JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
Weile.
Die Kapelle spielte weiter, und die Kerzen brannten ruhig vor sich hin. Die Gäste in diesem großartigen Ballsaal lachten und tanzten, tranken und unterhielten sich ernst oder auch übermütig. Die geläufigste Sprache war Englisch, doch auch Französisch und Italienisch konnte Francine hören. Sie tanzte einige Tänze mit verschiedenen Herren, die ihr alle dezent Komplimente machten, trank noch mehr Champagner und wurde gewahr, dass Alessandro nicht der Einzige war, der sie mit eindringlichen Blicken beobachtete. Auch Gisella verfolgte jede ihrer Bewegungen. Dabei war es mehr als offensichtlich, dass sie, die um einiges älter war als Francine, von deren Verwandlung vom Aschenputtel in eine hübsche Prinzessin überhaupt nicht angetan war.
Nach einer Weile fingen Francines Beine vor Erschöpfung leicht zu zittern an. Kein Wunder, denn sie war seit Sonnenaufgang unterwegs – und hatte am Ende dieses langen und ereignisreichen Tages obendrein zu viel Champagner im Blut.
Als es Mitternacht schlug, war dies ein Signal für Francine, sich zu verabschieden. Sie sah sich nach Alessandro um und entdeckte ihn neben Gisella. Francine verzog leicht das Gesicht, aber sie war so müde, dass sie beinahe im Stehen einschlief. Sie ging hinüber zu Alessandro. „Es ist eine wundervolle Party, aber ich kann mich wirklich nicht länger auf den Beinen halten.“
„Verstehe“, sagte er sofort. „Ich werde Angelina bitten, Ihnen Ihr Zimmer zu zeigen.“
Gisella zuckte zusammen. „Ihr Zimmer? Übernachtet sie hier?“
„Nur für die eine Nacht“, erläuterte Francine rasch. Sie wollte keinerlei Konflikte zwischen Alessandro und dieser Frau heraufbeschwören.
„Sie ist mein Gast“, verkündete Alessandro in stark unterkühltem Ton. Gisella musste sofort verstanden haben, denn sie sagte kein Wort mehr. Ihre wunderschönen Augen sprachen allerdings Bände. Und wenn Blicke töten könnten, wäre Francine auf der Stelle leblos zusammengesackt.
Als Alessandro sie aus dem Ballsaal geleitete, wandte sich Francine leicht verunsichert an ihn. „Bitte, wenn es Probleme verursachen sollte, kann ich bestimmt woanders übernachten.“
„Es ist jetzt nach Mitternacht, und da entlasse ich Sie mit Sicherheit nicht allein in die dunkle Nacht.“
„Aber Gisella …“
„Gisella ist eine gute Bekannte von mir.“ Der Klang seiner Stimme signalisierte unmissverständlich, dass für Alessandro das Thema damit beendet war. Sie gingen wortlos weiter, und einige Augenblicke später landete Francine in der Obhut von Angelina.
„Das Fest wird noch einige Stunden weitergehen, schätze ich. Ich hoffe, Sie können bei dem Lärm schlafen“, sagte er zum Abschied.
„Ich bin so müde, mich wird kein Krach stören“, gab sie ganz offen zu. „Und vielen Dank für Ihre außerordentliche Gastfreundschaft.“
„Das Vergnügen war ganz meinerseits“, erwiderte er sanft und schenkte ihr einen tiefen Blick. Dann ging er zu seinen Gästen zurück. Francine konnte einen leichten Seufzer der Enttäuschung über sein Verschwinden kaum unterdrücken.
„Sie scheinen Alessandro ja ganz gut leiden zu können“, stellte Angelina zufrieden fest. „Na ja, alle Frauen mögen ihn. Aber er lässt sich von keiner einfangen.“
„Auch nicht von Gisella?“ Francine konnte ihre Neugier nicht verbergen.
Angelina winkte ab. „Um Himmels willen nein. Dann würde ich kündigen. Und Signor Zancani weiß das – und er weiß auch, dass er eine Haushälterin wie mich so leicht nicht wieder finden wird“, bemerkte sie verschmitzt.
Francine wurde diese Unterhaltung zu intim. „Ich denke, ich muss dringend zu Bett. Könnten Sie mir freundlicherweise mein Zimmer zeigen?“
Minuten später fand sich Francine im ersten Stock in einem kleinen, aber luxuriös ausgestatteten Zimmer wieder, an das sogar ein eigenes Badezimmer mit allem Drum und Dran angrenzte.
„Wenn Sie etwas brauchen, klingeln Sie einfach“, sagte Angelina zum Abschied und zeigte auf die an einer Quaste hängende Glocke. „Gute Nacht.“
Als die Hausdame gegangen war, fühlte sich Francine plötzlich sehr allein. Lächerlich, dachte sie – das Haus ist schließlich noch voller Leute.
Obgleich sie völlig erschöpft war, war Francine dennoch merkwürdig unruhig. Eine Weile wanderte sie im Zimmer umher. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie sich eigentlich hier nicht aufhalten sollte.
Plötzlich musste sie grinsen. Was ihre Freundinnen wohl für ein Gesicht machen würden, wenn
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