JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
Charley, presste aber die Lippen aufeinander und sagte nichts. Sebastian hatte so viel über Greg erfahren, dass er genau wusste, wie ungern sich dieser von seinem Geld trennte. „Hier hinunter. Anschließend können wir über die Promenade spazieren – oder uns die Stadt anschauen, ganz wie du willst. Die Kirchen sind schön und sehenswert, außerdem gibt es einige interessante Museen.“
„Es ist mir viel zu heiß“, wandte Greg ein, und Charley verkniff sich die Bemerkung, dass er sich besser etwas Leichteres angezogen hätte, statt in der Tweedjacke herumzulaufen. Wenn er unbedingt mürrisch und verdrießlich sein wollte, sollte er es ruhig sein. Ihr machte es nichts aus. Sie würde ihn weiterhin freundlich behandeln – wenn auch vielleicht aus den falschen Gründen, denn sie hatte Gewissensbisse wegen ihrer Gefühle für Sebastian.
In dem kleinen Straßencafé, in dem sie vor Jahren so gern gesessen hatte, war alles noch so wie damals. Greg gefielen die niedrigen Preise und auch der gute englische Tee, den man ihm servierte.
„Fühlst du dich jetzt besser?“, erkundigte sie sich und lächelte ihn über das Glas Orangensaft, den man mit viel Eis servierte, freundlich an. Er lächelte nichtssagend und streichelte ihr die Hand.
„Tut mir leid, dass ich so eine miese Laune hatte. Ich muss unbedingt eine andere Unterkunft finden. Ich habe keine Lust, für ein Hotelbett einen derartigen Fantasiepreis zu zahlen. Ich kann überall schlafen, vorausgesetzt natürlich, das Zimmer ist sauber und einigermaßen gemütlich.“
„Ja, sicher“, erwiderte Charley geistesabwesend und atmete tief ein und aus.
Sein Lächeln und seine Berührung bedeuteten ihr gar nichts, und sie überlegte, ob das immer schon so gewesen war. Habe ich seinen Heiratsantrag etwa nur deshalb angenommen, weil ich mich mehr oder weniger unbewusst nach einem eigenen Zuhause, einem Ehemann und einer Familie gesehnt habe? grübelte sie. Habe ich in den vier Jahren, in denen ich mich doch sehr verändert habe, ganz vergessen, wie herrlich aufregend es ist, wenn man einen Mann so von ganzem Herzen liebt, dass man an nichts anderes mehr denken kann?
Greg würde nie solche Gefühle in ihr auslösen wie Sebastian noch vor einer Stunde. Sie konnte sich nicht vorstellen, bei Greg überhaupt etwas zu empfinden.
Stets hatte sie die Tatsache, dass sie noch verheiratet war, als Entschuldigung benutzt, um mit Greg nicht zu schlafen. Und er hatte es respektiert, obwohl es ihm natürlich nicht gefiel. Notgedrungen begnügte er sich mit harmlosen Küssen und zurückhaltenden Liebkosungen, die sie manchmal getröstet hatten, ihr aber meist lästig gewesen waren, besonders dann, wenn sie nicht in der entsprechenden Stimmung gewesen war.
„Du siehst so erhitzt aus“, unterbrach Greg ihre Gedanken. „Du hättest auch einen Tee trinken sollen. Er löscht eher den Durst und ist bei der Hitze viel besser als das kalte Zeug – das ist bewiesen.“
„Oh, tatsächlich?“ Wenn er jetzt noch sagen würde, der Tee sei billiger, dann würde sie laut aufschreien.
Charley schloss die Augen, es tat ihr schon wieder leid, dass sie ihn so angefahren hatte. Vom ersten Augenblick an, seit er hier aufgetaucht war, ärgerte sie sich über ihn, was ihr inzwischen sehr bedenklich vorkam.
„Du hast mir nie erzählt, wie unglaublich reich Machado ist“, beschwerte Greg sich, und seine Stimme klang so vorwurfsvoll, als wolle er Charley Heimlichtuerei unterstellen.
„Hätte ich dich deiner Meinung darüber informieren müssen?“ Charley sah keinen Zusammenhang zwischen Sebastians Reichtum und ihrer Beziehung zu Greg. Und als sie ihn verständnislos anschaute, schien sich seine Laune zu bessern.
„Du brauchst jemanden, der sich um dich kümmert, Sweetheart!“ Er winkte den Kellner herbei, wies auf die leere Tasse und sagte auf Spanisch: „Dos, por favor“, was so viel hieß, dass er zwei Tassen Tee bestellte. Und dabei sprach er so laut, als wäre der arme Mann schwerhörig. Selbstgefällig schloss Greg das Buch mit den spanischen Redewendungen, aus dem er die drei Worte abgelesen hatte. „Natürlich hättest du es mir sagen müssen.“ Dann beugte er sich zu ihr und senkte die Stimme – vielleicht hatte er Angst, jemand könne ihm zuhören. „Das ändert die Sache ganz entschieden. Du hast ja nie viel über ihn erzählt, deshalb dachte ich, er wäre so ein ganz normaler Arbeiter, wie sie zu Tausenden herumlaufen. Aber nachdem ich sein Haus und die Einrichtung
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