Julia Quinn
noch ein paar, damit es auf jeden Fall genug waren.
»Das müsste reichen.« Mit einem
zufriedenen Ausatmen ging sie wieder zu dem lila blühenden Busch zurück, der
zuerst ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
Blake war schlecht gelaunt zu Bett gegangen und war am
nächsten Morgen in noch schlechterer Stimmung wieder aufgewacht. Dieser Auftrag – sein letzter Auftrag, wenn er dabei mitzureden hatte – hatte sich
unversehens in ein Fiasko verwandelt. Ein Albtraum. Eine Katastrophe auf zwei
Beinen mit großen blaugrünen Augen.
Warum hatte Prewitts Sohn sich
ausgerechnet diesen Abend dafür aussuchen müssen, Caroline Trent zu attackieren? Warum musste sie ausgerechnet in der Nacht fortlaufen, in der er
Carlotta De Leon erwartete? Und am schlimmsten war: Wie zum Teufel sollte er sich
darauf konzentrieren, Oliver Prewitt seiner gerechten Strafe zuzuführen, wenn
er wo er ging und stand, ständig über sie stolperte?
Sie war die fleischgewordene
Versuchung und eine schmerzliche Erinnerung an alles, was man ihm genommen
hatte. Fröhlich, unschuldig und zuversichtlich war sie und damit alles, was sein Herz schon so
lange vermisste. Seit Marabelle getötet worden war, um genau zu sein. Die ganze
verflixte Situation schien der Beweis dafür zu sein, dass es eine höhere Macht
gab – eine Macht, deren einziges Ziel es war, Blake Ravenscroft ein für alle
Mal in den Wahnsinn zu treiben.
Blake stürmte mit düsterer Miene aus
seinem Schlafzimmer.
»Immer gut
aufgelegt, wie ich sehe!«
Er sah auf und entdeckte James, der
am anderen Ende des Flures stand. »Lauerst du mir jetzt schon in dunklen Ecken
auf, um mich zu plagen?« erkundigte er sich mürrisch.
James lachte bloß. »Mir fallen ohne
große Mühe wesentlich wichtigere Leute als du ein, die ich plagen sollte, Ravenscroft. Ich war lediglich auf meinem Weg nach unten in das Frühstückszimmer.«
»Ich habe
über sie nachdenken müssen.«
»Das
überrascht mich nicht.«
»Was, zum
Teufel, soll das denn heißen?«
James zuckte die Achseln, sein
Gesichtsausdruck betont unschuldsvoll.
Blake ließ seine Hand seinem Freund
schwer auf die Schulter fallen. »Sag es«, verlangte er.
»Es ist nur«, antwortete James und
schob Blakes Hand fort, »dass du sie auf eine so besondere Art und Weise
ansiehst.«
»Sei nicht
dumm!«
»Ich mag viele Eigenschaften haben,
aber Dummheit hat noch nie dazugehört.«
»Du bist
verrückt.«
James schenkte dieser Bemerkung
keinerlei Beachtung. »Sie scheint ein nettes Mädchen zu sein. Vielleicht
solltest du dir Mühe geben, sie näher kennen zu lernen.«
Blake fuhr ihn wütend an. »Sie
gehört nicht zu der Sorte Frauen, die man näher«, brüllte er fast, das
letzte Wort in die Länge ziehend, »kennen lernt. Miss Trent ist eine Dame.«
»Das habe ich nie bestritten. Liebe
Güte, was hast du gedacht, wollte ich damit ausdrücken?«
»Riverdale«, sagte Blake warnend
zwischen zusammengebissenen Zähnen.
James machte eine lässige
Handbewegung. »Ich dachte nur, dass es eine ganze Weile her ist, seit du einer
Frau den Hof gemacht hast, und wo sie so bequemerweise gerade hier auf Seacrest
Manor ist ...«
»Ich habe keinerlei romantisches
Interesse an Caroline Trent«, brachte Blake mühsam heraus. »Und selbst wenn ich
das hätte, weißt du doch, dass ich nie heiraten werde.«
»Nie hat etwas so Endgültiges. Sogar ich
gehe nicht herum und erzähle, dass ich nie heiraten werde, und der Himmel weiß,
ich habe mehr Grund als du, die Ehe zu meiden.«
»Fang nicht wieder damit an,
Riverdale«, warnte ihn Blake.
James sah ihm fest in die Augen. »Marabelle
ist tot.«
»Denkst du, das wüsste ich nicht?
Denkst du, dass ich das auch nur einen einzigen Tag meines Lebens, einen
einzigen verfluchten Augenblick lang vergessen kann?«
»Vielleicht solltest du dann anfangen, es zu vergessen. Es ist jetzt fünf Jahre her, Blake. Fast sechs. Hör
endlich auf, dich für ein Verbrechen zu bestrafen, das du nicht begangen hast.«
»Was ich nicht begangen habe, zum
Teufel! Ich hätte sie aufhalten müssen. Ich wusste, es war gefährlich. Ich
wusste, sie sollte nicht ...«
»Marabelle hatte ihren eigenen Kopf«,
erwiderte James überraschend sanft. »Du hättest sie nicht aufhalten können. Sie
hat ihre eigenen Entscheidungen getroffen. Das tat sie doch immer.«
»Ich hatte geschworen, sie zu
beschützen«, erklärte Blake mit leiser Stimme.
»Wann?« fragte James leichthin. »Ich
kann mich nicht erinnern, bei eurer Hochzeit gewesen zu
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