JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
unverschämt an, dass sie sich schrecklich ärgerte und in der Meinung bestärkt fühlte, er habe sie nur verführen wollen, um sich an ihr zu rächen.
Sie konnte seinen durchdringenden Blick nicht mehr ertragen, wandte sich ab und ging ins Badezimmer.
„Flieg nur, mein kleines Täubchen. Ich bin bereit zu warten“, rief er mit samtweicher Stimme hinter ihr her. Ihr schauderte. Obwohl sie nicht genau wusste, was er damit meinte, fragte sie ihn nicht. Sollte er sich doch so rätselhaft ausdrücken, wie er wollte. Ihr war es sowieso egal.
Sie blieb so lange unter der Dusche, bis sie sich besser fühlte. Irgendwie erwartete sie, er würde beim Hinausgehen die Tür hinter sich zuschlagen. Doch alles blieb ruhig. Die Stille ging ihr auf die Nerven. Und ihre Gedanken, die sich ständig im Kreis drehten, brachten sie auch nicht weiter. Sie war ja so dumm gewesen. Von der Liebe, die sie einmal für ihn empfunden hatte, war nichts mehr übrig. Trotzdem fühlte sie sich stärker zu ihm hingezogen als je zuvor.
Während sie sich die Haare trockenrieb und dann kämmte, zitterte ihre Hand. Sie musste sich unbedingt wieder in den Griff bekommen. Ich habe auf Sebastians männliche Ausstrahlung und auf die intime Atmosphäre im Zimmer reagiert – na und, was besagt das schon? überlegte sie. Außerdem hatte ich Mitleid mit ihm, fuhr sie in Gedanken fort.
Aber diese Entschuldigungen, die sie für ihr Verhalten fand, überzeugten sie nicht. Sie wickelte sich das Badetuch um und ging wieder ins Schlafzimmer in der Befürchtung, er wäre vielleicht immer noch da, obwohl sie ihn aufgefordert hatte, das Zimmer zu verlassen. Aber glücklicherweise war er weg, wie sie erleichtert feststellte. Dann zog sie den schwarzen Rock und das cremefarbene Top an und schlüpfte in die Sandaletten.
Sie hatte es so eilig, aus dem Haus zu kommen, dass sie vor Nervosität den Lippenstift fallen ließ, der unter die mit Schnitzerei verzierte Holzkommode rollte und nicht mehr zu sehen war.
Sie ließ ihn liegen, wo er war, und legte lieber kein Make-up auf, um ja nicht zu riskieren, dass Sebastian sie aufhielt. Außerdem hatte Greg an ihrem Aussehen sowieso nichts auszusetzen. Er schien gar nicht zu bemerken, was sie anhatte. Es war ihm wahrscheinlich völlig egal.
Während der Siesta war es im Haus ganz still. Während sie hinauseilte, begegnete sie niemandem. Trotzdem hatte sie ein wenig Angst, Sebastian würde ihr zum Hotel folgen und versuchen, sie in letzter Minute zurückzuholen.
Charley war überzeugt, er hatte nur mit ihr schlafen wollen, damit sie sich wieder vor Sehnsucht nach ihm verzehrte und um ihre Beziehung zu Greg zu zerstören. Sobald er sein Ziel erreicht hätte, würde er sie wegschicken. Aber die Tatsache, dass er sie jetzt zu Greg gehen ließ, passte irgendwie nicht in dieses Schema. Es war sowieso schwierig, Sebastian und seine Gedankengänge zu verstehen.
In dem prächtigen Hotel angelangt, in dem Greg übernachtete, entschloss sie sich, sich nicht mehr mit Sebastian zu beschäftigen. Das war sie sich und Greg schuldig. Doch als man sie am Empfang auf Gregs Zimmer schicken wollte, schüttelte sie den Kopf. Sie wollte lieber in dem luxuriösen, mit Marmor ausgelegten Foyer auf ihn warten und ließ ihm ausrichten, dass sie da sei.
„Du hättest doch raufkommen können“, meinte er, als er wenig später erschien, so vorwurfsvoll, dass sie sich schuldig und zugleich abgestoßen fühlte. Er sah so aus, als sei er gerade erst aufgestanden. Sein Gesicht war vom Schlafen noch ganz aufgedunsen. Sie wollte nicht mit ihm allein sein, obwohl sie sich diese Regung nicht erklären konnte. „Es gibt in Cadiz so viel zu sehen“, entgegnete sie und hakte sich bei ihm ein. „Du bist ja nur kurz hier, deshalb sollten wir keine Zeit verlieren.“ Das hört sich ja fast so an, als wollte ich ihn schnell wieder loswerden, überlegte Charley und begann, sich über ihre Taktlosigkeit zu wundern. „Ich kenne ein kleines Café, wo es richtig guten Tee gibt, was hier eher selten ist“, fügte sie rasch hinzu.
Aber nicht einmal dieses Angebot und ihr freundlicher Tonfall konnten seine schlechte Laune vertreiben. Während sie die Stufen zur Straße hinuntergingen, erfuhr sie den Grund für seinen Unmut. „Als Erstes suche ich mir morgen Früh ein anderes Hotel. Ich dachte, mich trifft der Schlag, als ich die Preise sah. Ich verstehe nicht, warum Machado mich ausgerechnet hier untergebracht hat.“
Nun, das könnte ich dir erklären, dachte
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