JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
belästigen dürfen. Es tut mir leid.“ Er hob ihre Hand an die Lippen. „Vielen Dank für Ihre Gesellschaft beim Dinner“, sagte er formell. „Und dafür, dass Sie mir zugehört haben. Arrividerci, Bryony.“
Er sah sich nicht mehr um. Bryony ging allein weiter zum Haus. Da sie keinen Schlüssel hatte, musste sie klingeln.
Etta öffnete ihr die Tür. „Wie ist es gelaufen?“, erkundigte sie sich, als sie endlich im Salon saßen.
„Schlecht. Ich weiß nicht, warum er mich um darum gebeten hat.“
„Hat er dir viele Fragen gestellt? Hat er einen Verdacht wegen des Hotels?“
„Überhaupt nicht. Offenbar hat er von dem Gerücht gehört, das du über mich in Umlauf gebracht hast, denn er wollte einiges über mich herausfinden. Er hat mir ein bisschen über sich selbst erzählt und weshalb er die Villa haben will.“ Bryony überlegte. Sie wollte Raphaels Motive so sachlich und fair wie möglich schildern. „Er hat einen ausgeprägten Familiensinn. Du musst dir vor Augen halten, dass die Villa seit über dreihundert Jahren der Stammsitz der Cavalleris ist. Er möchte hier schalten und walten, und das ist ihm verwehrt.“
„Aber ich bin die Witwe seines Onkels. Ich habe ein größeres Anrecht, hier zu leben als er.“
„Raphael denkt in diesem Punkt anders, und ich fürchte, daran wird sich auch nichts ändern.“ Sie schaute Etta an. „Du hast sein Angebot, das er dir machte, damit du ausziehst, abgelehnt. Könnt ihr denn nicht einen anderen Kompromiss finden?“
„Wir könnten uns das Haus teilen“, meinte Etta zynisch. „Aber eher würden wir wohl beide die Villa in Brand setzen.“
„Ihr hasst einander, nicht wahr?“
„Ja, ich glaube, du hast recht.“
Bryony musterte neugierig die Contessa. „Raphael erwähnte, er hätte dich vor Jahren seinem Onkel vorgestellt. Das hätte er bestimmt nicht getan, wenn er dich hassen würde.“
„Das hat er dir erzählt?“ Etta schien überrascht. „Nein, damals hat er mich nicht gehasst. Erst als Antonio beschloss, mich zu heiraten, und Raphael sein Erbe dahinschwinden sah, änderte er seine Meinung.“
„Er sagte auch, dass er versucht hätte, Antonio umzustimmen.“
Etta stieß ein bitteres Lachen aus. „Er hat dich wirklich ins Vertrauen gezogen, was?“
„Es tut mir leid, wenn dir das peinlich ist. Ich habe ihn ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich nicht in die Sache verwickelt werden möchte.“
„Das ist aber passiert, ob es dir nun gefällt oder nicht. Was hat er noch gesagt?“
Bryony zögerte. „Du hättest versucht, ihn von seinem Onkel fernzuhalten.“
„So ist es. Ich wollte vermeiden, dass Antonio ständig mit geschäftlichen Problemen belästigt oder gegen mich aufgehetzt wurde. Also verbot ich Raphael, das Haus zu betreten – was seine Abneigung gegen mich natürlich weiter vertiefte. Bist du jetzt schockiert?“
„Gütiger Himmel, nein! Ich sagte Raphael, dass er vermutlich seinen Onkel in ein frühes Grab getrieben hätte.“
Ettas Augen wurden groß. „Das hast du getan? Ich bin dir dafür sehr dankbar, aber ich wette, Raphael hat das überhaupt nicht gefallen.“
„Nein, er war wütend. Er wechselte das Thema und benahm sich danach eiskalt und höflich.“
„Das kann ich mir vorstellen. Das war dann wohl das Ende, oder?“
„Mehr oder weniger.“
„Also was noch? Heraus damit, ich kann es verkraften.“
„Nun ja … Raphael machte eine Andeutung über deinen, wie er es nannte, ‚Lebensstil‘ zu der Zeit, als du seinen Onkel kennenlerntest.“
„Ach wirklich!“ Etta stand auf und ging zu dem großen Wandspiegel hinüber. Abgesehen von ein paar Pfund zu viel war sie noch immer eine attraktive Frau. Ihr braunes Haar war voll und glänzend, das Gesicht zeigte keinerlei Falten. „Hat Raphael sich näher dazu geäußert?“
„Nein. Er meinte, ich solle dich fragen.“
„Typisch.“ Die Contessa wandte sich grimmig zu Bryony um. „Ich war damals mit einem von Raphaels Geschäftspartnern befreundet. Sehr eng befreundet“, fügte sie hinzu.
„Du warst seine Geliebte“, stellte Bryony sachlich fest.
„Ja. Und als Raphael herausfand, dass sein Onkel mich heiraten wollte, gefiel ihm das absolut nicht.“
„Aber ich begreife nicht, warum. Du hast doch den anderen Mann verlassen, oder?“
Ettas Stimme klang bitter. „Selbstverständlich. Sizilianische Männer heiraten niemals ihre Geliebte. Und gar die Geliebte eines anderen zu heiraten … nun, das wäre ein unvorstellbarer Verstoß gegen
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