JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
ihre Moralvorstellungen. Ein Schandfleck auf ihrem Familiennamen, der etliche Jahrhunderte überdauern würde.“
5. KAPITEL
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, rief Bryony erstaunt.
„Du glaubst, es würde heutzutage nicht mehr so viel ausmachen?“, erwiderte Etta. „Auf Sizilien schon, besonders dann, wenn es um eine einflussreiche Familie geht, die obendrein einen Titel trägt.“
„Aber du sagtest doch, du hättest Antonio in Rom getroffen. Bestimmt wusste hier niemand etwas über deine Vergangenheit …“ Sie verstummte, als sie in Ettas Gesicht sah. „Raphael hat es allen erzählt“, schloss sie tonlos.
„Natürlich. Sobald ihm klar wurde, dass Antonio mich niemals aufgeben würde, hat er die gesamte Insel über meine … meine frühere Verbindung informiert – mit den entsprechenden Ausschmückungen, versteht sich. Er hoffte, Antonio würde sich viel zu sehr schämen, um mich zu heiraten.“ Ein verträumter, sanfter Ausdruck trat in ihre Augen. „Aber Tonio brauchte mich, und nichts, was Raphael sagte oder tat, konnte ihn umstimmen.“
„Er muss dich sehr geliebt haben.“ Bryony lächelte verständnisvoll.
„Ja, aber mehr noch brauchte er mich. Er war nicht sehr gesund, weißt du. Ich war früher Krankenschwester und konnte ihn daher pflegen. Außerdem habe ich ihn zum Lachen gebracht, und er fand wieder neue Freude am Leben. Als es ihm dann schlechter ging, hielt ich Raphael von ihm fern, damit er Ruhe und Frieden hatte.“
„Ich wette, Raphael wünscht, er hätte dich nie seinem Onkel vorgestellt“, warf Bryony ein.
„Oh, das hat er absichtlich getan, in der Hoffnung, Antonio würde sich zu mir hingezogen fühlen.“
„Das verstehe ich nicht. Warum wollte er dann nicht, dass Antonio dich heiratet?“
Etta setzte sich neben Bryony und senkte die Stimme zu einem vertraulichen Ton. „Mein früherer Freund war ein Australier, der in Rom gearbeitet hat. Sein Vertrag war fast abgelaufen, und er sollte in die Heimat zurückkehren. Ich konnte ihn nicht begleiten, und er wollte nicht in Italien bleiben. Wir trafen regelmäßig Raphael, da beide Männer geschäftlich miteinander zu tun hatten. Raphael wusste also, dass mein Freund und ich uns bald trennen würden. Eine Woche, bevor mein Australier zurückflog, veranstaltete Raphael eine Abschiedsparty, wie er es nannte. Antonio war ebenfalls da.“ Ihre Stimme wurde hart. „Raphael stellte uns einander vor und sorgte dafür, dass Antonio genau wusste, wer und was ich war.“
„Und glaubte so, sicherzustellen, dass Antonio niemals irgendwelche Hochzeitspläne schmieden würde.“
„Richtig. Andererseits war Raphael wegen seines Onkels zutiefst besorgt und suchte eine ständige Begleitung für ihn, die sich um ihn kümmern und ihn pflegen konnte. Er wusste von meiner Ausbildung als Krankenschwester und entschied sich für mich.“
„Warum hat er dich nicht offiziell engagiert?“
„Weil er wusste, dass ich das ablehnen würde.“ Etta hob die Schultern. „Offen gestanden, Bryony, hatte ich mich bereits zu sehr an das gute Leben gewöhnt, um in meinen Beruf zurückzukehren.“
„Und weshalb hat er keine andere Schwester eingestellt?“
„Das hatte er versucht. Zunächst mit einem männlichen Pfleger, den Antonio nicht ausstehen konnte, und später mit einer Frau, die mit allen möglichen Klagen drohte, weil Antonio ihr nachgestellt hatte.“
Bryony lachte. „Demnach war er gar nicht so hinfällig?“
„Nein. Er hatte durchaus Phasen, in denen es ihm gut ging.“ Etta lächelte. „Also beschloss Raphael, ihm eine passende Gefährtin zu suchen. Eine Mischung aus Krankenschwester und Geliebten.“
„Er hat euch absichtlich miteinander bekannt gemacht?“
„Ja. Raphael tut niemals etwas ohne Grund.“
Bryony überlegte eine Weile, ehe sie darauf antwortete. „Er muss völlig außer sich gewesen sein, als Antonio darauf bestand, dich zu heiraten.“
Etta schmunzelte. „Oh ja. Er tat alles Menschenmögliche, um es ihm auszureden. Aber Antonio war geistig völlig klar, nur sein Körper war gebrechlich – und er war noch immer das Familienoberhaupt. Am Ende schickte er Raphael für ein paar Jahre nach England.“
„Sehr vernünftig“, stellte Bryony fest. Sie wollte noch etwas hinzufügen, unterließ es dann jedoch.
„Du wunderst dich, weshalb Antonio auf der Hochzeit beharrte, obwohl ich schon seine Geliebte war, oder?“
„Nun … ja.“
„Weil er Angst hatte, mich zu verlieren und wieder sein früheres
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