Julia Quinn
Lächeln ihr Herzschlag aus, während sie bei Dunfords, so bezwingend es
auch war, nur das Bedürfnis gehabt hatte, ihm schwesterlich auf den Arm zu
klopfen?
»Wenn du nicht bald den Mund
aufmachst, wirst du deine Zähne noch zu Pulver zermahlen«, stellte James
aufreizend gelassen fest.
»Ich habe deinen Mr. Dunford kennen
gelernt.«
»Ach, tatsächlich?«
»Ich fand ihn recht angenehm.«
»Nun ja, das ist er auch.«
Sie ballte die Hände. »Du sagtest
mir, er sei ein Schürzenjäger«, warf sie ihm vor.
»Das ist richtig. Ein angenehmer
Schürzenjäger.«
Irgendetwas stimmte hier nicht,
dessen war sie sich ganz sicher. James schien es ein bisschen zu gleichgültig
zu sein, dass sie Dunford getroffen hatte. Sie wusste zwar nicht, was für eine
Reaktion sie von ihm erwartet hatte, aber absolutes Desinteresse ganz gewiss
nicht. Ihre Augen wurden schmal. »Du kennst nicht zufällig den Marquis of
Riverdale, oder?«
Er bekam einen Hustenanfall.
»James?« Sie eilte an seine
Seite.
»Nur verschluckt«, keuchte er.
Elizabeth gab ihm einen Schlag auf
den Rücken und verschränkte die Arme. Sie war zu sehr mit ihren eigenen
Gedanken beschäftigt, um sich weiter um ihn kümmern zu können. »Ich glaube,
dieser Riverdale ist ein Verwandter von Lady Danbury.«
»Was du nicht sagst.«
Sie legte den Zeigefinger an ihre
Wange. »Ich bin sicher, dass sie ihn schon einmal erwähnt hat. Ist er ein
Cousin von ihr? Nein, ich glaube eher, ein Neffe. Sie hat ziemlich viele
Geschwister.«
James zwang sich zu einem Lächeln,
bezweifelte aber, ob es überzeugend war.
»Ich könnte sie ja einmal fragen.
Wahrscheinlich sollte ich sie sogar fragen.«
Er musste das Thema wechseln, und
zwar schnell.
»Schließlich wird sie wissen wollen,
warum Dunford so überstürzt aufgebrochen ist.«
Auch das bezweifelte James. Immerhin
war es Agatha gewesen, die ihn aufgesucht und gebeten hatte, Dunford – diesen
gerissenen Schürzenjäger, wie sie ihn genannt hatte – von Elizabeth
wegzulotsen.
»Vielleicht sollte ich jetzt gleich
zu ihr gehen.«
Unvermittelt fing er wieder zu
husten an. Die einzige andere Art, sie am Verlassen des Zimmers zu hindern,
wäre gewesen, sie in seine Arme zu reißen
und zu küssen, doch dagegen hätte sie in diesem Moment bestimmt etwas gehabt.
Nun, es war auch nicht die einzige andere Art, aber mit Sicherheit die, die ihm
am meisten gefallen hätte.
»James?« fragte sie, und ihre
saphirblauen Augen schienen auf einmal von Sorge umwölkt. »Geht es dir
wirklich gut?«
Er nickte
nur und rang sich noch einen Huster ab.
»Das hört sich gar nicht gut
an.« Sie legte ihm sanft und warm die Hand auf die Wange.
Er hielt den Atem an. Sie stand zu
nah vor ihm, viel zu nah, und er spürte, wie sich sein Körper anspannte.
Jetzt legte sie ihm die Hand auf die
Stirn. »Du siehst mitgenommen aus«, stellte sie fest. »Obwohl du kein
Fieber zu haben scheinst.«
»Mir geht
es gut«, brachte er mühsam heraus.
»Ich könnte
nach Tee läuten.«
Er schüttelte hastig den Kopf.
»Nicht nötig.« Er hustete. »Es geht mir wirklich besser«, beteuerte
er mit einem schwachen Lächeln. »Siehst du?«
»Bist du sicher?« Sie zog die
Hand fort und sah ihn prüfend an. Doch während sie ihn so betrachtete, wich
allmählich der besorgte, ratlose Ausdruck aus ihren Augen, und sie wirkte
wieder sachlich und nüchtern.
Schade.
»Ist wirklich alles in Ordnung?«
wiederholte sie. Er nickte nur. »Nun, wenn es so ist, dann gehe ich jetzt nach
Hause.«
»So bald
schon?«
Mit einer rührend hilflosen Geste
zuckte sie mit den Schultern. »Heute erreiche ich doch nichts mehr. Mr. Dunford ist von diesem mysteriösen Marquis nach London zurückgeordert worden, und
diesem blonden Adonis, der mich für ein Serviermädchen gehalten hat, werde ich
sicher keinen Heiratsantrag entlocken können.«
»Welcher Adonis?« Liebe Güte,
war das wirklich seine Stimme? Er wusste gar nicht, dass er so gereizt klingen
konnte.
»Das Gesicht eines Engels und die
Manieren eines Ochsen«, beschrieb sie den Unbekannten.
Er nickte
erleichtert. »Fellport.«
»Wer?«
»Sir Bertram Fellport.«
»Ach ja, der, der zu viel
trinkt.«
»Genau.«
»Woher kennst du nur all diese
Leute?«
»Ich sagte dir doch, ich habe mich
früher in den besseren Kreisen bewegt.«
»Wenn du mit ihnen so gut befreundet
bist, warum willst du sie dann nicht einmal begrüßen?«
Eine gute Frage, aber James hatte
auch eine gute Antwort darauf. »Damit sie sehen, wie tief
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