar nicht. Nur eine Frau, die mit Bedacht wählt, was sie isst.“
„Mit Bedacht wählt?“ Seine schwarzen Augen funkel ten. „Wie seltsam. Das ist keine Eigenschaft, die ich mit dir in Verbindung bringen würde.“
„Warum klären wir nicht eines von Anfang an?“, sagte sie und beugte sich ein Stück vor. „Du kennst mich nicht. Wahrscheinlich hast du es nie getan – und jetzt ganz be stimmt nicht. Also bist du nicht berechtigt, ein Urteil über mich zu fällen. Verstanden?“
Sein Blick zeigte ihr sehr deutlich, dass er sich sehr wohl berechtigt fühlte, ein Urteil über sie zu fällen, aber bevor er etwas erwidern konnte, erschien der Kellner an ihrem Tisch. Rasch, beinahe ungeduldig gab Hashim seine Bestellung auf – wie jemand, der einen großen Teil seines Lebens damit verbracht hatte, in teuren Restaurants zu speisen, und äußerst gelangweilt davon war. Sienna nutz te den Moment, um sich zu sammeln. Und jetzt übernimm das Ruder, sagte sie sich. Verhalte dich so wie bei jedem anderen Kunden. Sie griff nach ihrer Handtasche und holte einen Notizblock heraus, was er mit einem unwilli gen Blick quittierte.
„Ist das wirklich nötig?“, fragte er genervt.
„Ich fürchte, ja. Du wärst bestimmt nicht glücklich da rüber, wenn ich alles vergesse, was du für deine Party möchtest, oder? Wobei du mir deine Wünsche bislang noch gar nicht gesagt hast.“
„Aber es sieht aus, als würdest du mich interviewen – und wir sind in einem Restaurant!“
„Du hast es so gewollt.“
„Das weiß ich – aber wärst du dazu bereit gewesen, in meiner Suite zu essen?“
„Nie im Leben.“ Sie warf ihm einen trotzigen Blick zu. „Also, soll es eine große Party werden?“
„Nein“, antwortete er widerwillig. „Sehr klein. Eine private Dinnerparty für zehn.“
„Und die Gästeliste?“
„Einer meiner Assistenten wird sich darum kümmern. Ich fürchte, die meisten meiner Gäste würden es ableh nen, mit einer Fremden zu tun zu haben.“
Sienna griff nach ihrem Wasserglas. „Dann verstehe ich nicht, wie ich von Hilfe sein soll.“
„Du wirst für die Veranstaltung selbst
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