Julia Quinn
Ihnen nur behilflich
sein«, verteidigte sie sich gekränkt.
Er starrte sie einen Augenblick
sprachlos an, sah dann von ihr zu den Löchern und wieder zurück. »Behilflich?«
»Ich hielt es bloß für höflich, mir
meinen Unterhalt zu verdienen.«
»Ihren Unterhalt zu verdienen? Sie
brauchten zehn Jahre, sich Ihren Unterhalt nach diesem Schaden hier zu verdienen!«
Caroline hatte versucht, sich zu
beherrschen. Um genau zu sein, hatte sie sich im Geiste schon beglückwünscht,
dass es ihr gelungen war, angesichts
seines Ärgers so gelassen und heiter zu bleiben.
Damit war jetzt Schluss.
»Sie, mein Herr«, brach es aus ihr
hervor, wobei sie sich nur mit Mühe davon abhalten konnte, nicht mit der
Schaufel nach ihm zu schlagen, »sind der ungehobeltste, rüpelhafteste Grobian
der gesamten Schöpfung!«
Er hob spöttisch eine Augenbraue. »Das
können Sie doch bestimmt noch besser!«
»Das könnte ich«, erklärte sie
beißend, »aber ich befinde mich in Gesellschaft.«
»Sicher meinen Sie damit unmöglich
Riverdale?« fragte Blake und deutete mit dem Kopf auf seinen grinsenden Freund.
»Er ist die letzte Gesellschaft, um die ich mich kümmern würde.«
»Wie auch immer«, mischte sich der
Marquis ein, »ich fürchte, ich werde der Dame Recht geben müssen, was die
Einschätzung deines Charakters angeht, Ravenscroft.« Er wandte sich zu Caroline
herum. »Er ist ein Flegel.«
»Möge der Himmel mich vor euch
beiden beschützen«, murmelte Blake.
»Sie könnten wenigstens danke sagen«,
hielt ihm Caroline naserümpfend vor.
»Danke!?«
»Bitte schön!« erwiderte sie rasch. »Nun
denn, würden Sie mir jetzt helfen, die Pflanzen hierher zu versetzen?«
»Nein.«
James trat vor. »Es wäre mir eine
große Freude.«
»Sie sind zu freundlich, Mylord«,
sagte sie und belohnte ihn mit einem strahlenden Lächeln.
Blake musterte seinen Freund und hob
die Brauen. »Wir haben noch etwas zu erledigen, Riverdale.«
»Ach ja?«
»Etwas Wichtiges.« Blake schrie
inzwischen beinahe.
»Was könnte wichtiger sein, als
einer Dame zu helfen, wenn sie in der heißen Sonne arbeitet?«
Caroline wandte sich mit einem
fragenden Lächeln und einem übermütigen Funkeln in den Augen zu Blake um. »Ja,
Mr. Ravenscroft, was könnte wichtiger sein?«
Blake starrte sie ungläubig an. Sie
war Gast – Gast! – in seinem Hause und hatte nicht nur seinen Garten umgegraben, nein, sie besaß auch noch die Unverfrorenheit, ihn wie einen ungezogenen
Schuljungen zu schelten. Und Riverdale, der eigentlich sein bester Freund
sein sollte, stand daneben und grinste wie ein Idiot.
»Ich bin verrückt geworden«,
murmelte er zu sich. »Entweder ich bin verrückt geworden, oder Sie sind es –
oder vielleicht ist auch einfach die ganze Welt verrückt geworden.«
»Ich stimme für dich«, spottete
James. »Ich bin geistig völlig gesund, und auch Miss Trent zeigt keinerlei
Anzeichen von Geistesschwäche.«
»Das glaube ich einfach nicht. Ich
glaube es einfach nicht.« Blake warf die Arme in die Luft, während er zum Haus
zurückging. »Gräbt mir den ganzen Garten um! Baut einen neuen Flügel an das
Haus an. Was kümmert mich das? Mir gehört schließlich bloß das ganze Anwesen.«
Caroline drehte sich besorgt zu
James herum, als Blake um die Ecke des Hauses verschwand. »Wie verärgert ist er
Ihrer Meinung nach?«
»Auf einer Skala von eins bis zehn?«
Ȁh ... wenn Sie glauben, seine
Laune würde in diese Skala passen.«
»Das würde sie nicht.«
Sie kaute nachdenklich auf ihrer
Unterlippe. »Das habe ich befürchtet.«
»Aber ich würde mir nichts daraus
machen«, sagte James mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Er wird sich schon
wieder beruhigen. Ravenscroft ist nicht daran gewöhnt, dass sein Leben
umgekrempelt wird. Er mag ein wenig unwirsch sein, ist aber Vernunftgründen
nicht völlig unzugänglich.«
»Sind Sie sich da ganz sicher?«
James erkannte, dass das nur eine
rhetorische Frage war, und nahm ihr die Schaufel ab. »Geben Sie her«, bemerkte
er, »und sagen Sie mir, was ich tun soll.«
Caroline beauftragte ihn, den
Strauch mit den lila Blüten auszugraben, und kniete sich neben ihn, um seine
Arbeit zu überwachen. »Passen Sie auf die Wurzeln auf«, mahnte sie ihn. Einen
Augenblick später erkundigte sie sich dann: »Wissen Sie, warum er immer so böse
auf mich ist?«
James gab zunächst keine Antwort;
die Schaufel in seiner Hand verharrte in der Luft, während er überlegte, was er
auf ihre Frage erwidern
Weitere Kostenlose Bücher