JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
mit ihren Rivalitäten und den ständigen Kämpfen zwischen den kreativen Köpfen und denen, deren Hauptanliegen Gewinn und Verlust waren, zum Besten.
Rosie kannte die meisten Geschichten schon und steuerte ein paar eigene bei. Doch die meiste Zeit saß sie still da und hörte zu.
Sie bewunderte Nicholas’ Geschick, mit dem er die Unterhaltung so führte, dass zwischen all den amüsanten Geschichten ernstere Gedanken nicht fehlten.
Als Journalisten waren sie beide dazu ausgebildet worden, selbst den verschlossensten Menschen noch interessante Einzelheiten über ihr Leben zu entlocken. Doch Nicholas hatte eine besondere Gabe dafür. Carolyn war heute Abend vor allem deshalb in so glänzender Form, weil er ihr die richtigen Stichworte zuschob und ihr, während sie sprach, seine ganze Aufmerksamkeit schenkte.
Morgen Abend wären sie hier zu zweit allein, ein attraktiver, liebenswürdiger Mann und eine bereitwillige, hübsche Frau. Das Ergebnis schien vorprogrammiert zu sein, es sei denn, Nicholas wäre so vernünftig zu erkennen, dass eine Affäre mit seiner Verlegerin höchst unklug wäre. Eine ernste Verbindung wäre sicherlich etwas anderes. Aber dann müsste er sehen, wie er sich von Marie-Laure trennte, die vermutlich sehr an ihm hing.
Das Klingeln des Telefons unterbrach Rosies Gedanken.
„Entschuldigen Sie mich.“ Nicholas stand auf und ging an den Apparat. „Digame.“ Stille. „Ja, sie ist hier. Einen Moment, bitte. Es ist für Sie, Carolyn … Ihr Bruder.“
Da sie schätzten, dass Carolyns Bruder sie nicht in Spanien anrufen würde, wenn nicht etwas Unvorhergesehenes passiert wäre, nahmen die anderen ihre Unterhaltung nicht wieder auf. Sie sahen, wie Carolyns Gesichtsausdruck immer besorgter wurde, während sie ihrem Bruder zuhörte.
„Ich werde mich erst einmal erkundigen müssen. Ich rufe dich gleich zurück. Nein, ruf du mich lieber in einer halben Stunde wieder an.“
Sie kam zum Kamin zurück, und ihr Gesicht, das eben noch so glücklich und angeregt gewirkt hatte, zeigte jetzt tiefste Besorgnis.
„Mein Vater ist krank … ein schwerer Herzanfall. Ich muss so schnell wie möglich zurück. Meine Mutter braucht mich. Ihr geht es selbst nicht gut, und mein Bruder kann nicht zu ihr fahren. Er muss morgen sehr früh nach Amerika fliegen, sein Job hängt davon ab. Wie schnell kann ich zurückfliegen, Nicholas?“
„Heute Abend nicht mehr, das ist sicher. Vielleicht gibt es morgen Früh einen Linienflug von Valencia oder Alicante. Ich werde sofort nachsehen.“
Er ging in sein Arbeitszimmer.
„Haben Sie denn keine anderen Verwandten, die sich um Ihre Mutter kümmern könnten, bis Sie zurück sind?“, fragte Rosie mitfühlend.
„Eine Nachbarin ist bei ihr, aber das ist nicht dasselbe“, antwortete Carolyn. „Sie und Dad haben keine Geschwister, und Mutter versteht sich nicht gut mit meiner Schwägerin. Aber selbst wenn sie gut miteinander auskämen, könnte Louise nicht zu ihr fahren. Sie hat zweijährige Zwillinge, und sie und Bob wohnen im Norden. Meine Eltern leben seit ihrer Pensionierung in Dorset.“ Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. „Ach, warum musste das ausgerechnet jetzt passieren …?“
Einige Zeit später kam Nicholas zurück.
„Es sieht so aus, als wäre der erste Flug, den Sie nehmen könnten, der, mit dem die anderen fliegen. Ich werde mich gleich morgen Früh noch weiter erkundigen, aber ich habe wenig Hoffnung.“
Während seiner Abwesenheit war Anna und Rosie klar geworden, dass Carolyn sich am meisten darüber ärgerte, dass ihr Aufenthalt in Spanien und ihre Arbeit mit Nicholas abgekürzt würden. Sie hatte offenbar kein sehr liebevolles Verhältnis zu ihren Eltern. Und seit Carolyns Scheidung, mit der die Eltern nicht einverstanden waren, hatten sie sich kaum gesehen.
„Warum rufen Sie nicht Ihren Bruder an? Sagen Sie ihm, dass Sie morgen Abend dort sind, und fangen Sie jetzt an, Ihre Notizen mit Nicholas durchzugehen. Mit dieser Belastung werden Sie nicht schlafen können. Ich bin sicher, Nicholas macht es nichts aus, bis spät in die Nacht zu arbeiten“, sagte Anna.
Nicholas, der nicht begriff, dass nicht die Sorge um ihre Eltern Carolyns größte Last war, sagte: „Mein Gott, Anna, Sie können doch nicht von Carolyn erwarten, dass sie sich unter diesen Umständen auf das Buch konzentriert.“ Er legte seine Hand beruhigend auf Carolyns Schulter. „Wenn Sie möchten, spreche ich mit Ihrem Bruder und erkläre ihm die
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