JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
„Für uns beide vermutlich nicht. Es ist unverkennbar, dass Sie mich als Ihren Feind betrachten – genau wie Etta.“
Am liebsten hätte Bryony ihn rundheraus gefragt, was er vorhin mit seinen Äußerungen über Etta gemeint hatte, doch wahrscheinlich würde sie keine aufrichtige Antwort darauf erhalten. Also beschloss sie, die Sache diplomatischer anzugehen. „Wie lange kennen Sie Etta schon?“
„Ungefähr acht Jahre.“
„Wo haben Sie sie kennengelernt?“
Er schien einen Moment lang zu zögern. „Durch einen gemeinsamen Freund.“
„In Rom?“
„Ja.“
Das brachte sie auch nicht weiter. „Was machen Sie, wenn Sie in Rom sind?“
„Ich habe geschäftliche Dinge zu erledigen.“
„Das Familienunternehmen, das Sie von Antonio geerbt haben?“
„Unter anderem.“
„Was betrachten Sie als Ihre Heimat? Rom oder Sizilien?“
„Sizilien natürlich“, versicherte er voller Stolz.
„Es ist eine wunderschöne Insel“, räumte sie ein. „Wenn auch eine sehr gefährliche.“
„Gefährlich?“
„Nun, einen aktiven Vulkan kann man kaum als harmlos bezeichnen.“
Raphael wirkte amüsiert. „Das macht die Sache nur noch aufregender. Es bringt einen dazu, das Leben zu genießen.“
„Demnach lieben Sie das Risiko.“
Sein Blick hielt ihren fest. Seine dunklen Augen waren so tief und geheimnisvoll wie der Ätna. Bryony hatte sie zornig aufblitzen sehen und fragte sich nun, ob sie vor Liebe das gleiche Feuer zeigten. Der Gedanke verwirrte sie und ließ ihre Wangen glühen. Verlegen senkte sie die Lider.
„Ja“, bestätigte er sanft. „Ich koste das Leben voll aus. Wenn mir etwas gefällt, setze ich alle Hebel in Bewegung, um es zu bekommen.“
Erneut schlugen seine Augen Bryony in ihren Bann. „Haben Sie dabei immer Erfolg?“, erkundigte sie sich ein wenig atemlos.
Raphael lächelte. „Noch habe ich die Villa nicht.“
Sein Sinn für Humor, die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können, gefiel ihr. „So ist es.“
Die Spannung zwischen ihnen wich, und als der Hauptgang serviert wurde, plauderten sie angeregt miteinander. Trotzdem hatte Bryony den Eindruck, sie beide würden jedes Wort sorgfältig abwägen. Sie tat das verständlicherweise wegen des Hotels, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, weshalb Raphael so vorsichtig war.
Ettas Name fiel erst wieder, als sie das Restaurant verließen und zum Parkplatz gingen, wo Raphaels schnittiger Sportwagen stand.
Bryony hielt inne. „Ich kann Etta anrufen und sie bitten, mir das Auto zu schicken. Sie müssen meinetwegen keinen Umweg machen.“
„Das ist kein Umweg. Ich wohne in Catania.“ Raphael öffnete die Beifahrertür für sie. „Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben.“
„So? Immerhin haben Sie mich schon einmal zu Tode erschreckt“, erinnerte sie ihn halb im Scherz.
„Das war, bevor ich Sie kennenlernte.“
Diese Bemerkung verblüffte sie dermaßen, dass ihr keine passende Antwort darauf einfiel. Wortlos stieg sie ein. Die Ledersitze waren tief und erstaunlich bequem. Der starke Motor brummte auf, als Raphael die Maschine startete. Da zu dieser späten Stunde wenig Verkehr auf der Autostrada herrschte, kamen sie gut voran und erreichten bald das schmiedeeiserne Tor zur Villa.
Raphael half ihr aus dem Wagen und bestand darauf, sie bis zum Haus zu begleiten. Das Tor war unverschlossen, und so wanderten sie gemächlich durch den Garten. Sonderbarerweise hatte Bryony es überhaupt nicht eilig, sich von Raphael zu verabschieden. Als sie an die kleine Kapelle gelangten, wo sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte, fragte sie unvermittelt: „Was soll ich Etta sagen?“
„Erzählen Sie ihr, was Sie wollen. Ich glaube nicht, dass es für sie irgendeinen Unterschied machen würde. Für Sie war es ja auch bedeutungslos.“
„Das stimmt nicht.“ Bryony blieb stehen und suchte nach den passenden Worten. „Was Sie sagten, hat mich sehr berührt. Ich habe versucht, Sie zu verstehen, und das ist mir bis zu einem gewissen Grad gelungen. Leider haben Sie mir nicht alles erzählt, oder?“
Er schwieg.
„Also kann ich mir kein endgültiges Urteil bilden. Sie haben mich gebeten, als Vermittler zu fungieren. Trotzdem versuchen Sie, mich auf Ihre Seite zu ziehen. Tut mir leid, aber das kann ich nicht.“ Sie machte eine ungeduldige Geste. „Ich möchte nicht in eine Sache verwickelt werden, die mich nichts angeht.“
„Sie haben recht, Bryony“, stimmte Raphael ihr zu. „Ich hätte Sie nicht damit
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