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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
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sollte, falls sie wirklich so heißt
...«
    »Warum sagen Sie das eigentlich
immer?«
    Darüber musste er eine Weile
nachdenken. Wahrscheinlich eine Angewohnheit aus all den Jahren, in denen er
als Spion tätig gewesen war. »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, wich
er aus. »Aber wie gesagt – wenn mir so ein Schützling von Mrs. Seeton über den
Weg liefe, würde ich mit Sicherheit sofort die Flucht ergreifen.«
    Einen Moment lang herrschte Stille,
doch dann lächelte Elizabeth plötzlich hintergründig. »Vor mir haben Sie nicht
die Flucht ergriffen.«
    James hob ruckartig den Kopf. »Was
meinen Sie damit?«
    Ihr Lächeln wirkte mit einem Mal
fast katzenhaft. »Haben Sie denn den Absatz nicht gelesen, in dem steht, dass
man die Edikte an jemandem ausprobieren soll?« Sie beugte sich vor und
spähte in das Buch. »Ich glaube, es war Nummer siebzehn, aber ganz sicher bin
ich mir nicht.«
    Er starrte sie geraume Zeit nur
ungläubig an. »Sie haben an mir geübt?«
    »Ich weiß, das klingt ziemlich
kaltblütig, und ich hatte auch etwas Gewissensbisse, aber im Grunde blieb mir
nichts anderes übrig. Denn wenn nicht an Ihnen, an wem denn sonst?«
    »Ja, in der Tat«, murmelte
James und war sich nicht ganz sicher, warum er sich ärgerte. Nicht, weil sie an
ihm geübt hatte, das fand er sogar eher amüsant. Es war wohl eher, weil er gar
nicht gemerkt hatte, dass sie an ihm geübt hatte. Für einen Mann, der
stets so stolz auf seinen Instinkt und sein Wahrnehmungsvermögen gewesen war,
war das schon eine bittere Erfahrung.
    »Ich tue es nicht mehr«,
versprach sie. »Es war wahrscheinlich ziemlich unfair von mir.«
    Er fing wieder an, auf und ab zu
gehen, und dachte dabei nach, was er tun konnte, um diese Situation zu seinem
Vorteil zu wenden.
    »James?«
    Aha! Er fuhr herum, und seine Augen
funkelten vor Erregung über diesen neuen Einfall. »Für wen haben Sie denn
geübt?«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    Er nahm ihr gegenüber Platz und
beugte sich nach vorn, die Ellenbogen auf die Schenkel gestützt. Am Morgen
hatte er sich geschworen, den verzweifelten Ausdruck aus ihren Augen zu
verbannen. Dieser Ausdruck war jetzt tatsächlich nicht mehr da, aber James
wusste, dass er zurückkehren würde, sobald sie wieder an ihre drei hungrigen
Geschwister zu Hause dachte. Und nun hatte er eine Möglichkeit gefunden,
ihr zu helfen und dabei gleichzeitig eine wundervolle Zeit zu verleben.
    Er würde ihr Nachhilfeunterricht
geben. Sie wollte einen arglosen Mann zu einer Ehe verleiten – nun, keiner
kannte sich mit solchen Tricks besser aus als der Marquis of Riverdale. Er
hatte sie von zahllosen Frauen gelernt; von kichernden Debütantinnen, die ihm
in dunkle Ecken gefolgt waren; aus schockierend deutlichen Liebesbriefen; von
unbekleideten Witwen, die plötzlich in seinem Bett gelegen hatten. Wenn es ihm
so erfolgreich gelungen war, einer Heirat aus dem Weg zu gehen, dann musste er
es doch schaffen, seine Erfahrungen in der umgekehrten Richtung anzuwenden. Nur ein wenig Arbeit mit
ihr, und Elizabeth sollte es eigentlich möglich sein, jeden Mann im Land für
sich zu gewinnen.
    Genau dieser Teil seines Plans, die
,Arbeit mit ihr', ließ seinen Puls um einiges schneller schlagen. Denn jede
Unterrichtsstunde würde unweigerlich zumindest eine flüchtige Behandlung des
Kapitels ,Liebeskünste' beinhalten müssen. Natürlich nichts, was sie
kompromittieren würde, aber ...
    »James?«
    Er sah auf und erkannte, dass er
sich in Tagträumen verloren hatte. Großer Gott, sie hatte tatsächlich das
Gesicht eines Engels! Es fiel ihm schwer zu glauben, dass sie bei der Suche
nach einem Ehemann wirklich Hilfe benötigte. Doch sie schien fest davon
überzeugt zu sein, und das wiederum bot ihm die glänzende Gelegenheit...
»Während Sie an mir geübt haben, hatten Sie da jemand ganz Bestimmten im
Sinn?« fragte er leise und eindringlich.
    »Sie meinen, den ich heiraten
wollte?«
    »Ja.«
    »Ich ... ich weiß es ehrlich gesagt
nicht. So weit hatte ich noch gar nicht gedacht. Ich hoffte nur, an einer von
Lady Danburys Gesellschaften teilnehmen zu können. Es schien mir eine gute
Gelegenheit zu sein, ledige Gentlemen kennen zu lernen.«
    »Ist so etwas in absehbarer Zeit
geplant?«
    »Eine Gesellschaft? Ja, am Samstag.
Eine kleine Gartenparty.«
    James lehnte sich zurück. Verdammt.
Seine Tante hatte ihm nicht gesagt, dass sie Gäste erwartete. Wenn einer von
ihnen zu seinem Bekanntenkreis zählte, würde er sich ziemlich schnell
unsichtbar

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