Julia Quinn
sagte sie aufrichtig bekümmert. »Ich hatte keine Ahnung,
dass sie eine schwere Kindheit hatte. Ich werde ihr gleich heute Abend einen
besonders leckeren Pudding kochen.«
Verblüfft versuchte Blake sich ins
Gedächtnis zu rufen, wann Mrs. Mickle das das letzte Mal für ihn getan hatte.
James, der die Szene von der Tür aus
grinsend verfolgt hatte, trat vor und fragte: »Mrs. Mickle, wissen Sie
vielleicht, wo wir Miss Trent finden können?«
»Gewiss. Ich glaube, sie arbeitet im
Garten. Sie hat sich jede Menge Werkzeuge mitgenommen.«
»Werkzeuge? Was für Werkzeuge?« Vor
Blakes geistigem Auge entstanden entsetzliche Bilder von verstümmelten Bäumen
und ausgerissenen Pflanzen. »Wo hat sie die denn her?«
»Ich habe sie ihr gegeben.«
Blake drehte sich auf dem Absatz um
und eilte nach draußen. »Der Himmel stehe uns bei!«
Er war nicht auf den Anblick
vorbereitet, der sich ihm bot. Löcher.
Jede Menge klaffende Löcher überall
auf seinem vormals gepflegten Rasen. Oder wenigstens glaubte er, der Rasen
müsse gepflegt gewesen sein. In Wahrheit hatte er nie sonderlich darauf
geachtet. Er wusste jedoch genau, so wie jetzt hatte er zuvor nicht
ausgesehen, mit Klumpen brauner Erde zwischen dem Gras. Caroline konnte er
nirgends entdecken, aber er wusste, sie musste hier irgendwo sein.
»Was haben Sie getan?« schrie er.
Sie lugte hinter einem Baum hervor. »Mr.
Ravenscroft?«
»Was soll das? Das hier ist eine
Katastrophe. Und du«, sagte er zu James, der keinen Laut von sich gegeben
hatte, »hör auf zu lachen!«
Caroline kam ganz hinter dem Baum
hervor, ihr Kleid mit Erdflecken übersät. »Ich bringe Ihren Garten in Ordnung.«
»Sie bringen meinen ... Sie tun was? Das hier sieht mir nicht das geringste bisschen nach in Ordnung gebracht
aus.«
»Solange ich mit meiner Arbeit noch
nicht fertig bin, wird es nicht ganz so schön aussehen, aber dann ...«
»Ihre Arbeit? Alles, was ich
erkennen kann, sind ein Dutzend Löcher.«
»Zwei Dutzend.«
»Das hätte ich an Ihrer Stelle jetzt
nicht gesagt«, warf James aus sicherer Entfernung ein.
Caroline stieß die Spitze ihrer
Schaufel in die Erde und lehnte sich darauf, während sie Blake antwortete. »Wenn
Sie erst einmal meine Erklärung gehört haben, werden Sie sicher verstehen ...«
»Ich verstehe gar nichts!«
»Ja.« Sie seufzte. »Das tun Männer
gewöhnlich nicht.«
Blake sah sich gründlicher im Garten
um, wobei er den Kopf langsam von rechts nach links und wieder zurück wandte,
während er versuchte, den angerichteten Schaden abzuschätzen. »Ich werde
einen Fachmann aus London kommen lassen müssen, um zu reparieren, was Sie zerstört haben. Gütiger Himmel, Frau, Sie werden mich ein Vermögen kosten.«
»Seien Sie nicht dumm«, erwiderte
sie. »Diese Löcher werden alle heute Abend wieder aufgefüllt sein. Ich versetze
lediglich Ihre Blütenpflanzen an eine sonnigere Stelle. Sie werden sich hier
viel wohler fühlen. Außer diesen Fuchsien hier, natürlich«, fügte sie hinzu und
zeigte auf die hübschen weiß und rosarot blühenden Pflanzen
direkt am Haus. »Die gedeihen besser im Schatten oder Halbschatten zwischen
Gehölzen.«
»Ich an deiner Stelle, Ravenscroft«,
griff James ein, »würde sie vielleicht doch weitermachen lassen.«
»Sie haben viel zu viel Sonne
abbekommen«, erläuterte Caroline. »Die Knospen sind schon verbrannt, bevor sie
sich öffnen und blühen konnten.«
James drehte sich zu Blake um und
sagte: »Es klingt, als wüsste sie, was sie da tut.«
»Mir ist es vollkommen egal, ob sie
eine verfluchte Expertin ist oder nicht. Sie hatte kein Recht, meinen Garten
zu verwüsten!«
Caroline stemmte sich eine Hand in
die Hüfte. Langsam begann sie sich ernsthaft über sein Verhalten zu ärgern. »Es
ist ja nun wirklich nicht so, als ob Ihnen, bevor ich hier zu arbeiten
angefangen habe, etwas an Ihrem Garten gelegen hätte.«
»Und woraus schließen Sie das?«
»Jeder, der auch nur ein bisschen
von Gärtnerei versteht, wäre von dem Zustand Ihrer Rosenbüsche entsetzt«,
schalt sie, »und Ihre Hecken bedürfen dringend eines Schnittes.«
»Lassen Sie ja die Finger von meinen
Hecken«, warf er drohend ein.
»Keine Sorge. Ich hatte ohnehin
nicht vor, sie zurückzuschneiden. Sie sind so hoch gewachsen, dass ich an die
Spitzen nicht herankäme. Ich wollte Sie bitten, das zu übernehmen.«
Blake wandte sich an James. »Habe
ich wirklich zugestimmt, sie hier bleiben zu lassen?«
James nickte.
»Verdammt!«
»Ich wollte
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