Julia Quinn
Kriegsministerium übertragen worden waren,
hatten sie als großes Abenteuer angesehen. Nie hatten sie einen Gedanken daran
verschwendet, dass am Ende nicht alles gut ausgehen könnte.
Doch dann war Marabelle gestorben,
war brutal ermordet worden, und es hatte Blake nicht länger gekümmert, ob er
unverwundbar war oder nicht, denn er hatte aufgehört, sich um sein eigenes
Leben Sorgen zu machen. Er war vor keinem Auftrag beunruhigt gewesen, weil ihn
nicht wirklich interessierte, ob alles gut für ihn ausginge oder nicht. Oh,
sicher wollte er die Verräter Englands ihrer gerechten Strafe zugeführt wissen,
aber wenn er es aus irgendeinem Grund nicht erleben würde, sie am Galgen hängen
zu sehen ... nun, dann war das für ihn kein großer Verlust.
Jetzt war alles anders. Es machte
ihm etwas aus. Mehr als alles andere wünschte er sich, diese letzte Aufgabe zu
erledigen, ohne dabei sein Leben zu verlieren, weil er aus seiner Ehe mit
Caroline etwas machen wollte. Er wollte ihr dabei zusehen, wie sie im
Rosengarten werkelte, und er wollte ihr Gesicht jeden Morgen beim Aufwachen auf
dem Kissen neben seinem sehen. Er wollte sie mit zügelloser Leidenschaft
lieben, und er wollte andächtig ihren wachsenden Bauch berühren, wenn sie ihrer
beider Kind unter dem Herzen trug.
Er wollte alles, was das Leben ihm
zu bieten hatte. Jedes letzte bisschen Freude und jedes noch so kleine Wunder.
Und er hatte schreckliche Angst, weil er genau wusste, wie schnell ihm alles
wieder entrissen werden konnte.
Nur eine einzige, gut gezielte Kugel
war dazu nötig.
Blake, der bemerkte, dass Carolines
Summen verstummt war, blickte zu der einen Spalt breit offen stehenden Tür, die
zum Waschkabinett führte. Er hörte ein leises Plätschern, gefolgt von
verdächtiger Stille.
»Caroline?« rief er halblaut.
Sie steckte ihren mit einem
schwarzen Seidenschal umhüllten Kopf aus der Tür. »Sie iescht niescht da.«
Blake hob eine Augenbraue. »Wen
willst du denn damit darstellen? Und was haben Sie mit meiner Frau gemacht?«
Sie schenkte ihm ein verführerisches
Lächeln. »Isch bin natürliesch Carlotta De Leon. Und wenn Sie misch niescht auf
die Stelle küssen, Señor Ravenscroft, werde isch auf öchst ünangenehme Taktiken
zurückgreifen müssen, fürschte isch.«
»Ich erbebe schon bei dem bloßen
Gedanken daran.«
Sie näherte sich hüftenschwingend
seinem Bett und klimperte dabei übertrieben mit den Wimpern. »Niescht denken,
Señor, küssen.«
»O nein, das könnte ich nicht.
Niemals. Ich bin ein aufrechter, sittenstrenger Mann. Unmöglich kann ich mein
Eheversprechen brechen.«
Sie zog die Stirn in Falten. Dann
erklärte sie mit einem reizenden Schmollmund: »Isch bin sischer, Ihre Frau wird
verstehen und Ihnen dieses eine Mal verzei'en.«
»Caroline?« Er schüttelte den Kopf. »Niemals.
Sie kann verflucht jähzornig sein. Ich habe schreckliche Angst vor ihr.«
»Sie sollten niescht so von ihr
spreschen.«
»Und Sie haben reichlich viel
Mitgefühl für eine Spionin.«
»Isch bin eben einzigartig«,
entgegnete sie schulterzuckend.
Er biss sich auf die Unterlippe, um
nicht lachen zu müssen. »Sag mal, bist du nicht eigentlich Spanierin?«
Sie hob einen Arm zum Salut und
verkündete: »Viva la Königin Isabella!«
»Ah ja. Ich verstehe. Warum sprichst
du dann mit französischem Akzent?«
Sie musterte ihn bestürzt. »Habe ich
das?« erkundigte sie sich mit normaler Stimme.
»Ja, aber es war ein ganz
ausgezeichneter französischer Akzent«, log er.
»Ich habe nie zuvor einen Spanier
oder eine Spanierin getroffen.«
»Und ich habe nie zuvor jemanden wie
dich getroffen.«
Sie stieß ihn scherzhaft in die
Schulter. »Genau genommen habe ich auch nie jemanden aus Frankreich getroffen.«
»Nein!« rief er gespielt entsetzt.
»Mach dich nicht über mich lustig.
Ich gebe mir bloß Mühe, unterhaltsam zu sein.«
»Und bist dabei bemerkenswert
erfolgreich.« Er nahm ihre Hand und rieb seinen Daumen zärtlich über ihre Handfläche. »Caroline, ich will, dass du weißt, dass du mich sehr, sehr glücklich
machst.«
Ihre Augen nahmen einen verdächtig
feuchten Schimmer an. »Warum klingt das nur so nach einem Auftakt für
unangenehme Neuigkeiten?«
»Wir haben ein paar ernsthafte
Sachen zu besprechen.«
»Es dreht sich um das für morgen
geplante Unterfangen, Oliver Prewitt und seine Helfershelfer zu entlarven,
nicht wahr?«
Er nickte. »Ich will dich nicht
anlügen und behaupten, es wäre ungefährlich.«
»Das weiß ich«,
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