JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
mit ihm im Mondschein und bei dem verführerischen Duft, der in der Luft lag, im Garten spazieren zu gehen?
Aber wovor habe ich eigentlich Angst? fragte sie sich. Wenn sie wirklich so erwachsen und selbstsicher geworden war, wie sie es sich wünschte, brauchte sie sich vor ihm doch nicht zu fürchten.
Ärgerlich verdrängte sie den Gedanken und ging ins Bett. Und um Sebastians Lachen, das gedämpft aus dem Garten zu ihr ins Zimmer drang, nicht mehr zu hören, verbarg sie den Kopf in den Kissen.
„Hast du gut geschlafen?“, erkundigte Sebastian sich, als Charley am nächsten Morgen zum Frühstück in das kleine Esszimmer kam, dessen Wände mit Holz verkleidet waren.
„Ja, sehr gut“, log sie. In Wirklichkeit hatte sie kein Auge zugetan, und die Nacht war ihr endlos erschienen. Sie setzte sich an den Tisch und war sich bewusst, dass die abgeschnittenen Jeans und das grüne T-Shirt so gar nicht zu der vornehmen Atmosphäre des Raumes passten. „Es tut mir leid wegen gestern. Ich hatte kein Recht, dir zu unterstellen, dass Fernandos Tod dir gelegen kam“, sagte sie steif, wobei sie es sorgfältig vermied, Sebastian anzuschauen.
Sie meinte es ehrlich, denn sie hatte nie ernsthaft geglaubt, dass er zu einem Mord fähig war und den eigenen Bruder hinterhältig um eines finanziellen Vorteils willen umgebracht hatte. Dazu hatte er viel zu viel Selbstachtung und Ehrgefühl. Auch wenn das, was über diesen Unglücksfall in englischen Zeitungen stand, den Verdacht bekräftigte, den Olivia geäußert hatte, glaubte Charley im Grunde ihres Herzens nicht an Sebastians Schuld. Sie redete sich nur ein, von dem Mordvorwurf überzeugt zu sein, um auch vor sich selbst begründen zu können, warum sie ihn verlassen hatte.
„Die Entschuldigung ist angenommen.“ Seine Stimme klang belustigt und selbstgefällig. Er hatte bestimmt damit gerechnet, dass sie, Charley, früher oder später zugeben würde, von seiner Unschuld überzeugt gewesen zu sein.
Dennoch war die Atmosphäre zwischen ihnen nach wie vor sehr gespannt. Deshalb konnte sie ihm auch nicht in die Augen sehen und schaute angestrengt auf den Orangensaft, den er ihr einschenkte.
„Ich bin froh, dass Sie zur Vernunft gekommen sind“, meinte Teresa, die in diesem Augenblick ein Tablett mit heißem Kaffee und frischen, noch warmen Brötchen hereintrug. „In Zukunft gibt es kein Essen mehr auf Ihrem Zimmer, Señora, es sei denn, der Arzt erklärt mir schriftlich, dass Sie sterbenskrank sind.“
Das löste die Spannung, und Charley musste lachen. Dabei begegnete sie Sebastians Blick. Er schaute ihr so tief in die Augen, dass sie sich sogleich an die gemeinsamen Erlebnisse erinnerte. Mit seinem Lächeln weckte er Gefühle in ihr, von denen sie geglaubt hatte, sie gehörten der Vergangenheit an. Heiße und kalte Schauer jagten ihr über den Rücken, und das Herz klopfte ihr zum Zerspringen. Sie fühlte sich wie betäubt.
Doch Sebastian half ihr unbewusst aus dem Gefühlswirrwarr heraus. „Es wird immer schlimmer mit ihr, aber was sollte ich ohne sie anfangen?“, scherzte er belustigt, sodass Charley sich wieder etwas beruhigte.
Während sie sich Kaffee einschenkte und Sebastian beobachtete, wie er Butter aufs Brötchen strich und eine hauchdünne Scheibe Jabugo-Schinken darauflegte, atmete sie tief ein und aus. Schließlich hatte sie sich wieder so weit unter Kontrolle, dass sie ganz gelassen reagierte, als er vorschlug: „Wir gehen gleich zum Strand, am besten nach La Caleta, oder? Solange es dort noch nicht so voll ist, können wir ungestört schwimmen.“
„Ja, warum eigentlich nicht?“, stimmte sie zu und ließ ein wenig Olivenöl, das sie so gern hatte, aufs Brötchen tröpfeln. Dabei blieb ihre Hand erstaunlich ruhig. Ich kann ihm sowieso nicht vier Wochen lang aus dem Weg gehen und alles ablehnen, was er vorschlägt, dachte sie.
Außerdem würde ihr das Schwimmen guttun. Obwohl die Saison noch nicht angefangen hatte – es war erst Mai – würden sie bestimmt nicht allein am Strand sein.
Eine Stunde später sah dann die Sache gar nicht mehr so harmlos aus. Zwar waren außer ihnen noch einige junge Frauen mit ihren Kindern am Strand, die im weichen Sand spielten, doch nachdem Charley die abgeschnittenen Jeans und das T-Shirt ausgezogen hatte, betrachtete Sebastian sie in dem einteiligen Badeanzug so intensiv von oben bis unten, dass ihr der Ausflug auf einmal nicht ganz unproblematisch erschien. Und dann konnte auch sie den Blick nicht von ihm wenden,
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